Die Vereinsmitglieder mit Museumsmitarbeiter Martin Bertsche (mit Strohhut) schauen sich die Original-Behlissäge aus nächster Nähe an. Fotos: Paskal Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Heimatverein besucht Original-Werkzeug / Modell steht nun im Rathaus in Unterkirnach

Von Christel Paskal

Im Foyer des Rathauses ist seit Mai das Modell der Behlissäge ausgestellt. Diese Hochgangsäge ist vor 1766 erbaut worden und stand unweit der katholischen Kirche. Das Original befindet sich in Neuhausen o. E.

Unterkirnach. Die Säge war für die Holzverarbeitung im Schwarzwald äußerst wichtig. Als Villinger Untertanen lieferten die Unterkirnacher im Frondienst das Holz bis etwa 1833 ab. Das benötigte Wasser für die oberschlächtige Säge kam bis 1950 vom Schlegelbach aus dem Schlegeltal sowie dem Arbach aus dem Marbental.

Im Jahr 1952 erfolgte der Einbau eines elektrischen Sägegatters. Der letzte Eigentümer Otto Beha betrieb die Säge bis 1979. Danach ist der Platz für den Sportlertreff benötigt worden und die Säge ist ins Freilichtmuseum Neuhausen o. E. gekommen. Dort ist sie seit 1988 zu besichtigen.

Der Schreiner Hans Stern aus der Villinger Rietstraße hat in mühevoller Arbeit ein Modell originalgetreu nachgebaut und dem Freilichtmuseum in Neuhausen o. E. überlassen. Und dem Verein für Heimat- und Orchestriongeschichte ist es gelungen, nach Verhandlungen mit der Witwe Sterns, Irmgard Stern, das Modell nach Unterkirnach zu holen. Die Mitglieder des Vereins machten das Modell in mehr als 55 Stunden gangbar. So kann durch einen Antrieb drei Minuten lang beobachtet werden, wie die Säge damals im Original gearbeitet hat.

Nun wollte der Verein die Behlissäge vor Ort in Aktion erleben. Eine Gruppe mit 21 Personen bestehend aus Vereinsmitgliedern und Gästen machte einen Ausflug ins Freilichtmuseum. Etliche Mitgereiste erinnerten sich noch gut daran, wo die Mühle einst gestanden hat und wie sie arbeitete.

Der Tank fasst 60 000 Liter

Martin Bertsche vom Freilichtmuseum wusste Interessantes zur Arbeitsweise der Behlissäge. Er erklärte anschaulich, wie das Holz eingespannt, ausgerichtet und danach gesägt worden ist. Ein auf dem Gelände befindlicher Tank fasst 60 000 Liter. Diese Menge reicht aus, um damit zehn Minuten sägen zu können. Das Wasser läuft über eine Rinne, im alemannischen Mühlekähner genannt, oberschlächtig in das Mühlrad. Bertsche beantwortete bereitwillig noch die an ihn gestellten Fragen. Für die Gruppe war es ein bereichernder Ausflug, der weitere Erkenntnisse zur Behlissäge erbrachte.