Aus Sicht von Rdmc Tuttlingen ist es "eine Schande was in letzter Zeit auf Deutschlands Straßen los ist." (Symbolfoto) Foto: SB-Archiv

Rockergruppe: Fragwürdiger Aufruf nach Vorfällen in Köln. Mitglied will durch Aktion mehr Zivilcourage zeigen.

Tuttlingen -  Ein fragwürdiger Aufruf ist am Montag in einer Tuttlinger Facebookgruppe kursiert. Rdmc Tuttlingen, ein Nutzer, hinter dem sich die lokale Rockergruppe Red Devils verbirgt, kündigt an, "ab sofort verstärkt unterwegs" zu sein. "Solltet ihr euch bedroht vorkommen, sprecht uns an. Wir helfen ohne wenn und aber", schreibt Rdmc Tuttlingen.

Hintergrund für die Veröffentlichung sollen mehrere Vorfälle sein, bei der junge Frauen angesprochen und belästigt worden sein sollen. So erklärt es ein Mitglied der Red Devils, das ungenannt bleiben möchte, auf Nachfrage. Die jüngsten Ereignisse in Köln seien "der Tropfen auf dem heißen Stein" gewesen. In der Silvesternacht wurden dort zahlreiche Frauen bestohlen und sexuell belästigt. Aus Sicht von Rdmc Tuttlingen ist es "eine Schande was in letzter Zeit auf Deutschlands Straßen los ist. Frauen und Kinder haben Angst sobald es dunkel wird das Haus zu verlassen. Einkaufen wird teilweise zur Hölle". Die Polizei löse zudem "lieber Demos gegen diese Zustände auf anstatt etwas dagegen zu tun".

Weiter hoffen die Red Devils, dass andere, "egal welcher Farbe" sich ihnen anschließen – womit die Kuttenfarbe und damit andere Rockergruppen gemeint sein dürften. Und die User sollen sagen, wo sie sich am meisten bedroht fühlen.

Das Feedback ist groß: Bis zum Abend klickten 900 Nutzer auf "Gefällt mir", mehr als 750 Mal wurde der Post weiterverbreitet. Viele, die das Statement kommentieren, finden den Vorstoß gut. "Klasse von euch", schreibt eine Nutzerin, "wenigstens ein paar Leute, die an der Sicherheit von uns interessiert sind."

Anders sieht das die Polizei, bei der das Statement ebenfalls aufgeschlagen ist. Ob es sich bei der Ankündigung um einen Straftatbestand handelt, konnte Sprecher Thomas Sebold bislang nicht sagen. Aber: "Wir werden Kontakt mit dem betreffenden Personenkreis aufnehmen", sagt Sebold. Die Polizei werde die Personen auffordern, "solche Aufrufe zu unterlassen".

Dass es ein Aufruf zur Selbstjustiz oder Gründung einer Bürgerwehr sein könnte, streitet das Red-Devils-Mitglied ab. Es gehe darum, Zivilcourage zu zeigen. Die Red Devils seien an Brennpunkten wie dem ZOB (Zentraler Omnibusbahnhof) präsent und würden Frauen begleiten, falls diese sich unsicher fühlen. Von Gewalt sei nicht die Rede, "dazu haben wir gar keine Rechte". Die Polizei würden sie aber auch nicht rufen, das müsse das potenzielle Opfer selbst machen.

Sollten Rocker im Stadtgebiet verstärkt auftreten, erwägt die Polizei, Platzverweise zu erteilen. Ob das rechtlich möglich ist, werde derzeit geprüft, so ein Sprecher. Ebenfalls werde geprüft, ob es tatsächlich vermehrt Fälle der Belästigung junger Frauen gegeben hat.

Auch der MC Rottweil beteiligt sich an der Diskussion: 

Solidarität für DeutschlandWir helfen wo wir könnenFrauen und Kinder haben Angst sobald es dunkel wird das Haus zu...

Posted by Red Devils MC Rottweil on  Montag, 11. Januar 2016