Schnee von gestern ist das umstrittene Auftrags-Wandbild von Künstler Werner Oppelt in der Triberger Parkgarage. Nach der Entscheidung des Gemeinderats übermalte Bauhofleiter Hubert Kienzler auf Anweisung aus dem Rathaus das Wandbild mit weißer Farbe. Foto: Börsig-Kienzler

Spuk um Akt-Bild ist vorbei: Nach deutlicher Aussprache stimmt Gemeinderat für Entfernung. Strobel entschuldigt sich bei Gremium.

Triberg - Der Spuk ist vorbei: Die Wand hinter dem "1. Männerparkplatz" in Tribergs Parkgarage ist seit gestern wieder weiß. Der Gemeinderat beschloss in nichtöffentlicher Sondersitzung einstimmig, das Auftrags-Werk beziehungsweise die überarbeitete Version von Künstler Werner Oppelt zu entfernen.

Nach der bundesweiten Aufregung um das im Alleingang von Bürgermeister Gallus Strobel in Auftrag gegebene Wandbild einer in lasziver Pose zeigenden, nackten Frau und dem Spruch "Steile Berge, feuchte Täler", hatte der Schultes auf Drängen der drei Fraktionsvorsitzenden den Gemeinderat zu einer Sondersitzung eingeladen. Diese fand hinter verschlossenen Türen statt. Das Gremium war mit 14 Bürgervertretern beschlussfähig und stimmte bei zwei Enthaltungen und keiner Gegenstimme einstimmig für die Entfernung des umstrittenen Wandbildes.

"Bei dieser Gelegenheit bedauerte der Bürgermeister, dass der Gemeinderat unnötig unter Druck gekommen ist und die Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und Gemeinderat beeinträchtigt wurde", heißt es in einer Stellungnahme aus dem Rathaus am Tag nach der Sitzung, auf deren Ausgang vor allem viele Bürger gespannt waren. "Der Bürgermeister zeigte Verständnis für den Schritt der Fraktionsvorsitzenden an die Öffentlichkeit und hielt diesen Schritt aufgrund eingehender Schilderungen der Gemeinderäte im Nachhinein für richtig", teilte die Stadtverwaltung weiter mit.

Für Gallus Strobel (CDU) ist die Angelegenheit mit der Herstellung des ursprünglichen Zustands der Wand beendet. Wie er auf Nachfrage einräumte, sei ihm tatsächlich erst nach der "sehr guten, wechselseitigen Aussprache" mit dem Gemeinderat klar geworden, unter welch’ großem Druck dieser stand. "Das war mir vorher nicht so bewusst". Gallus Strobel: "Ich denke, unser allseitiges Bestreben ist es gemeinsam die Stadt Triberg weiter voranzubringen."

Zum Einspruch von Bürger Hans-Dieter Lang beim Landratsamt Villingen-Schwenningen, dass die Sondersitzung hätte öffentlichen erfolgen müssen, sagte Strobel: "Sie war zu recht nichtöffentlich". Über den Einspruch entscheiden werde das Landratsamt als Rechtsaufsichtsbehörde.

"Die Fetzen sind nicht geflogen. Es gab auch kein reinigendes Gewitter, aber klare, harte Worte quer durch alle Fraktionen", betonten die Vorsitzenden einhellig nach der eineinhalbstündigen Sondersitzung.

"Sie war lange, sehr leidenschaftlich und fair. Es wurde tabulos alles angesprochen", resümierte Klaus Nagel (FWV). "Alle Streitpunkte kamen auf den Tisch. Im Prinzip wurden alle Forderungen des Gemeinderats erfüllt." Gallus Strobel habe sich, nachdem er den Bogen deutlich überspannt hatte, für die nicht vorhandene Zusammenarbeit in dieser Angelegenheit, die hätte da sein sollen, gegenüber dem Rat entschuldigt. "Damit hatte ich nicht gerechnet", so Nagel. "Einsicht war also da." Für die künftige Zusammenarbeit heiße dies: "Luft ablassen, Ruhe einkehren lassen und behutsam neues Vertrauensverhältnis aufbauen."

Räte setzen eigene Meinung durch

Zum Thema nichtöffentlicher Sitzung meinte Nagel: "Der Vorschlag dafür kam von Strobel, wir Fraktionsvorsitzende haben ihn letztendlich akzeptiert". Und im Nachhinein gesehen sei es auch "gut so", wenn er im Voraus auch hin- und hergerissen gewesen sei.

Er persönlich hätte nichts gegen die Herstellung der Öffentlichkeit gehabt, sagte erneut Klaus Wangler (CDU) und betonte: "Es gab dennoch kein Mauscheln". Es sei eine sehr sachliche Sitzung gewesen, in der der Gemeinderat dem Bürgermeister klar gemacht habe, dass er solche Alleingänge in der Zukunft nicht duldet. "Es liegt jetzt an Strobel, das verloren gegangenen Vertrauen zurück zu erarbeiten."

Zufrieden blickt Wangler auf "die geschlossene und schnelle Zusammenarbeit der drei Fraktionsvorsitzenden", die letztendlich in Verbindung mit dem Gemeinderat dazu geführt habe, "dass das unsägliche Werk wieder verschwunden ist." Bestärkt worden seien die Fraktionsvorsitzenden und der Gemeinderat in ihrem Vorgehen durch die vielfältigen Rückmeldungen aus der Bevölkerung. Gefreut habe es ihn auch, dass Bürgermeisterstellvertreter Friedhelm Weber (SPD) in der Sondersitzung den Fraktionsvorsitzenden ausdrücklich dafür gedankt habe, dass sie die Initiative ergriffen. "Der Gemeinderat geht aus dem Ganzen gestärkt hervor, weil des auch mal wieder ein Signal an die Bürger ist, dass wir durchaus in der Lage sind, unsere eigene Meinung zu vertreten und diese auch durchzusetzen", resümierte Wangler. "Wir gehen davon aus, dass Strobel dem Gremium künftig mit dem nötigen Respekt entgegentritt und Wertschätzung gegenüber diesem zum Ausdruck bringt". Für Wangler ist die Sache somit auch erledigt. Er hofft allerdings, "dass nächstes Jahr im Sommerloch nichts Ähnliches läuft."

"Der Sitzungsverlauf war ok. Alle Räte, nicht nur wir Fraktionsvorsitzenden, sagten klar unsere Meinung", schilderte auch Susanne Muschal (SPD). "Uns war es wichtig, dass Herr Strobel einsieht, dass es so nicht geht, wenn aus seiner Sicht die ganze Aktion nach wie vor gut war." Der Gemeinderat, der jetzt natürlich sensibilisiert sei, was die künftige Zusammenarbeit betreffe, hoffe, "dass man nun wieder zum normalen Geschäft, also wichtigeren Dingen, übergehen kann." Was die Nichtöffentlichkeit der Sitzung anbelangt, äußerte Muschal: "Wir Fraktionsvorsitzenden haben auch mal darüber nachgedacht, sie öffentlich abzuhalten. Wir wollten aber auch nicht, dass jemand das Gesicht verliert, weil man ja auch künftig zum Wohle Tribergs zusammenarbeiten will."

Längst abgehakt ist das Thema für Künstler Werner Oppelt. Er selbst hätte das überarbeitete, "völlig harmlose" Bild nicht weggemacht. Strobel hatte ihn nach der Sitzung über die Ratsentscheidung informiert und gestern Bauhofleiter Hubert Kienzler beauftragt, das Wandbild mit weißer Farbe zu übermalen.