Die geplante Demo wird erhebliche Folgen für den Verkehr haben. Foto: Lg/Achim Zweygarth

Die Stadt sperrt aufgrund der Großdemo gegen die Freihandelsabkommen TTIP und Ceta etliche Straßen. In die City wird man am Samstag wohl nur mit Bus und Bahn problemlos kommen – was die Einzelhändler ärgert.

Stuttgart - Die Demo gegen die Freihandelsabkommen TTIP und Ceta am Samstag wird die Stuttgarter Innenstadt massiv beeinträchtigen. Anlässlich der erwarteten 30 000 Demonstranten hat die Stadt angekündigt, zahlreiche Straßen zu sperren. Dabei ist nicht nur, wie zunächst angekündigt, der Cityring betroffen. Zeitweise sind auch Bundesstraßen und andere Fahrbahnen gesperrt, die Stadt rechnet von Freitagabend bis Samstagabend mit schweren Verkehrsbeeinträchtigungen in der Stadt und empfiehlt, auf jeden Fall das Auto zu Hause zu lassen. Der Einzelhandel ist über die schlechte Erreichbarkeit der City am ersten Wochenende nach den Ferien sehr verärgert.

So hätte sich Bettina Fuchs, Managerin der City Initiative Stuttgart (CIS), mehr Rücksichtnahme von den Veranstaltern der Demo – einem breiten Bündnis aus Umweltschützern, Sozialverbänden und Parteien – gewünscht, was die Terminwahl des Protests angeht. „Wir sprechen vom ersten Wochenende nach den Ferien und der Primetime am Samstag – und die Temperaturen sollen auch noch angenehm mild werden“, sagt sie. Die Versammlungsfreiheit sei ein hohes Gut, das aber häufig zulasten des Einzelhandels gehe.

„Katastrophe“ für den Einzelhandel

Auch den Besuchern gegenüber sei das eine Zumutung. „Es kommt immer wieder zu Gefangenensituationen in Parkhäusern“, sagt Fuchs. Wie im Parkhaus der Galeria Kaufhof während einer Großdemo gegen Stuttgart 21 in der Vergangenheit, als der Verkehr blockiert war: Die Rauchentwicklung wurde durch den Verkehrsstau der Fahrzeuge, die mit laufendem Motor Stoßstange an Stoßstange standen, so stark, dass Feueralarm ausgelöst wurde.

Andrea Poul, die Centermanagerin des Einkaufszentrums Milaneo im Europaviertel, findet noch drastischere Worte für den Aufzug. „Das ist eine Katastrophe“, sagt sie. Auch wenn das Milaneo etwas außerhalb des Geschehens liege, erwartet Poul keinen umsatzstarken Samstag. Auch die Stuttgart-Marketing GmbH bleibt von der Großdemo nicht unberührt. Alle Citytouren mit den roten Doppeldeckerbussen fallen am kommenden Samstag aus.

Polizei befürchtet keine Ausschreitungen

Die Polizei dagegen sieht der Demo trotz ihrer Größe relativ gelassen entgegen. Zumal die offiziellen Unterstützer des Bündnisses nicht für Störungen bekannt sind. „Wir sind mit mehreren Hundert Beamten im Einsatz, rechnen aber mit einem reibungslosen Verlauf. Die große Zahl der Einsatzkräfte hat damit zu tun, dass wir viel an Verkehr regeln müssen“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski.

Schaut man sich die Liste der angekündigten Sperrungen an, ist dort zumindest nicht mit allzu viel Bewegung zu rechnen. Während der gesamten Demo, die um 12 Uhr beginnt und um 17 Uhr enden soll, wird der komplette Cityring samt der angrenzenden Straßen nach der Auftaktveranstaltung von 13 Uhr an bis zum Ende der Veranstaltung gesperrt. Schon von 12.30 Uhr an gibt es auch bei der Theodor-Heuss-Straße ab dem Rotebühlplatz und der Friedrichstraße ab dem Planietunnel in Richtung Arnulf-Klett-Platz kein Durchkommen mehr. Von 13 Uhr an ist auch die B 14 zwischen dem Österreichischen Platz und der Kreuzung Heilmannstraße dicht, ebenso die B 27 stadteinwärts ab dem Ernst-Sieglin-Platz. Ebenfalls betroffen sind der Wagenburg- und der Planietunnel. Da aufgrund der Verkehrssituation auch mit massiven Beeinträchtigungen des Busverkehrs gerechnet werden muss, bleiben an öffentlichen Verkehrsmitteln nur noch S-Bahnen und Stadtbahnen. Für alle anderen empfiehlt die Verwaltung, die Stadt am Samstag weiträumig zu umfahren.

Verkehr soll sich ab 18 Uhr normalisieren

Von 15.30 Uhr an werden die Sperrungen stückchenweise wieder aufgehoben. Die Stadt geht aber davon aus, dass sich der Verkehr erst von 18 Uhr an normalisiert. Die Demo wird wahrscheinlich die größte, die Stuttgart seit Jahren gesehen hat. Kritiker der umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP und Ceta befürchten durch diese eine Herabsetzung von Umweltstandards und mehr soziale Ungerechtigkeit.