Interessiert lesen die Teilnehmer des Rundgangs auf dem Holzwiesenweg das Schild über den ersten brauchbaren Gasmotor, der 1860 von Étienne Lenoir gebaut wurde. Foto: Schütz Foto: Schwarzwälder-Bote

Energieparcours: 2,5 Kilometer Zeitreise durch die Geschichte

Trossingen. Trossingen ist um eine Attraktion reicher: Am Donnerstag ist der dauerhafte Energieparcours der Solwegschule offiziell am Solwegparkplatz eröffnet worden. Es war ein steiniger Weg für die Schüler, doch sie haben es geschafft: 45 Schilderstationen laden auf 2,5 Kilometern zur Zeitreise durch die Geschichte der Energieentwicklung ein. Einen im Wortsinn steinigen Weg - wenn es auch sehr kleine Steinchen sind, legt am Donnerstagmorgen zunächst eine rund 15-köpfige Gruppe zurück, die den Lehrpfad unter Führung von Stefan Gsellinger erkundet.

Mit dabei unter anderem: Mehrere Gemeinderäte und Adrienne Metzl, Klimaschutzmanagerin des Landkreises, die den Schülern später sagen wird: "Man sieht an den Schildern die Liebe zum Detail", und: "Das habt ihr wirklich toll gemacht." Der Energieparcours beginnt auf dem Wangenweg mit der Beherrschung des Feuers vor zwei Millionen Jahren. Ein Abstand von 25 Zentimetern bedeutet einen zeitlichen Abstand von einem Jahr, wie Gsellinger erläutert. Die Zeitleiste sei auch für ihn eine Zeitreise mit mancher Überraschung: "Schon 1000 Jahre vor Christi Geburt nutzen die Menschen in China Erdgas - unglaublich, oder?", sagt er, und deutet auf das entsprechende Schild. "Die Schüler haben geschichtliche Stationen gewählt, bei denen unmittelbar die Natur genutzt wurde, um an Energie zu kommen" .

Die Abstände der Schilder werden jetzt kürzer: 400 vor Christus die Erfindung des Wasserrads in Griechenland, 300 vor Christus die Archimedische Wasserschraube. Es gibt jedoch auch Stationen, die sich nicht mit Energie befassen: "Die erste urkundliche Erwähnung Trossingens 797 war ein Schild wert", sagt Gsellinger lachend. Mit der Entdeckung der Sprengkraft von Schießpulver 1359 wechselt der Boden: Aus Asphalt wird Schotter.

Das Wetter spielt jedoch noch mit, der Weg ist gut begehbar. Mit dem Beginn der vermehrten Nutzung von Kohleenergie 1750 stehen die Schilder dicht an dicht. Ab dem Holzwiesenweg bedeuten vier Meter Abstand ein Jahr, denn die Ereignisse kommen Schlag auf Schlag: Dampflokomotive, Brennstoffzelle, Erdöl, Kernkraft, Solarzelle.

Das drittletzte Schild markiert die Umstellung der EnTro auf 100 Prozent Wasserstrom (2011), es folgen der erste Tag der Zukunftsmobilität in der Stadt (2016) und der Aufbau des Energieparcours am Parkplatz 2017. Wie der vonstatten ging und welche Hürden das Großprojekt nehmen musste, stellen Schulleiter Andreas Solleder und seine Schüler in einer Art Sketch dar. Auch Frank Golischewski übt als "angestellter Trossinger Hofnarr" in seinem satirischen Liedchen über Jäger, Rehe und Energie subtile Kritik am Jagdpächter, während Bürgermeister Clemens Maier darauf hinweist, dass zu der Geschichte auch eine komplexe Hintergrundgeschichte gehöre. Fast sei ob all der Rückblicke der Energieparcours selbst ein wenig zu kurz gekommen, so Maier. Diesen sieht er als schönen Schlusspunkt für das Klimaschutzprojekt, das Trossingen und die Schulen vor fünf Jahren begonnen haben. "Das Thema ist global wichtig und es ist vor Ort wichtig", sagt Maier, bevor er das Band durchschneidet und den Parcours unter dem Jubel der Solwegschüler offiziell eröffnet.