Flüchtlinge liegen am in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge in Ellwangen in einer Turnhalle. Foto: dpa

Bis zu zehn Personen in Vier-Bett-Zimmern: Eskalationen sind fast unausweichlich. Zwischenfälle in der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge in Ellwangen haben die Polizei auf Trab gehalten. Der Leiter der Einrichtung fordert drastische Konsequenzen.

Ellwangen - Bei einer Auseinandersetzung in der Nacht zum Sonntag sind in der Flüchtlingserstaufnahme in Ellwangen (Ostalbkreis) rund 40 Menschen verschiedener Nationalitäten aneinandergeraten. Mindestens drei Menschen, darunter ein 13-Jähriger, wurden nach Polizeiangaben vom Montag verletzt. Zwei erwachsene Verletzte kamen zur stationären Behandlung ins Krankenhaus, bei dem Jungen genügte eine ambulante Versorgung.

Der Leiter der Landeserstaufnahmestelle (Lea), Berthold Weiß, sagte in der SWR-Sendung „Landesschau aktuell“: „Was wir in Ellwangen brauchen, ist ein sofortiger Aufnahmestopp.“ Die Einrichtung war ursprünglich für 500 bis maximal 1000 Menschen geplant, seit Wochen leben dort weit mehr als 2000 Hilfesuchende.

In Vier-Bett-Zimmern seien inzwischen bis zu zehn Personen untergebracht, sagte Weiß. Der CDU-Landtagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Aalen und CDU-Landesvize Winfried Mack forderte den Krisenstab des Landes auf, sofort nach Ellwangen zu kommen, um sich ein Bild von der Situation zu machen.

200 Menschen müssen gemeinsam in einer Halle schlafen

Der Grund für den aktuellen Streit war, dass eine Menschengruppe auf einer Freifläche feierte. Das störte eine andere. Die Polizei konnte die Lage schlichten. Gegen drei 32 bis 35 Jahre alte Männer ermitteln die Beamten wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung.

Kurze Zeit später, gegen 3.45 Uhr, gab es in einer mit rund 200 Menschen belegten Turnhalle Streit, weil immer wieder einzelne Bewohner die Beleuchtung einschalteten. Die anderen wurden dadurch in ihrer Nachtruhe gestört. Die Polizei veranlasste die Durchsage eines Dolmetschers, der die Ruheregeln erklärte. Die Situation beruhigte sich den Angaben zufolge wieder.

Am Sonntagnachmittag stritten sich rund 200 Menschen. Bis die Polizei die Gruppen getrennt hatte, waren mindestens sechs Menschen verletzt worden, darunter drei Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, die sich laut Polizei durch Steinwürfe wohl eher leichte Verletzungen zuzogen. Zwei mutmaßliche Haupttäter kamen in Polizeigewahrsam. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts des Landfriedensbruchs.

Zu wenige sanitäre Anlagen, Infrastruktur überlastet

Zuletzt hatte es immer wieder ähnliche Vorfälle in den überfüllten Flüchtlingsunterkünften im Land gegeben. CDU-Politiker Mack sagte: „Die Landesregierung muss sofort handeln.“ Der Beschluss des Krisenstabs vom Freitag, zwei weitere Großzelte in Ellwangen aufstellen zu lassen, zeige absolute Realitätsferne. Die Asylsuchenden lebten jetzt schon zusammengepfercht, es gebe zu wenige sanitäre Anlagen, die Infrastruktur wie die Essensausgabe seien völlig überlastet. Die Asylsuchenden müssten stundenlang im Freien Schlange stehen. Streit und Auseinandersetzungen seien bei dieser menschenunwürdigen Unterbringung programmiert.

„Es müssen sofort 1500 Flüchtlinge in andere Einrichtungen in Baden-Württemberg verlegt werden“, forderte Mack. Außerdem müssten sofort weitere Lea eingerichtet werden. Diese gibt es bislang neben Ellwangen nur in Karlsruhe und Meßstetten (Zollernalbkreis) mit Außenstellen. Das Land plant einen Ausbau.

Doch die Polizei hat auch Erfreuliches zu berichten: Am Sonntagnachmittag richtete ein Freundeskreis auf einem Wiesengelände vor der Unterkunft ein Picknick aus, mit dem die Flüchtlinge willkommen geheißen wurden. Nach Schätzungen der Polizei nahmen daran rund 150 Menschen teil. Zu Störungen kam es dort nicht.