»Damit die Kirche im Dorf bleibt«, übermalt Werner Oppelt auf eigene Initiative sein umstrittenes Werk in der Triberger Parkgarage. Foto: Stein

"Damit die Kirche im Dorf bleibt" entschärft Werner Oppelt auf eigene Initiative sein umstrittenes Werk im Parkhaus.

Triberg - Wunder gibt es immer wieder. Eines der besonderen Art erlebten am Montagvormittag die Besucher der Triberger Parkgarage. Das an der Rückwand des 1. Männerparkplatzes angebrachte und äußerst umstrittene Motiv der Wandmalerei "Steile Berge, feuchte Täler" wurde vom Künstler überarbeitet.

Bekanntlich versetzte das umstrittene Motiv fast die ganze Nation in helle Aufregung, der Triberger Gemeinderat distanziert sich laut den Fraktionsvorsitzenden von diesem "Kunstwerk". Sie hatten schriftlich ihr Missfallen geäußert und Bürgermeister Gallus Strobel aufgefordert, die Malerei umgehend zu entfernen und eine Sondersitzung des Gemeinderats einzuberufen.

Nicht zuletzt deshalb und obwohl Strobel ""nach wie vor von der "künstlerischen Qualität" der ursprünglichen Wandgrafik überzeugt ist, hatte sich der Triberger Künstler Werner Oppelt gestern aus freien Stücken und in eigener Regie spontan dazu entschlossen, eine im wahrsten Sinne des Wortes "Flurbereinigung" vorzunehmen, indem er die durchgängig angeprangerten "sexistischen Passagen" seines Werkes kreativ abmilderte.

Das ursprüngliche Bildmotiv blieb zwar weitestgehend erhalten. Es wurden allerdings die angedeuteten intimen Stellen der liegenden Frau dahingehend verändert, als dass in der neuen Darstellung in der Tat nur noch steile Berge und feuchte Täler sowie der Wasserfall samt den ihn speisenden Stausee zu sehen sind.

Bleibt abzuwarten, was die Kritiker von dieser neuen Variante halten. Ein Triberger Geschäftsmann, der sich das ursprüngliche Motiv mit eigenen Augen ansehen wollte, brachte vor Ort seine Freude darüber zum Ausdruck, dass es Oppelt übermalte. Nun könne er damit leben. Wie er im Gespräch bemerkte, sei er von auswärtigen Kunden, Geschäftspartnern schon auf die Wandmalerei in der Parkgarage negativ angesprochen worden. Die ganze Aktion sei alles andere als positive Werbung für Triberg. Überrascht waren er und auch weitere Bürger, dass sich der Gemeinderat beziehungsweise die Fraktionsvorsitzenden zu Strobels Alleingang mit ihrer Stellungnahme in der Zeitung zu Wort meldeten.

Andere Parkhausnutzer reagierten jedoch enttäuscht, dass das umstrittene Motiv nicht mehr die Wand ziert. Deshalb seien sie extra angereist, wie sie dem Künstler vor Ort versicherten.

Strobel: Die öffentliche Stellungnahme der Fraktionsvorsitzenden ist "ohne Not, unnötig und unklug"

Ein Parkhausbesucher, der die Entfernung der properen Frau ebenfalls bedauerte, regte an, dass man den ergänzenden Schriftzug "…in unserem einzigartigen Triberg…" derartig kenntlich machen sollte, dass man fünf einzelne Buchstaben des Wortes "einzigartig", nämlich "artig" durch rote Farbe hervorheben solle. Dem folgte Oppelt nicht ganz. Er hob das "artig" lediglich mit schwarzer Farbe hervor.

"In der Regel lassen mich derartige Beschuldigungen und teils auch unqualifizierten Äußerungen unbeeindruckt, zumal ich nicht nur negative, sondern auch positive Bewertungen zu Ohren bekam. Aber ich wollte endlich Druck aus dem Kessel nehmen, um wieder zu einem geregelten Tagesablauf zu kommen", so Oppelt gegenüber unserer Zeitung auf die Frage, was ihn letztendlich zur Übermalung bewogen hat.

Inwieweit sich der Wunsch des Künstlers erfüllen wird, bleibt abzuwarten, denn der "Pulverdampf" um diese umstrittene Aktion hat sich noch längst nicht verzogen. Dieses heikle Thema um die sich lasziv räkelnde Frau am Männerparkplatz ist noch längst nicht erledigt und wird noch einige Zeit nachhalten.

Auf alle Fälle wird sich der Triberger Gemeinderat mit dem Thema weiter beschäftigten. Denn, wie Strobel auf Anfrage mitteilt, habe er nachdem die Fraktionsvorsitzenden bei ihm in dieser Sache vorstellig geworden seien, schon vergangenen Freitag schriftlich und per E-Mail zu einer nichtöffentlichen Sitzung am morgigen Mittwoch eingeladen, "damit der Gemeinderat Stellung zum Kunstwerk in der Parkgarage beziehen könne". Nachdem Oppelt nun sein Werk ohne sein zutun, "es war die alleinige Entscheidung des Künstlers", überarbeitet habe, sei die öffentliche Stellungnahme der Fraktionsvorsitzenden "ohne Not, unnötig und unklug", betont Strobel. Außerdem entscheide der Gemeinderat und nicht die Fraktionsvorsitzenden.

Wie Strobel gestern noch bedauerte, habe das ZDF, das sich für Montagnachmittag angekündigt hatte, seine Berichterstattung aufgrund der Motivänderung abgesagt.

u Baden-Württemberg