Flinke Hände und ein geschultes Auge sind bei der Auszählung der Briefwahl im Triberger Rathaus gefragt. Foto: Börsig-Kienzler Foto: Börsig-Kienzler

Bundestagswahl: Trotz Thorsten Frei verliert die CDU. Auch Jens Löw (SPD) sackt ab.

Raumschaft Triberg - Deutlich abgestraft wurden die bisherigen Koalitionsparteien nicht nur auf Bundesebene und landesweit, sondern auch in der Raumschaft Triberg.

Zwar konnte CDU-Direktkandidat Thorsten Frei in Schonach ein deutlich überdurchschnittliches Wahlergebnis mit 61,7 Prozent erzielen – doch selbst in dieser schwarzen Hochburg musste er fast fünf Prozent Verlust hinnehmen.

Weder der Triberger CDU-Vorsitzende Georg Wiengarn noch Friedhelm Weber für die Sozialdemokraten äußerten sich glücklich über den Ausgang der Bundestagswahl. Frustrierend sah es Weber. Zwar sei das Ergebnis nur knapp schlechter als vor vier Jahren, doch auf einem miserablen Niveau. Dabei seien die Noten für die SPD-Minister eigentlich eher positiv gewesen. Glücklich sehe er den Gedankengang der Bundespartei, in die Opposition zu gehen.

"Jetzt gilt es zunächst, sich zu berappeln und wieder auf die Beine zu kommen", sah er als vordringliches Ziel. Wiengarn hätte die Sozialdemokraten lieber stärker gesehen, leider hätten sich viele Wähler eher für den rechten Rand entschieden – auch in der Wasserfallstadt. "Kurz nach 18 Uhr waren Schreck und Enttäuschung schon deutlich." Viele Menschen in Deutschland haben in einigen Bereichen ihrem Unmut Ausdruck und den großen Parteien einen Schuss vor den Bug gegeben.

"Gott sei Dank" haben aber mehr als 87 Prozent der Wähler die Vernunft in ihren Entscheidungen mit wählen lassen. Stolz empfinde er wegen Frei, "der sich ohne Absicherung durch die Landesliste wieder eindeutig durchsetzen konnte". Was wiederum Bürgermeister Gallus Strobel eher anders sah. Er freue sich darüber, dass eine stärkere Opposition "die Stimme des Volkes" vertrete, das sei eine Konsequenz für die Position des Weghörens.

CDU über den Ausgang nicht gerade glücklich

Das Abschneiden der SPD war in der Raumschaft sowohl von Kandidat Jens Löw als auch seiner Partei noch einmal abgesackt, wenn auch lange nicht so sehr wie beim bisherigen Koalitionspartner. "Ein Trauerspiel" sieht daher der Schonacher Ortsvorsitzende Volker Kölsch in diesen Zahlen. Er empfinde eine Riesenenttäuschung, zumal er viele Ziele der Sozialdemokraten auf Bundesebene erreicht sah. Doch anscheinend hätten das viele Wähler überhaupt nicht erkannt.

"Natürlich hat auch die CDU einen riesigen Denkzettel bekommen, dennoch sehe ich sie künftig in der Regierungsverantwortung, mit anderen Partnern. Die SPD kann sich in der Opposition als starke Kraft erweisen und sich vor allem neu sortieren; ich denke, eine starke Opposition ist nach der großen Mehrheit der letzten Legislaturperiode gefragt – und mit einer SPD als Oppositionsführer geht es Deutschland besser als mit anderen Parteien", so Kölsch.

Schonachs CDU-Vorsitzender Herbert Fehrenbach sieht das Ergebnis für Frei und die CDU sehr skeptisch, freut sich aber dennoch, dass seine Partei im Ort nach wie vor ein sehr überzeugendes Ergebnis, weit über dem Trend, einfahren konnte. Kritisch empfindet er die bundesweit dritte Kraft, die aber im Westkreis nicht ganz so stark punkten konnte und in Schonach sogar unter zehn Prozent blieb.

Adalbert Oehler, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands Schönwald, ist alles andere als glücklich über den Wahlausgang. Er sieht deutlich ein Protest-Wahlverhalten. "Wenn auf einem Wahlschein der Kandidat der Linken ein Kreuz bekommt und die Zweitstimme an die AfD geht, kann man das nur als Protest ansehen", nannte er Beispiele. Daher sieht er ein nicht sehr überraschendes Ergebnis, wo die Masse der Protestwähler sehr hoch sei.

Überraschend sei für ihn das Ergebnis für den AfD-Kandidaten, da den kaum einer kenne, meinte Oehler. Immerhin sei kreisweit seine Partei in Schönwald noch immer ganz gut weggekommen, auch Frei selbst. "Ich hoffe natürlich, dass man auch bundesweit die Zeichen erkennt", so Oehler. Im Endeffekt habe er erkennen müssen, dass sich die Koalitionspartner im Bund so weit angenähert hatten, dass die Unterschiede nicht mehr wirklich deutlich wurden.

"Schallende Ohrfeige" für die SPD

Hans-Peter Schwer, SPD-Fraktionssprecher im Gemeinderat, erkennt eine "schallende Ohrfeige" der Bevölkerung dafür, dass deren Denken und Fühlen offensichtlich in der ehemaligen "GroKo" nicht wahrgenommen worden sei. "Man kann nicht zufrieden sein, wenn die Wähler ihre Unzufriedenheit äußern – und das betrifft wohl beide Regierungsparteien".

Cornelia Kunkis-Becker als ehemalige Tribergerin sah vor allem das Abschneiden der grünen Partei sehr positiv. "Uns fehlt leider nach wie vor jemand in Triberg oder der Raumschaft. Als Fazit sehe ich dennoch ein sehr gutes Ergebnis, das den beiden Großen aufzeigt, dass man mit uns rechnen muss", betonte sie.