Ingrid Kappeler-Kewes begeistert mit ihrem Auftritt in Unterkirnach. Foto: Zährl Foto: Schwarzwälder-Bote

Veranstaltung: Musikkabarett "Vorbeischwimmer" unterhält Publikum / Thematische und musikalische Vielfalt

Unterkirnach. Der Verein für Heimat- und Orchestriongeschichte brachte mit seiner zweiten öffentlichen Aufführung neues Leben in die Heimatstube im Alten Schulhaus in Unterkirnach. Das Musikkabarett "Vorbeischwimmer" von und mit Ingrid Kappeler-Kewes aus Pfaffenweiler passte genau in diese anheimelnde, fast familiäre Atmosphäre.

Die Vorstellung war ein Schmankerl. Das abendfüllende Programm glänzte durch eine erstaunliche thematische und musikalische Vielfalt. Sie singt vom Frauenversteher und Müllwegbringer und sucht noch den winzigen Defekt. Sie überlegt, ob es sich lohnt, alt zu werden. Bei dem Gedanken an die drei Flaschen Wein vom Oberbürgermeister zum 85. Geburtstag beschließt sie, zum Vergnügen des Publikums, doch alt zu werden.

Im Lied von der Rentnerschwemme vibriert die Erde von Rollatoren. Im "jungen Rentnerglück" nimmt der Mann seiner Frau jede Freiheit, die in finsteren Momenten Mordgelüste entwickelt, mit dem Refrain: "Der Ruhestand ist schön, doch ich hab’ den Fön." Die ganze Litanei der alltäglichen Pflichten kommt mit "Ma sott" in der Allgäuer Mundart daher und mit "Des tut’s" bringt sie das Publikum zum Singen. Die heile Kinderwelt und die Sehnsucht nach der vergangenen Kindheit wird wehmütig hervorgeholt. Die Therapie bringt sie zur Achtsamkeit und zum Hier und Jetzt. Sie hat gelernt zu leben, bis zum selbstironischen Egotrip.

Sie besingt den Mann vom Finanzamt, den Steuerfahnder. Das Publikum lacht über das Lied mit "Alles Alte war gut, des Neue isch nix. R(e)ider war besser als Twix" und denkt an das alte Sandmännchen-Lied, das ihr das Fernsehen weggenommen hat. Sie besingt ihren Liebsten, für den sie keine Worte hat, weil im Schwäbischen nicht so viel geschwätzt und gelobt wird.

Sie hat Klaus Kleber zum Helden erkoren, da er sie im Gegensatz zu anderen "Skandalgrößen" nie enttäuscht. Bei "Ich will mehr von Dir" geht sie gierig zum Metzger nebenan, der mit dem Standardsatz "Darf’s noch etwas mehr sein?" ihr das anbietet, was sie am Tier liebt.

Kappeler-Kewes begleitet sich mit Klavier und Gitarre, doch überraschend spielt sie auf einer Hang – einer Blechschüssel – mit einem Text über die Unauffälligkeit und Vergänglichkeit. Ironische Songs über die entrückte romantische Zweisamkeit, oder über große Gefühle im Kino, die durch schwäbische Mundart grausam unterbrochen werden. Worauf sie sich wünscht, "dass er stumm sei". Die Vorstellung war ein beachtenswertes, unterhaltsames und niveauvolles Kleinkunst-Programm für einen schönen Abend.