1300 Gäste kamen zum Neujahrsempfang der Industrie- und Handelskammer, der erstmals in der Stadthalle Tuttlingen stattfand. Foto: Eich

IHK-Präsident wagt imaginären Blick vom neuen Aussichtsturm in Rottweil. Vorstandsvorsitzender der Thyssen-Krupp AG dabei.

Kreis Rottweil/Schwarzwald-Baar-Kreis - Weniger Gäste als in den Vorjahren, aber gute Stimmung gab es beim IHK-Neujahrsempfang, der in Tuttlingen stattfand. Vor einem Jahr war Industrie 4.0 ein Mega-Thema, nun stehen die Veränderungen durch Flüchtlinge im Vordergrund.

Wegen der Flüchtlingserstaufnahmestelle in Schwenningen neben den Messehallen fand der IHK-Empfang erstmals nicht in Schwenningen statt. Statt 2300 waren es nur 1300 Gäste, so wie früher im Theater am Ring in Villingen.

Stargast diesmal war Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der Thyssen-Krupp AG. Den neuen Aussichtsturm in Rottweil griff Hiesinger in seiner Rede auf und bescheinigte ihm eine große Bedeutung für die Zukunft der Aufzugstechnik.

IHK-Präsident Dieter Teufel war bemüht, die ganze Region im Blick zu haben.

"Unsere Gesellschaft wankt und wackelt. Das verunsichert uns"

Er blickte in der Stadthalle seiner Heimat Tuttlingen imaginär und symbolisch vom Aufzugstestturm in Rottweil "in die wundervolle und abwechslungsreiche Landschaft hier in der Region", die "Innovationsachse zwischen Stuttgart und Zürich", die, so richtete er das Wort an Hiesinger, "Ihr Unternehmen für den spektakulären neuen Testturm" in Rottweil, "der Stadt der vielen Türme" entdeckt hat, und stellte fest: "Unsere Gesellschaft wankt und wackelt. Das verunsichert uns."

Auch der Stabilität in der Europäischen Union "und damit einer wichtigen Grundlage für unsere Wirtschaft" bescheinigte er, zu wanken und zu wackeln. Die Terroranschläge von Paris, die Belastung durch die vielen Flüchtlinge, die Krise der chinesischen Wirtschaft und der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine erschütterten, so Teufel, das Grundvertrauen in eine sichere Gesellschaft.

"Man spürt es jeden Tag: Das Leben, so wie wir es bisher gekannt haben, es verändert sich", stellte er fest und traf damit sichtlich das Gefühl der Anwesenden.

Die Kammer sei, so Teufel, "ein Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderung in Deutschland" und engagiere sich intensiv bei den Themen Integration und Zuwanderung. Von der Politik wünsche er sich "die Bereitschaft, schnell, effizient und unbürokratisch für die Unternehmen zu handeln", sagte Teufel.

Und er appellierte an die Bundeskanzlerin, die vor drei Jahren 2400 Gäste zum IHK-Neujahrstreff in die Schwenninger Messehallen gelockt hatte: "Bitte sagen Sie auch zu den lebenswichtigen Wünschen und Bedürfnissen der Wirtschaft ein mutiges, klares und entschiedenes: ›Wir schaffen das.‹ Wir müssen nicht nur sagen: "welcome Refugees, sondern auch "welcome entrepreneurs", so Teufel.

Teufel: "Wir sind bodenständig aber nicht provinziell"

Teufel betonte die Stärken der Region, die jungen Menschen ausgezeichnete Berufschancen biete, wie zum Beispiel Blitzkarrieren in mittelständischen Unternehmen mit internationaler Ausbildung. "Wir sind bodenständig, aber nicht provinziell", betonte er. Es liege an jedem Einzelnen, das Gefühl für Region und Heimat und die exzellenten Chancen den kommenden Generationen zu vermitteln. "Wir stehen vor der Herausforderung, dass aus Schwarzwald-Baar-Heuberg eine smarte Region wird", sagte Teufel. Smart bedeute, eine Palette von Technologien, besonders die Digitalisierung, intelligent zu nutzen. Dazu gehöre, die richtige Balance zwischen "Buy local" und "E-Balance" zu finden.

"Das wird auch 2016 ein wichtiges Thema sein: Möglichst in der Region einkaufen, um die lokalen Händler zu unterstützten, die auch eigene Internetplattformen bieten. Die Region sei ein wunderbares Beispiel dafür, dass sich Regionalbewusstsein und Internationalisierung nicht ausschlössen. Industrie 4.0 nannte der IHK-Präsident als weitere Herausforderung. Er empfahl, mit Selbstbewusstsein das neue Jahr zu beginnen. "Besinnen wir uns auf unsere Stärken, bereiten wir Neuerungen vor, sorgen wir uns nicht vor Herausforderungen, sondern sehen wir in dem Wandel eine wirkliche Chance und machen wir das, was wir am besten können: erfolgreich sein", so Dieter Teufel.

In seiner Ansprache betonte der Thyssen-Krupp-Vorstandsvorsitzende Heinrich Hiesinger unter anderem die Rolle der Kommunikation für den Kulturwandel.