Martin Winterkorn steht derzeit ziemlich unter Druck. Foto: dpa

VW-Vorstandschef Martin Winterkorn hat seine Teilnahme an der Klausurtagung der Fraktionsspitzen von Union und SPD abgesagt.

Göttingen - Der unter Druck geratene VW-Vorstandschef Martin Winterkorn hat kurzfristig seine Teilnahme an der Klausurtagung der Fraktionsspitzen von Union und SPD abgesagt. Das teilte der SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Oppermann am Donnerstag mit. Winterkorn habe das mit der Teilnahme an Gremiensitzungen des Volkswagen-Konzerns begründet. Auch ein VW-Sprecher bestätigte die Absage, nannte aber keine Gründe. Der Entwicklungsvorstand der Kernmarke VW-Pkw, Heinz-Jakob Neußer, werde Winterkorn vertreten.

Das Präsidium, der engste Kreis des VW-Aufsichtsrats, wollte nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur noch am Donnerstag über einen Ausweg aus der Führungskrise beraten, nachdem Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch von Winterkorn abgerückt war. „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“, hatte er dem „Spiegel“ gesagt und damit für Turbulenzen bei VW gesorgt. Das Präsidium ist mit seinen sechs Mitgliedern der Kern des 20-köpfigen Aufsichtsrats und bereitet entscheidende Weichenstellungen des Kontrollgremiums vor.

Eigentlich wurde der VW-Chef am Donnerstagnachmittag in Göttingen erwartet, wo die Fraktionsführungen von CDU/CSU und SPD ihr Arbeitsprogramm abstecken. Sie hatten Winterkorn als Gast eingeladen. Welche „Gremiensitzungen“ hinter der Absage stecken, war zunächst nicht zu erfahren. Ein Zusammenhang mit der aktuellen Führungskrise bei Volkswagen liegt zwar auf der Hand, doch der Autobauer mit seinen zwölf Marken hat diverse Gremien auch fürs Tagesgeschäft, bei denen Winterkorn nun womöglich für eine dringende Besprechung vorbeischauen muss. In den letzten Tagen hatte Winterkorn seine öffentlich bekannten Termine eingehalten, zuletzt am Sonntag und Montag auf der weltgrößten Industrieschau Hannover Messe.

Dort zeigte sich am Donnerstagmittag auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), der im Präsidium des VW-Aufsichtsrates sitzt. Am Rande seines Rundgangs sagte er: „VW ist enorm wichtig für Niedersachsen, VW ist aber auch enorm wichtig für Deutschland.“ Das Unternehmen sei einer der großen Arbeitgeber: „Das muss durch geschäftliche Erfolge Schlagzeilen produzieren“, sagte er mit Blick auf die aktuelle Führungskrise. Weil kürzte seinen Messe-Rundgang ab und ließ einen Besuch am Volkswagen-Stand aus.