Ausgerissene Bankette: Die Strecke von Grunbach nach Unterreichenbach ist seit mehr als 30 Jahren kaputt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Fahrbahn von Grunbach nach Unterreichenbach soll in diesem Jahr erneuert werden. Stetiger Protest zeigt Wirkung.

Unterreichenbach/Engelsbrand - Was für eine erbärmliche Straße: Seit mehr als 30 Jahren werden die Autofahrer auf der Strecke zwischen Grunbach und Unterreichenbach durchgerüttelt, die Fahrbahn ist außerordentlich holprig. Die einen ärgern sich, weil gefühlt seit einer Ewigkeit die jeweiligen Landesregierungen den hohen Aufwand scheuten, die kaputte Straße auszubauen. Andere drücken mit beißender Ironie ihren Missmut über die wohl schlechteste Landesstraße in Baden-Württemberg aus. Die Regierung solle ihren Werbeslogan abwandeln – "Wir können alles außer Hochdeutsch und unsere Straßen pflegen", feixte 2010 ein Kreisrat.

Doch wie ein steter Tropfen höhlte der Protest den Stein: Noch dieses Jahr will das Land die Rumpelstrecke ausbessern. Im Sommer beginnen Bauarbeiter, die Fahrbahn zu erneuern, sagte die Regierungspräsidentin Nicolette Kressl bei ihrem Gemeindebesuch dem Engelsbrander Bürgermeister Bastian Rosenau.

Dass nun auf einmal alles so schnell geht und das Land viel Geld in die Hand nimmt, überraschte Rathauschef Rosenau: "Rund eine Million Euro gibt das Land für einen neuen Belag aus, außerdem wird die Schlaglochstrecke vom Gartenbetrieb Faas bei Grunbach bis zum Engelsbrander Kreisel repariert und in der Engelsbrander Ortsdurchfahrt ein Fußgängerüberweg gebaut."

Seit mehr als drei Jahrzehnten hatten die Straßenplaner des Landes den Ausbau immer wieder auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben. Die enge Straße sollte verbreitert werden, an den steilen Waldhängen wäre das mit neuen Stützkonstruktionen aber richtig teuer geworden. Die Fahrer müssen jetzt nach dem Ausbau zwar weiter nah aneinander vorbei, aber sie bekommen immerhin eine topfebene Straße. Wie nötig das ist, weiß Bastian Rosenau nur zu gut. Als seine Frau schwanger war, machte er bei Familienfahrten von Engelsbrand nach Tiefenbronn lieber einen großen Umweg, um einer Rütteltour auf der holprigen Straße zu entgehen.

Rosenau und sein Kollege Carsten Lachenauer starteten 2010 eine besondere Protestaktion. Mit einem Benefizlauf wiesen sie auf die marode Straße hin. Und den Erlös, 80 Euro, übergaben sie dem Regierungspräsidium – als eine symbolische Anschubfinanzierung für den Ausbau. Danach gab es jährliche Bergzeitfahrten, um das Land daran zu erinnern, wie wichtig das Straßenbauprojekt für die Gemeinden ist.

Große Bedeutung hat die Strecke vom Nagoldtal nach Grunbach für viele Berufspendler: Wenn sie Richtung des Pforzheimer Stadtteils Büchenbronn oder weiter ins Brötzinger Tal müssen, umgehen sie auf dieser Ausweichroute den umständlichen Weg durch Dillweißenstein und die Pforzheimer Innenstadt. Für die Großstadt ist die Straße von Unterreichenbach nach Grunbach somit eine Art südliche Umfahrung. Der Enzkreis hat dazu beigetragen, dass dieser Schleichweg auf der anderen Bergseite in Ordnung ist: 2012 wurde die Straße von Unterreichenbach nach Schellbronn saniert. Das Land zieht nun nach.