Die Asylbewerber Samuel Debesay (hintere Reihe, von links), Bethe Kflom, Merake Tsegay und (vordere Reihe, von links) Debak Solomon, Zewengi Alem sowie Semeri Ghabrtnea erzählen über Weihnachtsbräuche in Eritrea. Foto: Schlenker Foto: Schwarzwälder-Bote

­Asylbewerber erzählen von Weihnachtsbräuchen in Eritrea

Von Ulrich Schlenker

Unterkirnach. Die orthodoxen Christen feiern Weihnachten ein wenig später und mit anderen Sitten. Flüchtlinge aus dem Asylbewerberheim Maria Tann erzählen von Weihnachtsbräuchen in Eritrea. "Wir feiern das Fest der Geburt Jesu am 7. und 8. Januar", weist Semeri Ghabrtnea auf einen Unterschied zum hiesigen Fest hin. Der zwei- bis dreistündige Gottesdienst beginne genau um Mitternacht. Danach gebe es zu Hause ein Festessen.

An Schlaf sei in der Heiligen Nacht nicht zu denken, schmunzelt der christliche Eritreer. Zwei oder drei Stunden Ausruhen vielleicht, bevor es am frühen Morgen des 7. Januars wieder zu Gebet und Lobpreis in die Kirche gehe.

Wenn es um Einzelheiten der Festgebräuche geht, hilft als Verständigungsmittel das Mobiltelefon. Debak Solomon zeigt darauf Fotos von Gläubigen in langen festlich-weißen Gewändern. Sie stehen in Reihen im Gotteshaus und beten. Viele Menschen sind zu sehen. Zewengi Alem nickt bekräftigend mit dem Kopf. In seiner Stadt Asmara gebe es in manchen Gemeinden an Weihnachten mehrere Hundert Gottesdienstbesucher. Man singe Weihnachtslieder, der Prediger lese aus der Bibel die Weihnachtsgeschichte vor. Die Fotos zeigen, dass in der mehrstündigen Zeremonie auch getanzt wird. Manche Gläubige haben zum festlichen Anlass farbige Schirme aufgespannt, andere halten einen hölzernen Stab mit bunten Ornamenten in ihren Händen.

Der Gedankenaustausch über die Weihnachtstradition in der verlassenen Heimat weckt Emotionen. Weitere orthodox-christliche Eritreer schließen sich an und zeigen ihre eigenen Erinnerungsfotos an Weihnachtsfeste, als Flucht für sie kein Thema war. Darunter sind Bilder von Speisen und Getränken.

Zum Festessen in der zweiten Nachthälfte lade man arme Nachbarn zu sich nach Hause ein, merkt Christ Ghabrtnea an. Oft werde ein Lamm geschlachtet. Ein zusammengerolltes Fladenbrot werde mit einer Fleischfüllung gegessen. "Injera" sei ein typisches Landesgericht, machen die Männer mit einem Strahlen auf dem Gesicht klar. Zum Trinken gibt es Kaffee und ein bräunliches Getränk, das sich "Swa" nennt. Es sei köstlich, schwärmen die Eritreer über den bierähnlichen Trank. Eingepackte Geschenke kennt die Weihnachtstradition in Eritrea nicht. Man umarme sich als Zeichen der Versöhnung, gibt die Gruppe einen Fingerzeig auf die eritreische Art des Schenkens. Ein Foto zeigt ein neu eingekleidetes Mädchen in einem festlichen Gewand mit bunter Borte. Neue Kleidung für die Kinder sei zu Weihnachten üblich.

Auch in Maria Tann wollen die eritreischen Asylbewerber an Weihnachten ihre Tradition bewahren. Am orthodoxen Weihnachtsfest gibt es in der orthodoxen Kirche einen nächtlichen Gottesdienst. Danach wird gemeinsam gegessen. Die Zutaten zum Backen von Injera seien im hiesigen Lebensmittelmarkt erhältlich. Statt eritreischem Swa gibt es deutsches Bier.