Wechsel in der Werkstatt der Waschküche von Maria Tann / Fahrräder zum Aufmöbeln gesucht

Von Ulrich Schlenker Unterkirnach. Tradition ist, dass in der Fahrradwerkstatt von Maria Tann in Unterkirnach gebrauchte Räder für die Nutzung durch Asylbewerber aufgemöbelt werden. Seit Kurzem ist ein junger Eritreer für den zweirädrigen Fuhrpark zuständig. Früher fuhr der Eritreer in seiner Heimat Radrennen. Nicole Günaydin weiß, dass der Wechsel in Maria Tann zur Tagesordnung gehört. Die von ihr im Auftrag des Deutschen Roten Kreuzes betreuten Asylbewerber bleiben nur für begrenzte Zeit.

Als der bisher für die Fahrradreparatur zuständige Lugman Muhammad abgeschoben werden sollte, verschwand er. Betreuerin Günaydin machte sich auf die Suche nach Ersatz. "Nicht jeder kann Schläuche flicken und Mäntel wechseln. Man fragt sich durch und die Gefragten fragen weiter", verrät sie ihr Erfolgsrezept. Seit ein paar Tagen ist mit Temesgen Sibhat Tukue aus Eritrea ein neuer Reparateur gefunden, der sein Handwerk versteht.

Der Eritreer erklärt nachdenklich lächelnd, wie er das Flicken von Fahrrädern gelernt hat. Er holt einen Stapel Fotos aus seiner Tasche. Ein abgegriffenes Bild zeigt eine Gruppe Radrennfahrer auf einer staubigen eritreischen Straße. Der Sportler deutet zuerst auf den führenden Fahrer im blauen Trikot und dann auf sich selbst. Die Antwort erschließt sich ohne Worte. Ein Radrennfahrer muss in Eritrea sein Stahlross auch reparieren können. Der Radsport sei in Eritrea sehr beliebt, bestätigt der gerade an einem Fahrrad hantierende Landsmann Meles Andebrhan. Die Radrennzeiten seien vorbei, bedauert der Zuflucht suchende Sibhat Tukue. Seine Frau und seinen knapp zwei Jahre alten Sohn hat er auf der Flucht vor diktatorischer Unterdrückung zurückgelassen.

Schon um die 20 Fahrräder hat er repariert, seit er seinen Ein-Euro-Job auf Zeit in Maria Tann angefangen hat. In den ersten Tagen pendelte er aus seiner Villinger Unterkunft nach Maria Tann, verriet Betreuerin Günaydin.

Inzwischen liegt seine Arbeitsstelle direkt vor der Haustür. Bei schönem Wetter wird im Freien repariert. Ansonsten behilft man sich mit einem Nebenraum der Waschküche. Für die Ersatzteilversorgung werden alte Räder ausgeschlachtet. Verschleißteile wie Schläuche bezahle das Rote Kreuz, merkte Nicole Günaydin an. Eine ganze Reihe der derzeit 127 Asylbewerber von Maria Tann ist noch nicht mit einem Fahrrad versorgt. Dafür braucht es zusätzliche Spenden.

Radsportler Sibhat Tukue freut sich auf Nachschub zum Aufmöbeln. Nicht mehr zur Fahrtauglichkeit aufrüstbare Zweiräder sollten nicht gespendet werden, schränkte Betreuerin Günaydin ein.

Weitere Informationen: Gesucht werden gebrauchsfähige Fahrräder auch mit reparablen Mängeln. Die Räder werden auf Wunsch bei den Spendern abgeholt. Anmeldung per E-Mail unter nicole.guenaydin@drk-vs.de oder unter Telefon 07721/ 9 92 78 68.