Janosch Heinath, (dritter von vorne) trägt das Gepäck seiner Zimmererkollegen beim Einmarsch in Tuningen Foto: Bieberstein Foto: Schwarzwälder-Bote

Handwerk: Regel: Der Heimat nie näher als 50 Kilometer sein

Tuningen. Es gibt ihn noch, den Brauch der Zimmerleute für einen langen Zeitraum auf die Walz zu gehen um in der Ferne das Handwerk zu erleben und Erfahrungen zu sammeln. Der Tuninger Janosch Heinath gehört zu der erkorenen Handwerkerschar und war nun für drei Jahre in der Welt unterwegs.

Am Samstag kehrte er, begleitet von weiteren Zimmermannsgesellen in seine Heimat zurück. Am Ortsschild wurde er gebührend von Bekannten und insbesondere von seiner Familie empfangen. Begleitet wurde er von einer großen Schar der freien Vogtländer wie sich die auf der Walz befindlichen Handwerker nennen.

Fröhliche Lieder singend marschierte die Gruppe ein, alle traditionell in der Zimmermannskluft mit schwarzer Schlaghose, weißem Hemd, Hut gekleidet und natürlich auch mit dem Handwerkerstock trafen die munteren Gesellen ein.

Die Regel besagt, dass man sich während der Walz nie näher als 50 Kilometer seinem Heimatort nähern durfte und dies hatte der junge Handwerkergeselle auch eingehalten. Die alte Tradition ist selten geworden unter den Zimmerleuten, umso mehr sind die in Tuningen einmarschierten Kerle stolz auf ihr Handwerk und auch auf die alte Walz-Tradition.

Die Voraussetzungen sind auch dass der Handwerker kinderlos, ledig und schuldenfrei ist, nur unter dieser Voraussetzung erhält man die goldene Handwerksnadel welche am Hemd getragen wird und für die Ehrbarkeit des Zimmermanns steht.

Auf die Frage nach dem Grund warum sich der heute 26-jährige Janosch Heinath zu diesem Schritt entschieden hatte ist einfach. "Ich wollte die Welt und insbesondere die skandinavischen Länder kennenlernen und meinen Horizont auch aus handwerklicher Sicht erweitern" erklärt der strahlende Zimmermann. Auf seiner Reise hat er alle großen Städte in Deutschland erlebt aber es zählten auch 13 Länder zur Tour.

Dazu gehörten die skandinavischen Länder wie auch Hongkong oder die Phillippinen. Arbeit hat man auf der ganzen Welt in den verschiedensten Handwerksbetrieben gefunden. Man wird zum Tarif bezahlt, lernt dabei neue Kulturen aber auch verschiedenste Praktiken in der Zimmermannskunst.

In der Zimmermannskluft findet man immer Einlass und man stößt auf hohes Vertrauen, was man letztlich dem ehrbaren Beruf verdankt. "Ich habe unheimlich viel Gastlichkeit auf meiner Reise erlebt und die Kameradschaft unter den Zimmermannsgesellen, insbesondere auch den Walz-Kollegen sei unbeschreiblich" erklärt Heinath.

Mutter Karin und Vater Jürgen freuten sich riesig ihren jungen Handwerkssohn nach so langer Zeit ohne jeglichen Kontakt wieder zu sehen, das wird jetzt familienmäßig erst mal richtig gefeiert. Beim Abschied vor drei Jahren hatte man am Ortsschild eine Flasche Schnaps im Boden eingegraben, diese wurde nun wieder zu Tage befördert und zusammen mit seinen Zimmerleuten und den Gästen wurde erst einmal auf die Rückkehr angestoßen.

Der nächste Schritt ist nun die Meisterschule in Rottweil, dann wird er sich mit einem fundierten Fachwissen einen Zimmererbetrieb suchen um seine erlernten Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.