Quelle: Unbekannt

Erneut hat es im Bahnverkehr einen schweren Unfall gegeben. Und offenbar spielte wieder Alkohol eine Hauptrolle, als ein Passant im Hauptbahnhof schwerste Verletzungen erlitt.

Stuttgart - Es passierte am Mittwochabend auf dem Bahnsteig Gleis 11. Notarzt, Rettungsdienst, Feuerwehr und Bundespolizei waren im Stuttgarter Hauptbahnhof im Einsatz, um einen 52-jährigen Mann aus dem Stuttgarter Westen aus dem Gleisbereich zu retten. Zuvor war er gegen eine ausfahrende Bahn gestürzt und zwischen Zug und Bahnsteigkante geraten. Die Rettungskräfte erkennen: Dem schwer betrunkenen Mann wurde ein Arm abgetrennt.

Wieder ein schwerer Unfall im Bahnverkehr. Wieder mit einem alkoholisierten Opfer. Vor etwas mehr als zwei Monaten war ein 50-Jähriger am Bahnhof Feuerbach von einer S-Bahn mitgeschleift worden, als er offenbar noch die Tür des bereits abfahrenden Zuges öffnen wollte. Der Mann war dabei ums Leben gekommen. Nicht der einzige tragische Zwischenfall in den vergangenen Wochen und Monaten.

Der 52-Jährige im Hauptbahnhof hat mit schwersten Verletzungen überlebt – doch ob sein Arm wieder angenäht werden kann, gilt als zweifelhaft. Nach Erkenntnissen der Bundespolizei vom Donnerstag „gab es bei dem Unfall keine Fremdeinwirkung“, sagt Sprecher Jonas Große. Auch technische Fragen wie etwa im Feuerbacher Fall dürften am Mittwochabend keine Rolle gespielt haben. Sprich: Der Mann hatte nicht am Zug hantiert, keine Tür aufzureißen versucht, war auch nicht eingeklemmt worden.

Erst saß er noch auf der Bank

Bei dem Zug handelt es sich um einen Regionalexpress, den RE 19922, der planmäßig um 19.18 Uhr aus Nürnberg am Stuttgarter Hauptbahnhof eintrifft – Endstation. Ob der 52-Jährige unter den Fahrgästen war, ist zunächst unklar. Er sitzt jedenfalls auf einer Bank am Bahnsteig, als der Lokführer mit seinem Zug wieder nach draußen rollt. Ohne Fahrgäste. Der Zug soll in einen Abstellbereich rangiert werden. „Der Lokführer hat den Mann auf der Bank sitzen sehen“, sagt Polizeisprecher Große, „und danach von dem Unfall nichts mitbekommen.“

Nach einer weiteren Zeugenaussage soll der 52-Jährige aufgestanden sein, als der Zug den Bahnsteigbereich bereits zur Hälfte verlassen hatte. Torkelnd und taumelnd sei er Richtung Bahnsteigkante gegangen, um sein Gepäck aufzunehmen. „Dann verlor er vermutlich das Gleichgewicht und stürzte nach vorne“, so Große. Der 52-Jährige geriet zwischen Zug und Bahnsteigkante, wurde teilweise überfahren. Er musste schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht werden. Wie inzwischen feststeht, dürfte der Faktor Alkohol die wesentliche Ursache gewesen sein: Der Mann hatte über 2,8 Promille.

Eine unheimliche Serie

Hilflose Personen, die keine Kontrolle mehr über sich haben, werden zu einem immer größeren Problem für den Bahnverkehr im Großraum Stuttgart. Am 30. Januar wurden zwei Männer in Göppingen auf der Bahnstrecke Ulm–Stuttgart von einem Personenzug erfasst und getötet. Es handelte sich um zwei 24 und 26 Jahre alte polnische Zeitarbeiter, die zu Fuß im Gleisbereich unterwegs gewesen waren. Eine Obduktion ergab, dass sie stark alkoholisiert waren.

Auch bei dem tödlichen Unfall in Feuerbach am 17. Dezember 2015 soll das 50-jährige Todesopfer erheblich alkoholisiert gewesen sein. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen hatte der Mann an der abfahrenden S-Bahn noch die geschlossenen Türen zu öffnen versucht.

Einen Schutzengel hatte im November 2014 ein stark alkoholisierter 25-Jähriger, der sich am S-Bahn-Halt Feuersee auf eine Bank setzen wollte – sich in Wirklichkeit aber an der Bahnsteigkante befand und rücklings auf die Gleise stürzte. Obwohl ihn eine einfahrende S-Bahn erfasste, kam er mit leichten Verletzungen davon. Später konnte er sich an nichts mehr erinnern.

Gefahr auch im Straßenverkehr

Doch es ist nicht nur der Bahnverkehr, bei dem Betrunkene in höchster Gefahr schweben und auch andere gefährden. Am Mittwochabend mussten jedenfalls auch Autofahrer in der Innenstadt aufpassen. Ein stark alkoholisierter Obdachloser torkelte eine Stunde vor dem Zugunfall mehrere Hundert Meter entfernt auf der Fahrbahn der Konrad-Adenauer-Straße umher. Dort stürzte er und blieb liegen, mehrere Autofahrer mussten auf der viel befahrenen Bundesstraße mit Vollbremsungen schlimmere Folgen verhindern. Der 35-Jährige zeigte sich nicht sonderlich einsichtig, als Polizeibeamte auf den Fall aufmerksam wurden und dem Mann helfen wollten. Der Betroffene schlug wild um sich und leistete heftigen Widerstand. Die Polizei bittet nun betroffene Autofahrer, sich unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 31 00 zu melden.