Die Tratschtante (Claudia Reuter) mit den beiden Müttern (Sylvia Schneider und Roswitha Schneider) (von links). Foto: Volk Foto: Schwarzwälder-Bote

Laientheater: Nachbarschaftsstreit gipfelt in massiven Handgreiflichkeiten / Fotoalbum gibt Aufschluss

Von Karl Volk

Triberg-Gremmelsbach. Der Abend begann mit einer Premiere, für die Besucher mit einer Überraschung, wie der Vorsitzende Klaus Faller verriet. Tamara Schwer hatte mit der Radfahrerjugend ein Spiel einstudiert: "Lehrer werden ist nicht schwer, Lehrer sein dagegen sehr": Es ging um einige Schulstunden mit verschiedenen Fächern, recht humorvoll aufgezogen, denn jede Antwort der Schüler war ein Witz.

Das Hauptprogramm aber war das "Rauchzeichen". Ohne erkennbaren Grund stimmt die Chemie zwischen den beiden Nachbarsfamilien in einer bayerischen Vorstadtsiedlung nicht mehr, wobei es recht kleinbürgerlich zugeht, auch weiß der Zuschauer nachher, wie man aus einer Mücke einen Elefanten macht und wie plötzlich aufflammender Hass die Menschen verändert.

Vater Ottfried Jäger (Jürgen Schwer) empört sich über die Faulenzerei seines Nachbarn Franz Streitmeier (Thomas Wenke). Außerdem hat er einen Zweig einer Hecke über die Grenze wachsen lassen, Grund für die Diskussion, ob von 15 oder 45 Zentimeter Länge oder ob das Hausfriedensbruch oder Grenzverletzung ist. Fazit: Den Jägers wird jeder Umgang mit Streitmeiers untersagt.

Das betrifft insbesondere die Kinder aus beiden Familien Max (Oliver Hannemann) und Carolin (Daniela Dieterle), die sich von Herzen zugetan sind. Doch das darf ihre Liebe nicht stören, das hätte noch gefehlt. Das wollen auch die beiden Mütter Monika (Sylvia Schneider) und Anni (Roswitha Schneider) verhindern. Wo gestritten werden soll, finden sich Anlässe genug. Zu laut eingestelltes Radio stört. Das Grillfest bei Jägers geht nicht ohne Geruchsbelästigung durch den Rauch des Kohlefeuers ab.

Ottfried weiß sich zu rächen: mit einem übel riechenden Spritzmittel für seine Hecken. Die beiden Streithanseln kommen sich dadurch so in die Wolle, dass Franz die Polizei rufen will. Ottfried ist auch zu Hause unausstehlich. Vermutet wird von Großvater Josef (Tobias Dieterle) und von Carolin eine Geschichte aus der Jugend von beiden. Nichts Gewisses weiß man nicht.

Dazwischen tritt immer wieder die Nachbarin, die Tratschtante Luise (Claudia Reuter), als moralische In-stanz auf, die gern Einzelheiten erfahren möchte. In diesem Durcheinander findet Carolin ein altes Album von Franz, der schon immer gern fotografierte. Das könnte die Lösung des Rätsels bringen.

Eine Geliebte und zwei Liebhaber? Da Franz und Ottfried Freunde waren, lichtete er Ottfried mit seiner damaligen Freundin Marlies am Baggersee ab. Da staunt auch der Großvater. Rein zufällig kommt die Luise vorbei, steckt ihren Kopf in das Album und erkennt in dem schmusenden Mädchen die Marlies, als Flittchen allseits bekannt.

Luise will noch Näheres in Erfahrung bringen, mit Diskretion, wie sie sagt. Es gelingt ihr mehr als das. Sie hat die Gesuchte sogar gefunden und hierher zum Kaffee eingeladen. Langsam lichten sich die Nebel.

Höhepunkt des Stücks sind die Handgreiflichkeiten der beiden Streithammel. Ottfried fand das Fotoalbum in der Werkstatt von Franz, und jetzt wird ihm die Vergangenheit klar. Franz hat ihm die beste Freundin ausgespannt und dies ein Leben lang ihm gegenüber verheimlicht. Zufällig wird auch Luise davon Zeugin.

Ein Zusammentreffen der alten "Bekannten" wird bei Jägers arrangiert, aber diese kennen sich nicht mehr, aufgetakelt, geschminkt, in exotischer Kleidung, zu ihrem Vorteil verändert, wie sie meint (Tamara Schwer). Entsprechend heikel ist zunächst die Situation. Sie bleibt es. Denn die Liebe Ottfrieds und Franzens flammt nicht mehr auf. Sie wollen sich nicht einmal mehr neben Marlies setzen.

Die beiden Familien ziehen sich in das Haus der Streitmeiers zurück, trinken ihren Kaffee dort und rauchen die Friedenspfeife. Ihr Eheleben bleibt ungetrübt. Verdutzt schauen sich Marlies und Luise an, die nicht dazu eingeladen werden. Luise kommentiert: "Undank ist der Welt Lohn."

Begeisterter Beifall rief die Spieler noch einmal auf die Bühne.

Regie: Rosa Dieterle. Maske: Rebecca Weissenberger. Ton und Musik: Thomas Wenke und Norbert Rase. Souffleuse: Martha Dold. Das Stück wird nochmals am Sonntag, 22. November, ab 14.30 Uhr im katholischen Pfarrsaal in Triberg aufgeführt.