Aufmerksam lauschen die vielen Besucher im Museum Michael Nocks gekonnt vorgetragenem Erzähltheater. Fotos: Stein Foto: Schwarzwälder-Bote

Kurzweiliger Abend mit dem Multitalent Michael Nock im Schwarzwaldmuseum / Keine Breitseite gegen Strobel

Von Dieter Stein

Triberg. Litten doch die ersten Kultur-Montage, trotz hochwertiger Vorträge, unter mangelnder Besucherzahl, so hat sich diese Woche schlagartig geändert. Der kleine Saal beim Café im Schwarzwaldmuseum in Triberg platzte aus allen Nähten.

Der Anlass: Der Schonacher Globetrotter und jetzt in Schönwald lebende Allround- und Lebenskünstler Michael Nock alias "Woody Woodnock" entführte in einer Uraufführung die Gäste mit einem selbst geschriebenen und intonierten Märchen: "Als der Schwarzwald noch ein Königreich der Wälder war", in seine eigene Welt.

Museumsleiterin Claudia Homburg begrüßte die Besucher und freute sich über die gute Resonanz. Sie ließ wissen, dass dies der letzte Kultur-Montag in diesem Jahr sei und der "Woody-Woodnock-Abend" ein krönendes Finale.

"Ein guter Schluss ziert alles", umschrieb Homburg diesen Höhepunkt und zeigte sich erfreut, dass sie Nock für seinen "märchenhaften" Vortrag gewinnen konnte. Außerdem informierte Homburg die Gäste, dass die Kultur-Montage auch im kommenden Jahr als fester Bestandteil des Museums-Programms, fortgeführt werden.

Mit launigen Worten hieß auch Nock die Gäste willkommen und nahm, als Zauberer verkleidet, auf der kleinen Bühne, die mit einer urigen Kulisse ausgestattet war, seinen Platz ein. Tannenbäume links und rechts des aus holz- geschnitzten Büchern gefertigten Rednerpults ließen keine Zweifel aufkommen, dass der Schwarzwald im Mittelpunkt des Geschehens steht. Nock hatte als Ausstattung einen Stimmengenerator im Gepäck, der es ihm ermöglichte, die Charaktere mehrstimmig agieren zu lassen.

Gleich zu Beginn seiner "Märchenstunde" sagte Nock, dass diejenigen, die mit einer verbalen Breitseite gegen Bürgermeister Gallus Strobel rechneten, vielleicht enttäuscht sein würden, denn der visionäre "König Gallus I." mit seinen Söhnen Othmar und Heneka war in der Nockschen Interpretation ein weiser und beliebter König, der seinen Untertanen nur Gutes angedeihen ließ.

So schaffte er unter anderem eine neue Straße und baute zum Wohle der Bürger und des Fremdenverkehrs eine Garage für die Pferde- und Ochsengespanne. Als einzigen Luxus leiste sich König Gallus I. eine Hauskapelle, nämlich die heimische Kultband "Wombats".

Das Spektrum seines intelligenten Vortrags war breit angelegt, und so begann Nock bei den Pharaonen und endete im Jahr 2030.

Voller Enthusiasmus beschrieb Nock den Schwarzwald vom Blinden- bis zum Mummelsee und ließ die dort hausenden guten Geister auferstehen. Neid und Intrige seiner Söhne Heneka und Othmar um die Königskrone, spiegelten das wirre Geschehen der damaligen Zeit wieder und bildeten den roten Faden seiner Geschichte.

Das Publikum erlebte einen feinsinnigen und nachdenklichen Nock, fern seiner schrillen Töne, für die er hinlänglich bekannt ist. Während des Vortrags hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Selbstbewusst überließ es der Künstler jedem Besucher, das Erzähltheater auf sich individuell einwirken zu lassen.

Nock ist ein Vollblutkomödiant, er besitzt viele Talente und ist auch als Filmemacher, Buchautor und Holzkunstgestalter kein Unbekannter. Vielen sind seine spektakulären Aktionen, wie unter anderem die Schneemänner und der Eiffelturm, den er zur "Französischen Nacht" in Schönwald aufstellte, noch in bester Erinnerung. Man denke auch an seine fünf tonnenschweren "Hüterinnen der Gutach", den Edekanern, bei der Parkgarage in Triberg. Nock in eine Schublade zu stecken, ist unmöglich, denn er ist ein kreatives Allroundgenie. Ein Blick auf seine Homepage genügt, um die Vielseitigkeit des Künstlers in Augenschein zu nehmen. Keiner versteht es besser als dieser Freigeist, seine oft haarsträubenden Ideen zielstrebig zu verwirklichen. Dass er auch anders kann, hat er in seiner "Märchenstunde" beim Kulturmontag bewiesen.