Ein ukrainischer Soldat vor einem Panzer. Foto: EPA

Ukrainische Armee und Separatisten zeigen guten Willen: Die Separatisten lassen eingekesselte Soldaten ziehen und Kiew gibt gefangene Russen frei.

Ukrainische Armee und Separatisten zeigen guten Willen: Die Separatisten lassen eingekesselte Soldaten ziehen und Kiew gibt gefangene Russen frei.

Kiew/Moskau/Brüssel - Der Ukrainekonflikt geht in eine entscheidende Phase: Während die EU neue Sanktionen vorbereitet und die Nato über ein stärkeres Engagement im Osten debattiert, setzten die Kontrahenten vor Ort auch Zeichen für eine Deeskalation.

Wenige Tage nach der Festnahme von zehn russischen Soldaten entließ die Ukraine die Männer wieder in ihre Heimat. Die Soldaten seien ihrem Kommandostab übergeben worden, teilte der russische Generalmajor Alexej Ragosin am Sonntag mit. Auch Russland habe mehr als 60 ukrainische Soldaten übergeben, die nach Kämpfen im Konfliktgebiet Donbass die Grenze überschritten hatten.

Die Ukraine hatte die russischen Gefangenen als Beweis für den Einsatz russischer Soldaten im Konfliktgebiet präsentiert. Dagegen hatte Kremlchef Wladimir Putin betont, die Uniformierten seien irrtümlich über die grüne Grenze in die Ostukraine gelangt. Auch ukrainische Soldaten waren bei Kämpfen im Konfliktgebiet über die nicht gesicherte Grenze auf russisches Territorium gelangt. Zudem hatten ukrainische Militärangehörige nach Kämpfen Zuflucht in Russland gesucht und waren dann an ihre Heimat übergeben worden.

Russland schickt weiteren Hilfskonvoi

Russland hat derweil einen weiteren Hilfskonvoi für die Bevölkerung der Ostukraine zusammengestellt. Rund 280 Lastwagen mit Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten warteten in der Region Rostow auf die Einfahrt in das Krisengebiet Donbass, berichtete das russische Staatsfernsehen. Kremlchef Wladimir Putin hatte die Lieferung Medien zufolge mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko vereinbart.

In der Ukraine sind nach Einschätzung von Präsident Petro Poroschenko „Tausende ausländische Soldaten und Hunderte ausländische Panzer“ im Einsatz. „Ich denke, dass wir sehr kurz vor einem Punkt ohne Wiederkehr stehen“, warnte er am Samstag in Brüssel nach einem Treffen mit den 28 Staats- und Regierungschefs der EU-Länder.

Der EU-Gipfel verurteilte den Zustrom von Kämpfern aus Russland und ersuchte die Kommission, in Wochenfrist Vorschläge für neue Sanktionen vorzulegen. Diese sollen auf Verantwortliche für die Aktivität der Separatisten im Donezbecken zielen. „Jedem ist völlig klar, dass wir rasch handeln müssen“, sagte Ratspräsident Herman Van Rompuy am Sonntagmorgen.

Als Reaktion auf die Ukrainekrise will die Nato nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ in den drei baltischen Staaten sowie in Polen und Rumänien fünf neue Stützpunkte aufbauen. Dort sollen jeweils 300 bis 600 Soldaten als Logistiker, Aufklärer und Einsatzplaner Übungen vorbereiten und im Ernstfall Einsätze führen. Die Details sollen laut „FAS“ nach dem Nato-Gipfel am Donnerstag und Freitag in Wales ausgearbeitet Werden.

Mehrere Nato-Staaten fordern laut „Spiegel“, wegen der Vorgänge in der Ostukraine die Nato-Russland-Gründungsakte zu kündigen. Das Magazin berief sich dabei auf Berliner Regierungs- und Brüsseler Nato-Kreise. Die Gründungsakte legt der Nato Beschränkungen bei der Stationierung von Truppen auf dem Gebiet des Ex-Ostblocks auf.