Auf die Rodelpiste in Todtnauberg führt ein 102 Meter langes Förderband. Schwungvoll geht es danach wieder talwärts, am Wochenende auch bei Flutlicht bis 21 Uhr. Foto: StN

Die Gemeinde Todtnauberg im Schwarzwald ist für sein Engagement um Eltern und Kinder ausgezeichnet worden.

Die Gemeinde Todtnauberg im Schwarzwald ist für sein Engagement um Eltern und Kinder ausgezeichnet worden.

Todtnauberg - Wer die Natur liebt, kann jedem Wetter etwas abgewinnen. Als die Dämmerung die Nacht ankündigt, verwandelt sich der Regen über Todtnauberg allmählich in fette, nasse Schneeflocken. Die Kinder interessiert die große Nässe in dem Hochtal 1000 Meter über Meereshöhe nicht die Bohne. Sie laufen nach einem langen Tag im Schnee mit Skikurs und Schlittenfahren auch noch zielstrebig auf die beleuchtete Rodelpiste auf dem Buck zu, wie einer der Berge um das 650-Einwohner-Örtchen heißt.

Das Förderband, Zaubermatte genannt, liegt in den gleißenden Strahlen des Flutlichts. Nach 102 Metern oben angekommen, bricht sich die Begeisterung bahn. „Ich will endlich fahren!“, ruft die Vierjährige. Im Kindersitz des Hotel-Schlittens festgeschnallt, geht es los in Richtung der anderen fröstelnden Eltern am Fuße der Rodelpiste.

„Juhuuu!“, heißt es unten angekommen und – erwartungsgemäß – „noch mal!“ Dies ändert sich auch nach weiteren sieben Abfahrten nicht, nach denen alle aussehen, als hätten sie sich mit ihren Skiklamotten für fünf Minuten unter die Dusche gestellt.

Schlitten oder Poporutscher können gratis ausgeliehen werden

Der Rodelhang am Rande der blauen Piste ist ein Grund, weshalb Todtnauberg für Familien eine Reise wert ist. Der Ort ist als einer von 35 in Baden-Württemberg beim Wettbewerb Familien-Ferien der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) und des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga ausgezeichnet worden. Wer das Siegel mit dem Löwen Leo auf seinen Briefkopf drucken will, muss Unterkünfte mit getrennten Schlafzimmern für Eltern und Kinder, gesicherten Steckdosen und Steh-Hockern an Waschbecken ebenso bieten wie Kinderwagen-taugliche Wege und Beschilderungen, die Kleine verstehen. Gaststätten sollen nicht nur Nahrungsmittel verwenden, die aus der Region kommen, sondern auch Spiel- und Malecken haben. „Vor allem sollen Familien einfach viel unternehmen können“, sagt Lena Gscheidle von den Tourismus-Werbern der TMBW.

An diesem Wochenende ist das der Brezel-Backkurs, den Guntram Jelko ab und zu in seiner Bäckerei im Kurhaus veranstaltet. Für zwei Euro pro Person, und nach Voranmeldung. Bis zu 30 Kinder wollen regelmäßig sehen, wie Jelko die Teigschlange so in die Luft wirft, dass sie sich in der Luft verschlingt. Dazu gehört auch, dass Gäste des Berggasthofs Stübenwasen 400 Meter weiter oben Schlitten oder Poporutscher kostenlos ausleihen können, um den Hang nebenan hinunterzusausen. Da verdaut sich die mächtige Schwarzwälder Kirschtorte, die es hier für 2,50 Euro gibt, viel besser.

Am nächsten Morgen liegen 20 Zentimeter Neuschnee auf dem Walderlebnispfad. Der 2,4 Kilometer lange Pfad funktioniert auch im Winter. Das Kegelspiel, bei dem man Holzkegel mit einem Ledersack von Stelen schubsen kann, bringt auch kleine Schneemänner zu Fall. An einer Station für die Sinne lässt sich auch bei Kälte Lavendel erschnuppern. Für den Pfad und andere Attraktionen sorgt der Verein L(i)ebenswertes Todtnauberg, der gewichtige Argumente für das Familien-Ferien-Logo liefert.

In Todtnauberg gibt es vier Schlepplifte und eine Zaubermatte

Das Tollste aber ist diese Winterlandschaft, wenn 30 Kilometer weiter alles grün ist und hier oben der leichte Pappschnee den Pfad bedeckt, über den sich die Äste der Bäume biegen. Papa drückt die weiße Pracht mit den Schnee-Schuhen nieder, so dass auch die Kinder den Berg hochwackeln können. Die Schnee-Schuhe können für 8,50 Euro pro Tag bei der Tourist-Information ausgeliehen werden, die Verlängerung kostet 2,50 Euro pro Tag.

Weiter oben verdecken Nebelbänke die Bergspitzen, doch zwischen den Bäumen öffnen sich immer wieder schöne Ausblicke auf den Ort und das südlich gelegene Obere Wiesental. „Die Pferde sind ja sooo klein!“ , zeigt sich der Nachwuchs euphorisch. Der Marsch fällt beim Anblick der Schneemassen leicht, in die sich die Kleinen immer wieder fallen lassen. Von einem Sprungbrett am Waldrand aus auch mit Anlauf.

Todtnauberg bietet einiges für Familien: Dazu gehören die Skischule mit ihren Kursen an der Zaubermatte und an vier Schleppliften auch für Kinder ab vier Jahren ebenso wie die Unterkünfte Bühlhof und Sunmattehof mit ihren Ferienwohnungen oder das Hotel Engel.

Hier bastelt Kathrin Pöss einen Abend vorher Schneekugeln mit den Kleinen. „Wenn man wie ich selbst fünf Kinder hat, weiß man, was den Kleinen Spaß macht“, sagt Pöss, während eine Siebenjährige hoch konzentriert Plastik-Schweinchen auf die Innenseite des Verschlusses klebt. Danach gibt es Abendessen im großen Spielzimmer. Im Restaurant zwei Stockwerke höher tauschen sich derweil die Erwachsenen über die Eindrücke von einem langen Schneetag aus.