Fachkundig führte Günther Garbe (Zweiter von rechts), durch das historische Wasserwerk in Altensteig. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

Umweltminister besichtigt Energievielfalt im Hotel Untere Kapfenhardter Mühle / In Altensteig wird wie einst Energie aus Wasserkraft gewonnen

Von Andrea Fisel, Doris Sannert und Markus Katzmaier

Unterreichenbach/Altensteig. Dass der Nordschwarzwald Gäste und Urlauber aufgrund seiner landschaftlichen Schönheit, seiner erstklassigen Küchen sowie seiner kulturellen Traditionen anzieht, steht außer Zweifel. Dass diese Region aber auch mit einer Vielfalt an erneuerbaren Energien aufwartet, davon konnte sich Minister Franz Untersteller höchstpersönlich überzeugen.

In diesem Jahr fand der landesweite Energietag Baden-Württemberg bereits zum sechsten Mal statt. Seit 2007 erfolgten weit mehr als 1000 Aktionen und Veranstaltungen in über 250 Städten und Gemeinden des Landes. Der Regionalverband Nordschwarzwald mit Sitz in Pforzheim hatte im Rahmen der Energie-Erlebnis-Tage unter dem Motto "Entdecken Sie die fünf Arten der erneuerbaren Energien" mehrfach zu Entdeckertouren eingeladen, um gleichzeitig die Umsetzung des Projekts "Tourismus trifft Technik und Natur" fortzuführen. Durch einen Blick hinter die Kulissen konnten sich Besucher informieren, welche Fortschritte im Zeichen der Energiewende gemacht wurden.

Franz Untersteller, Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft in Baden-Württemberg, versicherte bei seinem Besuch im Hotel "Untere Kapfenhardter Mühle", dass die Energiewende, insbesondere der Ausstieg aus der Atomkraft, nicht nur zu Unabhängigkeit verhelfe, sondern auch Chancen in vielerlei Hinsicht eröffne. "Mancher, der heute noch die Stirn in Falten legt, wird sich morgen schon über neue Möglichkeiten freuen", war der Grünen-Politiker überzeugt. Anerkennende Worte fand er während der Besichtigung des Blockheizkraftwerks, der Wärmepumpen, Rapsölpressen sowie durch Wasserkraft betriebenen Turbinen: "Wo man Lösungen finden will, da lassen sich auch welche finden."

Auch der Unterreichenbacher Bürgermeister Carsten Lachenauer schloss sich dieser Meinung an: "Hier im Reichenbacher Tal wird Umweltschutz praktiziert."

Wolfgang Frey sprach als Vertreter des Dehoga-Kreisverbandes Calw: "Wir haben in der Hotellerie schon lange erkannt, dass wir in diesem Bereich tätig werden müssen." Bereits Anfang des Jahres hatten Susanne und Eckhard Mönch für ihren Betrieb die Auszeichnung "Umweltfreundliches Hotel" erhalten. Ihre Devise lautete: "S’ Wasser darf net ungenutzt da Bach nalaufe!".

Im Kreis Calw gab es am Energietag einiges zu entdecken: In Bad Liebenzell das Blockheizkraftwerk in der umgebauten Therme, in Neuweiler eine Biogasanlage, in Neubulach die Gewinnung von Energie aus Holz und Sonne und in Simmersfeld den größten Windpark des Landes.

Die Stadt Altensteig gab Einblick in die Energiegewinnung aus Wasserkraft. "Die Energiewende wird hauptsächlich vor Ort passieren", ist sich Günther Garbe überzeugt. Damit wird die Uhr zurückgedreht: Das alte Wasserkraftwerk stamme aus den Jahren 1922/23 und damit aus einer Zeit, in der die benötigte Energie noch vor Ort erzeugt werden musste, erklärte Garbe bei seinen Führungen durch die Anlage. Der Leiter der Stadtwerke Altensteig und sein Mitarbeiterteam öffneten gestern das Werk II und gewährten den Besuchern so den Einblick in ein altes und ein neues Wasserkraftwerk.

Bis 1998 sei sie in Betrieb gewesen. Anstatt die alte Anlage zu sanieren, hätten sich die Verantwortlichen dazu entschieden, eine neue Anlage im Wasserwerk zu installieren und die alten Räume mit ihren Mosaikfliesen und den historischen Gerätschaften als Schauanlage zu erhalten. "So etwas sieht man heute nur noch selten", machte er deutlich. Dass sich die Investition gelohnt habe, zeige die Verdoppelung der Leistung von 450 000 Kilowattstunden pro Jahr durch die alte und rund 900 000 Kilowattstunden mit der neuen Anlage. Beliebt sei sie nicht nur bei Schülern und Studenten, die sich bei Führungen über die Wasserkraft informierten, sondern auch bei Künstlern. Demnächst diene das historische Innere des Wasserwerks wieder als Rahmen für eine Kunstausstellung.

Wer sein Wissen über die Wasserkraft testen wollte, der konnte im Anschluss an die Führung einen Fragebogen zur Hand nehmen und sich auf einen Spaziergang vom Wasserwerk aus am Kanal entlang in Richtung Campingplatz begeben, um die verschiedenen Fragen zu beantworten und einen der Preise zu gewinnen. Testen konnten die Gäste auch die E-Bikes der Stadtwerke. Für die Kinder standen neben verschiedenen Mal- und Bastelangeboten auch Elektroautos bereit, mit denen sie auf einem Parcours ein paar Runden drehen durften.

Den musikalischen Rahmen lieferte der Kindergarten Welkerstraße mit einigen Liedern. Und mit Pommes und Wienerle, Kaffee und Kuchen war auch für das leibliche Wohl der Besucher gesorgt.