Eckhard Britsch (hinten rechts) klebt nicht am Vortragstisch, er demonstriert hier auch eindringlich die Phase des "Umherwanderns", die besonders bei der Alzheimer Erkrankung in einem frühen Stadium auftritt. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Geriatrie-Facharzt Eckhard Britsch spricht im Triberger Pflegeheim St. Antonius über das Thema Demenz

Von Hans-Jürgen Kommert

Triberg. Im Zuge der Veranstaltungen zum Thema Demenz, die gemeinsam vom Pflegeheim St. Antonius, der Sozialstation St. Marien sowie dem Arbeitskreis Demenz derzeit angeboten werden, sprach am Mittwochabend Eckhard Britsch, Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie in VS-Schwenningen, im Pflegeheim St. Antonius.

Etwa 60 Besucher füllten den Vorraum des Heimes aus, während der Referent einen sehr engagierten, aber durchaus spritzigen Vortrag hielt. Wenn das Gedächtnis nachlässt, betrifft das nicht nur die Bewohner des Hauses St. Antonius – vielmehr seien in Deutschland heutzutage rund 1,8 Millionen Menschen betroffen, bei einer steigenden Anzahl, je höher das Lebensalter ist. Bei den 90-Jährigen seien es rund 40 Prozent. "Auch wenn diese Zahlenerschreckend hoch sind, denken Sie immer daran, dass die Mehrheit noch immer nicht dement ist", relativierte Britsch die Zahl.

Mit seinem lebendigen Vortrag verstand es Britsch, das Publikum trotz des schwierigen Themas mitleben zu lassen. Er sprach über verschiedene Ursachen und die Diagnostik von Demenz. Die Veränderungen, die Betroffene im Verlauf der Erkrankung durchleben, stellte er sehr eindringlich anhand von konkreten Beispielen da.

Viele Beispiele erleben betroffene Angehörige im täglichen Umgang mit ihren Lieben. Insbesondere wies er auch auf die "böse Phase" hin, die für Pflegende besonders schmerzhaft ist, in jeder Hinsicht.

Britsch zeigte auch auf, wie man mit Betroffenen umgehen sollte. "Wenn eine Frau erklärt, dass unter ihrem Bett Männer lauerten, die ihr etwas antun wollen, nehmt das ernst – oft weist es auf verdrängte Traumata aus der Kindheit oder Jugend hin", machte er den Zuhörern klar. Man solle Betroffene nicht auf Fehlverhalten hinweisen. Für ihre Pflege brauche man Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen.

Man solle auch dafür sorgen, dass das Umfeld der Betroffenen Bescheid weiß. So könne unter Umständen verhindert werden, dass die Polizei einmal mehr eine "verwirrte Person" suchen muss.

Britsch wies auch auf medikamentöse Behandlung der Alzheimer Erkrankung hin. Sie verzögere das große Vergessen um bis zu zwei Jahre – mit allerdings demselben Ausgang. Der Vorsitzende der Sozialstation, Hans-Georg Schmidt, sah das allerdings eher zwiespältig bei der abschließenden Fragerunde. Bei den wenigen offenen Fragen wurden teils sehr persönliche Erfahrungen zur Disposition gestellt.