Jochen Kübler als Spezialist für Landschaftsplanungen stellte sein geplantes Neukonzept des Tuninger Mahnwaldes vor. Foto: Bieberstein Foto: Schwarzwälder-Bote

Holger Binkert und Jochen Kübler stellen im Gemeinderat Neukonzeptionierung des gesamten Geländes vor

Von Erich Bieberstein

Tuningen. Vor zwei Jahren hatte sich die Bürgerinitiative zur Verhinderung der Ende der 1990er-Jahre geplanten Giftmülldeponie auf Tuninger Gemarkung aufgelöst.

Die restlichen Spendengelder flossen an die Gemeinde mit dem Zweck, ein Waldgrundstück zu kaufen und an die erfolgreiche Aktion zu erinnern. Angrenzend an die Biotopflächen der Ortsgruppe des BUND konnte hierauf ein Stück Wald hinzugekauft werden. Dort wird in Form eines Mahnwaldes an dieses Ereignis erinnert. Die Fläche soll jedoch erlebbar sein, doch dieses wächst immer mehr zu. Jetzt stellten Förster Holger Binkert wie auch Diplombiologe Jochen Kübler eine völlige Neukonzeptionierung des gesamten Geländes vor.

Fakt ist, dass die künstlich geschaffenen Stillgewässer im Uferbereich immer mehr von Erlen und Fichten zuwachsen. Bedingt durch den tonigen Untergrund ist der Wald mit zunehmendem Alter erheblich sturmgefährdet. Die Vision geht jedoch in die Ausweitung der Gewässerflächen durch Schaffung eines zweiten größeren Stillgewässers mit Flachwasserzonen als Biotop für Zugvögel, Amphibien und sonstigen Kleintieren.

Die Restflächen sollen licht in einer parkartigen Waldstrukutr in Anlehnung an historische Hutewälder geschaffen werden. Um das weitere Verwachsen der Gewässer zu verhindern, sieht der Biologe eine periodische Beweidung mit geeigneten genügsamen und winterharten Rinderrassen wie das schottische Hochlandrind oder Wasserbüffel vor. "Da wäre Platz für drei bis vier Tiere in der Offenhaltung, man müsste sich jetzt um einen Landwirt bemühen, der dies übernimmt", so Kübler. Um die Sicherstellung der Erlebbarkeit der Flächen zu gewährleisten könnte man eine Besucherplattform errichten aber auch Ruhe und Aussichtsbänke sollen einen Blick in das künftige Naturreservat ermöglichen. Die gezielte Förderung von Gelbbauchunken, Kiebitze bis hin zur Bekassine oder den Braunkehlchen können nicht nur seltene Tierarten zurückbringen, sondern auch erhebliche Ökopunkte für die Gemeinde bedeuten. Die einmaligen Herstellungskosten werden mit rund 41 000 Euro beziffert, hinzu kämen noch die Kosten für die Informationstafeln und die Plattform sowie die Planungskosten. Die nächsten 25 Jahre kämen in Summe nochmals rund 30 000 Euro an laufenden Pflege- und Erhaltungsleistungen auf die Kommune hinzu. Dies seien aber aus heutiger Sicht die maximalen Kosten. Es bestehe noch erhebliches Einsparpotenzial, beispielsweise bei der Verlagerung des Aushubs auf dem Gelände anstatt des recht teuren Abfahrens. Für Tuningen sei dies ein absoluter Gewinn, denn die Naturschutzmaßnahmen bringen nicht nur für die Spaziergänger ein schönes Gelände, die rund 200 000 Ökopunkte entsprechen den notwendigen Gegenmaßnahmen für die Erschließung eines kleinen Baugebiets.

Einstimmig votierten die Gemeinderäte für die grundsätzliche Bereitschaft zur Umsetzung. Allerdings hängt das endgültige Ja noch an den Haushaltszahlen 2015, welche im Januar von Bürgermeister Jürgen Roth präsentiert werden. "Wir sollten solche Entscheidungen zurückstellen bis wir einen Gesamtüberblick der Finanzen haben", so Gemeinderat Oliver Boschert, dann könne erst die Konzeptionierung verabschiedet werden.