Der weltweit bekannte Boogie-Pianist Thomas Scheytt verschmilzt geradezu mit dem Flügel – mit geschlossenen Augen liest er die Musik in seinem Inneren. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Thomas Scheytt begeistert in der Asklepios-Klinik / Leidenschaftliche Boogie-Interpretation

Triberg. Er ist ein inzwischen gerne gesehener Gast in der Asklepios-Klinik in Triberg. Mehrmals jährlich schafft es Elke Merz inzwischen, den eigentlich mit Auftritts-Terminen gut ausgestatteten Boogie-Pianisten Thomas Scheytt zu Auftritten in die Cafeteria der Asklepios-Klinik in der Wasserfallstadt zu locken.

Der weithin bekannte Blues-, Ragtime- und Boogie-Pianist Thomas Scheytt war einmal mehr Gast in der Triberger Klinik. Wie man diesen hochklassigen Pianisten immer wieder nach Triberg locken kann, wird ein wohlbewahrtes Geheimnis der Eventmanagerin der Klinik bleiben. Denn ansonsten verführt der Freiburger mit schwäbischen Wurzeln sein Publikum in Konzertsälen – und ist abends eigentlich meistens ausgebucht.

Denn er gilt nicht ganz zu Unrecht als einer der derzeit wohl weltbesten Boogie-Pianisten. Gerne tritt er auch mit seinem Partner Ignaz Netzer auf, oder gleich in der Boogie Connection mit Christoph Pfaff und Paul Weidlich (oder Hiram Mutschler) als Trio.

Wer sein markantes Gesicht nicht noch nicht kannte, wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass er das ist, der da am Tisch zwischen anderen Besuchern saß im Flur des ersten Stockwerks. Dann endlich geht er hinüber zum Flügel – und verschmilzt geradezu mit ihm.

Zu beinahe jedem Stück erzählt er eine kleine Geschichte. Da kommt ein bekanntes Stück eines prominenten Musikers, das er aus einem Fundus aus beinahe 100 Jahren Musikgeschichte hervorzaubert, direkt nach einer seiner Eigenkompositionen. Dabei scheint der Mann mit der markanten Frisur und dem dicken "Schnorres" die Musik nicht nur zu lieben, sondern auch zu leben.

Alles, was er spielt, entspringt seinem Gedächtnis. Immer wieder improvisiert er – aber im besten Wortsinn. Die Musik reißt ihn mit. Die Füße des Pianisten tanzen unter dem Flügel mit, führen beinahe ein Eigenleben, während eine Etage drüber seine Finger in rasendem Stakkato über die Tasten des Flügels tanzen. Mit geschlossenen Augen verführt er sein Publikum, es ihm gleich zu tun. Begeisterte Rufe und tosender Applaus zeigen, dass er seine Zuhörer erreicht. Mal leidet er am Klavier mit einem leidenschaftlich leidenden Blues, mal spielt er Ragtimes, dann wieder den tobenden Boogie mit seinem überbordendem Leben und schäumender Kraft – mitreißende Rhythmen, die sofort in die Beine und ins Blut schießen. Seine eigenen Kompositionen wetteifern dabei mit dem, was er von bekannten amerikanischen Originalen interpretiert.

Ganz offensichtlich vibrieren und leiden die Besucher des kleinen Konzerts mit ihm, lassen sich entrücken aus dem Alltag. Man mochte ihn kaum loslassen aus dem langen Flur der Klinik mit dem Blick auf die Wasserfallstadt.