Der Katholik Andreas Treuer führt mit Vertretern der Islamischen Gemeinde tiefe Gespräche über den Glauben
Von Hans-Jürgen Kommert
Triberg. Muslime durchleben gegenwärtig eine harte Zeit: Bereits seit mehr als drei Wochen sind sie dem Ramadan unterworfen. Dem Glauben der Moslems nach ist der Monat Ramadan derjenige, in dem der Koran erstmals als Rechtleitung für die Menschen herab gesandt worden ist, dazu die einzelnen Verse als klare Beweise der Rechtleitung und der Rettung.
Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang wird in diesem Monat (die Islamische Kalenderrechnung richtet sich nach dem Mondkalender) gefastet. Dass beispielsweise Mesut Özil bei der Weltmeisterschaft nicht gefastet hat, lag nicht daran, dass er als Hochleistungssportler befreit ist. Vielmehr gibt es eine tatsächlich vorhandene Ausnahme: "Wer nun von euch während des Monats anwesend ist (und nicht unterwegs), soll in ihm fasten." Özil war also unterwegs, auf Reisen und war daher vom Gebot des Fastens befreit.
Ein gläubiger Moslem aber wird bis zum letzten Sonntag im Monat Ramadan von etwa fünf Uhr morgens ab fasten, bis die Sonne untergeht, also etwa gegen 21.30 Uhr. In dieser Zeit wird weder gegessen noch getrunken, nicht einmal Wasser, erläuterte der Vorsitzende der Islamischen Gemeinde Triberg, Erdal Dağlar, gegenüber unserer Zeitung. Denn die Gemeinde hatte zum Fastenbrechen sowohl Bürgermeister Gallus Strobel als auch Pfarrer Markus Ockert geladen, die aber beide verhindert waren. Gekommen war jedoch Ockerts katholischer Kollege Andreas Treuer.
Tiefe Gespräche über den Glauben führte der Pfarrer mit mehreren Gemeindemitgliedern.
Dabei zeigte er sich erstaunt über die wirklich hohen Kenntnisse der Muslime nicht nur über den Islam, sondern auch über den katholischen Glauben. Mehrere bekannten, dass sie mangels Islamunterricht an der Schule lieber in den katholischen Religionsunterricht gegangen seien als in Ethik, da es ihnen dort zu sehr in Richtung Buddhismus gegangen sei. "Wenn ich versuche, mit meinen Arbeitskollegen über den Glauben zu sprechen, muss ich feststellen, dass sie gar nichts wissen", lautete die Aussage mehrerer Gemeindemitglieder – und erntete Verständnis seitens des Pfarrers.
Dann aber begann das Fastenbrechen. Treuer ließ sich sagen, dass nach einem Gebet zunächst Wasser getrunken und eine Dattel gegessen werde. Doch im Vorfeld wurden an einem großen Buffet die Teller gefüllt.
Auffallend war dabei die strikte Trennung der Geschlechter – ausschließlich Männer waren beim Fastenbrechen anwesend, die Frauen waren in separaten Räumen, nachdem sie das Buffet aufgebaut hatten.
Während dem Essen wird gebetet
Während und nach dem Essen wurde mehrfach gebetet und es gab weitere interessante Gespräche, bei denen festgestellt wurde, dass der Islam und der Katholizismus gar nicht so weit auseinander lägen. Gegen 23 Uhr zogen sich die Muslime dann in die eigentliche Moschee zurück.
An diesem Wochenende werden die Muslime dann einen ihrer wenigen Feiertage begehen: Das Fastenbrechen, das den Ramadan beendet, "Bayrami" (sprich "Bayram"). Nach dem Opferfest, an dem vier Tage lang Abrahams gedacht wird, der bereit war, seinen Sohn zu opfern, ist dies der zweithöchste Feiertag. "Wenn jemand da ist, kann man uns immer besuchen und einen Tee mit uns trinken", luden die Mitglieder der islamischen Gemeinde ein.