Renate Krüger (links) und Sieglinde Landoll werden den Mord am Salvest mit Moritat und Drehorgel sowie selbst gemalten Bildern aufleben lassen. Foto: Schück Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatverein will Mord an der Witwe Blessing im 19. Jahrhundert aufleben lassen

Von Felicitas Schück

Unterkirnach. Es ist einer der spektakulärsten ungeklärten Kriminalfälle, die sich in der Region im 19. Jahrhundert ereignet haben: Der Mord an der Witwe von Carl Blessing.

Der Unterkirnacher gilt als Erfinder des Orchestrions und ist jung gestorben. Seine Witwe Gertrud Blessing, geborene Zähringer, war am Sonntag, 12. November 1843 nicht mit ihrer Tochter in die Kirche gegangen.

Vermutlich war der 70-Jährigen der Weg vom Salvest bis nach Unterkirnach zur Jakobuskirche an diesem Tag zu beschwerlich. Kurz zuvor hatte sie ein von ihrem Mann gebautes Orchestrion für 3000 Gulden verkauft. "Des Sonntags ist’s gewesen, früh um die neunte Stund", erzählt eine Moritat, deren Text ein Furtwanger 60 Jahre nach dem grausigen Verbrechen schrieb.

Renate Krüger mit der Drehorgel und Sieglinde Landoll wollen das Geschehen für den Verein für Heimat- und Orchestriongeschichte am Sonntag, 17. Mai wieder auferstehen lassen. Und zwar im Rahmen einer vom Verein geführten Wanderung zum Forsthaus Salvest, die um 14 Uhr auf dem Mühlenplatz beginnen wird. Dort lebte die Witwe Blessing, als der Mörder in ihr Haus trat: "Heraus mit deinem Gelde, heraus mit deinem Gut, geschieht es nicht in Bälde, es kostet dich dein Blut". Die Witwe hatte das Geld offenbar nicht im Haus, trotzdem wurde sie mit einem Messer erstochen. "Der Räuber sprach: ›Es bleibe, beiseite Furcht und Schmerz", und stieß dem greisen Weibe den Mordstahl in das Herz", heißt es in der Moritat. Der Mörder wurde nie gefasst, obwohl eine Belohnung von 500 Florin ausgesetzt wurde. Aber es wurde seinerzeit ein Mann verdächtigt, der in der Nähe vom Salvest als Waldarbeiter tätigt war.

Der Legende nach soll dieser Mann vor seinem Tod mehrmals den Priester bestellt und gesagt haben, er habe etwas auf dem Gewissen. Doch schließlich starb er ohne das Sakrament der Beichte. Renate Krüger hat die Moritat gekonnt in Bildern festgehalten, so wie es damals auf Jahrmärkten, wo die Drehorgel gespielt wurde, üblich war. Voraussichtlich 15.30 Uhr sollen die Wanderer auf dem Salvest eintreffen. Mitglieder des Vereins werden die Drehorgel vorher dorthinbringen. Es gibt dann zum Moritatenvortrag Wasser und Apfelschorle, bevor wieder zurück nach Unterkirnach gewandert wird. Im Prinzip ist das die Strecke, die die Ermordete für den Kirchgang hätte zurücklegen müssen.

Nach der Wanderung ist gemütlicher und geselliger Abschluss im Restaurant "Stadthof" vorgesehen. Beginn ist um 14 Uhr auf dem Mühlenplatz.