Aus Sicht der Anwohner im Winkel ist der geplante Standort für das Flüchtlingswohnheim alles andere als ideal: Die Grundstücksgröße biete den Bewohnern keinerlei Möglichkeiten für Aktivitäten im Freien und der Bau sei zu dicht an der Straße. Viele Tuninger kennen noch das zwischenzeitlich abgerissene Wohnhaus, das früher auch als "Armenhaus" betitelt wurde. Foto: Bieberstein Foto: Schwarzwälder-Bote

Stadtplanung: Anwohner wehren sich gegen Neubau im Winkel / Verwaltung hält an Vorhaben fest

In der Bürgerversammlung hatte Bürgermeister Jürgen Roth den Tuningern die geplanten Lösungsansätze zur Unterbringung der Flüchtlinge dargestellt. Jetzt stößt der geplante Neubau im Winkel bei Anwohnern auf Widerstand.

Von Erich Bieberstein

Tuningen. Die Gemeinde hatte an diesem Standort bereits in früheren Jahren ein eigenes Wohnhaus für Sozialfälle – aufgrund der desolaten Bausubstanz wurde dieses dann abgerissen. Jetzt soll dort ein zweigeschossiges Haus für 12 bis 16 Flüchtlingsbewohner entstehen. Zudem, so Roth ist auch für spätere Zeiten wenn sich das Flüchtlingsthema entspannt hat, eine Unterbringung für Obdachlose und Sozialfälle möglich.

Die Anwohner befürchten durch den Neubau nicht nur Lärmbelästigungen sondern auch direkte Belästigungen durch die Flüchtlinge aber auch durch die späteren Nutzer des Gebäudes. Für sie ist die Grundstücksgröße viel zu klein für solch ein Bauwerk – Argumente wie Verschattung der Nachbargebäude durch das Bauwerk wie die mögliche Verkehrsbelästigungen sind Teil der Argumentation.

Die Anwohner fühlen sich auch "überfahren" durch die Tatsache, wie dies in der Bürgerversammlung dargestellt wurde: Aus ihrer Sicht wurden sie vor quasi vollendete Tatsachen gestellt, ohne dass die Angrenzer angehört worden seien. Ein Werteverlust ihrer Häuser sei nicht auszuschließen und einige haben aus der Vergangenheit noch genügend Negativerfahrungen mit den Bewohnern.

Bei einem internen Treffen der Anwohner wurden nun Argumente gegen den Neubau gesammelt, die mit der Verwaltung diskutiert werden sollen. Sowohl die Verwaltung wie auch die Räte halten an der Strategie fest, mehrere Standorte in Tuningen zu haben, dies entzerrt die ganze Situation. Neben dem Bau im Winkel soll ein weiteres Bauwerk "hinter der Burg" entstehen. Zudem sind bereits Asylsuchende im gemeindeeigenen Objekt in der Kirchstraße untergebracht. In der ehemaligen Hausmeisterwohnung bei der Schule wie im Pavillon werden derzeit die Vorbereitungen getroffen, dieses sei die im ersten Schritt günstigste und einfachste Form gewesen, zehn bis zwölf Flüchtlinge unterzubringen.

Emil Maier sieht keinen Bedarf eines weiteren Vororttermins im Winkel. Er kennt das Grundstück und versteht auch die Bedenken der Anwohner. Diese hätten jedoch auch die Möglichkeit gehabt, bei der Bürgerversammlung ihre Bedenken zu äußern, was jedoch nicht geschehen sei. Die Verwaltung und die Räte haben alle Möglichkeiten abgeklopft wo Flüchtlinge untergebracht werden könnten, die jetzigen vier Möglichkeiten seien, Stand heute, die bestmöglichen Alternativen.

Im ehemaligen Kindergarten der katholischen Kirche soll zudem eine Anlaufstelle entstehen, in der sich die Flüchtlinge regelmäßig treffen können. Dort laufen die Planungen auf Hochtouren, wie dieses Gebäude in Sachen Heizung und Sanitär für den geplanten Zweck ertüchtigt werden können.

Eckhard Britsch appellierte an die Bürger, sich Gedanken über die schwierige Situation zu machen und sieht die Sache nicht so dramatisch, wie vieles diskutiert wird. Die Gemeinde wird sich den Befürchtungen der Bürger nicht verwehren und am Montag,7. Dezember, ab 19.30 Uhr im Teinosaal nochmals eine Informationsveranstaltung anbieten. Dort werden sowohl Details gegeben als auch die Argumente der Gegner angehört und gemeinsam diskutiert. Tuningen stelle sich der Gesamtproblematik und man ist sich auch im klaren, dass es immer Gegner geben wird, sofern diese angrenzend in irgendeiner Form betroffen werden.

Aber man habe nun die Verpflichtung, knapp 50 Flüchtlinge unterzubringen und die jetzigen Lösungsansätze sind aus Sicht der Verwaltung gute Lösungen. Die dezentrale Verteilung ist auch ein Ansatz um eine mancherorts befürchtete "Ghettoisierung" vieler Flüchtlinge verschiedenster Nationalitäten in einem Gebäude zu vermeiden.