Viele Schüler wollen lieber in neun als in acht Jahren Abitur machen. Foto: dpa

Immer mehr Eltern und Schüler schalten beim Abitur den Turbo aus: Damit liegen die Baden-Württemberger im bundesweiten Trend. Doch Grün-Rot will beim Gymnasium vorerst nicht so weit gehen wie Rot-Grün in Niedersachsen.

Immer mehr Eltern und Schüler schalten beim Abitur den Turbo aus: Damit liegen die Baden-Württemberger im bundesweiten Trend. Doch Grün-Rot will beim Gymnasium vorerst nicht so weit gehen wie Rot-Grün in Niedersachsen.

Stuttgart - Der Run auf neunjährige Gymnasialzüge (G9) im Südwesten verstärkt sich. Nach einer Sondererhebung an den 44 G9-Modellschulen wählten 92 Prozent der Schüler den längeren Weg zum Abitur. Insgesamt wurden 5738 Schüler angemeldet, davon 5261 für einen neunjährigen Zug, teilte das Kultusministerium am Freitag in Stuttgart mit. Nur 477 Kinder entschieden sich für einen parallel angebotenen achtjährigen Zug, der aus Sicht vieler Eltern die Schüler überfordert und ihnen zu wenig Freizeit lässt.

Damit hat der Anteil der Eltern, die ihre Kinder an 44 Schulen für G9 angemeldet haben, nochmals zugenommen: Im Jahr 2013 betrug er 90 Prozent. Die SPD ist für eine Ausweitung des Modellversuchs, die Grünen sind dagegen. SPD-Fraktionschef Claus Schmiedel hatte die Zahl von 120 G9-Modellschulen ins Gespräch gebracht. Das wären mehr als ein Viertel aller Gymnasien.

Zuletzt hatte Grün-Rot sich auf den Kompromiss geeinigt, bis zum Ende der Legislatur am achtjährigen Gymnasium festzuhalten, ab 2016 aber möglicherweise Korrekturen anzubringen.

Niedersachsen schafft G8 wieder ab

Die neuen Zahlen fallen in die Zeit einer bundesweiten Diskussion über das sogenannte Turbo-Abitur. Das rot-grün regierte Niedersachsen hatte kürzlich als erstes Bundesland erklärt, das Abitur in acht Jahren (G8) wieder abschaffen zu wollen. Auch in Bayern wurde ein Flexi-Jahr eingeführt, das einen Weg für 13 Jahre zum Abitur ebnet.

An acht der 44 Gymnasien meldete sich bei dieser Runde kein einziger G8-Interessent. An zahlreichen anderen waren die Zahlen so gering, dass die Mindestschülerzahl pro Klasse von 16 deutlich unterschritten wird.

Das Ministerium teilte mit, zum jetzigen Zeitpunkt stehe noch nicht fest, wie viele G9- und G8-Klassen letztlich jeweils an den 44 Modellschulen im kommenden Schuljahr eingerichtet würden. Die Gymnasien prüften nun gemeinsam mit der Schulverwaltung die Möglichkeiten. Es zeichne sich jedoch ab, dass erneut einige Standorte komplett auf G9 umstellen werden. Dies stelle kein Problem dar. Bei anderen Gymnasien mit sehr wenigen Anmeldungen für G8 sei noch nicht entschieden, ob sie im kommenden Schuljahr für die 5. Klasse nur G9 anbieten oder ob sie auch eine G8-Klasse einrichten werden.