Ein Paar mit Kind geht spazieren. Ob es an der Kasse des Triberger Freibades in den Genuss einer vergünstigten Familienkarten kommt, hängt davon ab, ob es einen Trauschein hat. Auch homosexuelle Lebensgemeinschaften gehen leer aus. Foto: SB-Archiv

Freibadgebühren geändert. Nur Ehepaare mit Kindern oder Alleinerziehende zählen.

Triberg - Was ist eine Familie? Diese Grundsatzdiskussion führte gestern Abend der Gemeinderat. Liberale Ansichten prallten hart auf konservative Fundamente.
Vorangegangen war eigentlich eine Diskussion über die Änderung der Freibadsatzung.

Galt im vergangenen Jahr, dass Ehepaare sich eine vergünstigte Familienkarte kaufen konnten, so wird in diesem Jahr damit Schluss sein. Eine Familie, so verlangte es die Stadtverwaltung in ihrer Sitzungsvorlage, sei erst gegeben, wenn mindestens ein Kind bis zum Alter von 16 Jahren vorhanden sei.

Angeregt wurde von Seiten der Badfreunde und der Frühschwimmer, Jugendliche bis 18 Jahre zusammen mit ihren Eltern in den Genuss der Familenkarte kommen zu lassen. Das lehnte die Stadtverwaltung aber ab.

Es gebe für Schüler Studenten und andere enstprechende Vergünstigungen. »Ab 16 Jahren können Jugendliche bereits jobben, damit sie sich die Jahreskarte für 35 Euro kaufen können«, sagte Strobel im Gemeinderat. Er betonte, dass das Defizit im Freibad 2009 bei rund 256 000 Euro lag. »Das ist sehr viel Geld, das wir in das Freibad stecken«.

Thomas Reiser (FWV) wollte sichergestellt haben, dass auch Alleinerziehende in den Genuß der vergünstigten Familienkarte kommen. Das sicherte Strobel klar zu.

Erhebliche Meinungsverschiedenheiten gab es zwischen der SPD-Fraktion und dem Bürgermeister um die Definition von Familie. Susanne Muschal plädierte dafür, die Familienkarte auch an eheähnliche Gemeinschaften zu vergeben.

Strobel lehnte ab und meinte dazu »Eine Familie ist für mich Vater, Mutter und Kind, auch wenn manche das anders sehen, zum Beispiel zwei Schwule und ein Kind seien dies«.
Strobel betonte, dass der Gemeinderat die Satzung für das Freibad beschließe. »Was eine Familie ist, das entscheidet der Gemeinderat«, sagte er.

Diese markigen Worte veranlassten Friedhelm Weber (SPD) zu einem lauten Stöhnen: »Das ist ja wie im finsteren Mittelalter« meinte er, was wiederum Strobel dazu anstachelte, ein Statement abzugeben: »Ich habe den Amtseid auf die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland geschworen und da steht unter Artikel 6, dass Ehe und Familie geschützt sind«.
Der Gemeinderat ließ es schließlich dabei bewenden. Immerhin wurde beschlosssen, das Höchstalter des Kindes für eine Familienkarte auf 18 Jahren anzuheben.