Die Daimler AG hat sich in einer E-Mail an die Landtags-Opposition gewandt und um Unterstützung dafür geworben, dass der Standort Trossingen nicht geschwächt werden darf. Foto: dpa

Die Landesregierung will sparen. Aber wo? Zum Beispiel bei den Lehrerstellen, bei den Beamten – und auch bei den Musikhochschulen. In Trossingen hat sich Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) dafür wütende Proteste anhören müssen. Widerstand kommt nun auch aus der Wirtschaft.

Stuttgart - Der Plan der grün-roten Landesregierung, an der Musikhochschule Trossingen massiv zu sparen, stößt nicht nur auf Widerstand vor Ort, sondern nun auch in der Wirtschaft. Laut Stuttgarter Nachrichten hat sich die Daimler AG in einer E-Mail an die Landtags-Opposition gewandt und um Unterstützung dafür geworben, dass der Standort nicht geschwächt werden darf.

Hintergrund des Vorstoßes: Der Autokonzern plant in Immendingen (Kreis Tuttlingen) ein neues Prüf- und Technologiezentrum und will dort in den nächsten Jahren einen dreistelligen Millionenbetrag investieren. Vor dem Hintergrund der aktuellen Sparpläne von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) hat die Daimler AG nun aber große Sorgen, dass die Region als Standort an Attraktivität verliert, wenn an der Musikhochschule Trossingen gespart wird. Es sei „von zentraler Bedeutung“, schreibt Lothar Ulsamer, Leiter föderale und kommunale Projekte bei der Daimler AG, in der E-Mail, die den Stuttgarter Nachrichten vorliegt, dass nach Fertigstellung des Technologiezentrums „für die entsprechenden Entwicklungsarbeiten auch qualifizierte Mitarbeiter gewonnen werden können“. Man sei darauf angewiesen, dass die Mitarbeiter „in die umliegenden Gemeinden ziehen und dort ihren ersten Wohnsitz nehmen“. Die Frage der „Schul- und Hochschulbildung für die Kinder der Mitarbeiter“ spiele dabei eine wichtige Rolle. „Der Hochschule Furtwangen mit ihren Standbein in Villingen-Schwenningen und ihrem Campus in Tuttlingen, aber auch die Musikhochschule in Trossingen darf in ihrer Bedeutung nicht unterschätzt werden“, heißt es in der Mail.

Rülke reagiert mit Verständnis

Daimler-Vorstandsmitglied Ulsamer appelliert deshalb an die Landtags-Opposition, sich nachdrücklich für den Erhalt des Standorts Trossingen einzusetzen. „Wir bitten um Ihre Unterstützung zum Erhalt der Musikhochschule Trossingen.“ Die Einrichtung pflege nicht nur „wertvolle Kooperationen“ mit Musikschulen, Kindergärten, Kliniken, Museen und Kulturämtern in der Region, sie zeichne sich auch durch ihr vielfältiges Bildungsangebot aus. „Eine Beschränkung auf Alte Musik und Elementare Musikpädagogik würde die Bedeutung dieser Bildungsinstitution schmälern“, warnt Ulsamer.

FDP-Landtagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke reagierte mit Verständnis auf die Sorge von Ulsamer. Das sei ein Weltkonzern, „der alles dafür tut, um die Region attraktiv zu halten. Aber Grün-Rot tut alles dafür, um wie beim Nationalpark und der Polizeireform den ländlichen Raums auszubluten“, sagte Rülke den Stuttgarter Nachrichten.