Die Erzieherinnen von St. Anna und weitere Zuhörer warten bei der jüngsten Gemeinderatssitzung im Triberger Kurhaus gespannt auf die Entscheidung des Gemeinderats bezüglich Klein- oder Regelgruppe. Foto: Kommert Foto: Schwarzwälder-Bote

Nach vorliegenden Zahlen ist solch ein Angebot in St. Anna noch nicht möglich / Zweite Regelgruppe bleibt

Von Hans-Jürgen Kommert

Triberg. Bereits in der letzten Sitzung vor der Sommerpause stand das Thema Kindergarten auf der Tagesordnung – und nahm eine drastische Wendung. Denn die Stadt wollte aus einer Regelgruppe in St. Anna eine Kleingruppe mit zehn Kindern machen – und Gemeinderätin und Erzieherin Ute Meier konnte Zahlen vorlegen, die aufzeigten, dass dies nicht möglich sei.

Von der Entwicklung überrollt, wurde der Tagesordnungspunkt kurzerhand auf Oktober vertagt, bis verlässliche Zahlen vorlägen. Die konnte Anna Rothermund vom städtischen Hauptamt nun am Mittwochabend präsentieren – und entsprechend fielen die Reaktionen aus.

Einhellig war die Meinung, dass man dem Antrag von Ute Meier (SPD) nun folgen sollte, die Regelgruppe nun mindestens bis zum Ende des laufenden Kindergartenjahres zu belassen. "Wir stehen ja in jeder Hinsicht zu den neuen Angeboten", stellte Bürgermeister Gallus Strobel fest – mit dem kleinen Seitenhieb, dass er nach wie vor daran festhalte, dass ein Kleinkind mindestens bis zum dritten Geburtstag zur Mutter gehöre.

"Allerdings muss ich feststellen, dass wir finanziell nun einen Punkt erreicht haben, wo wir uns schwertun. Seit 2011 sind die Kosten exponentiell gestiegen, von 373 000 auf 578 000 Euro", klagte Strobel. Ein erhöhter Personalschlüssel (plus 67 500 Euro), die Angebotserweiterung (135 000 Euro) und geringere Zuweisungen aus dem Finanzausgleich (50 000 Euro) hätten allein von 2013 auf 2014 eine enorme Steigerung verursacht.

Ebenfalls kurz beleuchtet wurde das Thema Ferienbetreuung, wo in diesem Jahr erstmals sechs Sommerferien-Wochen angeboten wurden – mit den üblichen Anlaufproblemen. Hier schlug Friedhelm Weber (SPD) vor, eher die Herbstferien aufzunehmen als die ersten zwei Wochen im Sommer. "Da sind sowieso viele in Urlaub", betonte er.

Es sei nun ein Leichtes, der Beibehaltung der Regelgruppe zuzustimmen, befand Klaus Wangler (CDU), nachdem nun genügend Fakten zur Verfügung stünden. Mit Sorge betrachte er die Kostenentwicklung – "aber bei den Kindergärten sparen ist nahezu unmöglich", wusste er. Die Kosten würden einfach "nach unten durchgereicht". Man müsse auch die Bevölkerung sensibilisieren, was es in diesem Bereich zu stemmen gebe. "Irgendwo ist auch ein Ende der Fahnenstange erreicht", gab er seiner Meinung Ausdruck. Andererseits sei es ja erfreulich, wenn es so viele Anmeldungen gebe. Um verlässliche Zahlen zu bekommen, votiere er für einen "Anmeldestichtag". Hier stellte Strobel ein Manko fest: "Unterjähriger Zuzug ist leider nicht planbar."

Auch Thomas Reiser (FWV) schloss sich mit seiner Fraktion der Beibehaltung der Regelgruppe an. Bei den vorliegenden Zahlen bleibe da kein Spielraum. "Exzellent aufgearbeitet" nannte Weber die vorliegenden Fakten. Allerdings habe seine Fraktion ja bereits im Juli für eine Zustimmung plädiert. Es gelte aber für die Fraktionen, die auch im Land- und Bundestag vertreten seien, mal mit ihren Parteioberen zu sprechen: Die Zuschussbedingungen gehörten auf den Prüfstand. "In Sonntagsreden werden von Bund und Land die Bildung hochgejubelt, und die Gemeinden bleiben dann auf den Kosten sitzen – das geht so nicht", monierte er.

Ute Meier stellte fest, dass der Zuzug an vielen Umständen verantwortlich sei – "und jetzt rollt eine Asylantenwelle auf uns zu". "Wir haben derzeit vier Asylbewerber – und alle sind ledige junge Männer – da kommen keine Kinder auf uns zu", meinte Strobel.

Nach dem Beschluss zur vorläufigen Beibehaltung einer Regelgruppe im Kindergarten St. Anna verfügt die Stadt Triberg über insgesamt 177 Plätze in vier Kindergärten. Zwei befinden sich in der Kernstadt (Mariengarten Oberstadt und St. Anna Unterstadt). Beide sind Einrichtungen der katholischen Kirche. St. Sebastian in Nußbach ist ebenso ein katholischer Kindergarten. Der einzige städtische Kindergarten befindet sich in Gremmelsbach. St. Anna verfügt über die größten Reserven – dort stehen 58 Plätze in den Regelgruppen und einer Gruppe mit verlängerten Öffnungszeiten zur Verfügung, dazu kommt eine Krippengruppe mit zehn Plätzen. Der Mariengarten hält 48 Plätze vor, davon stehen 20 für die Ganztages- und 28 für die Regelgruppe zur Verfügung. Für weitere 25 Plätze zeichnet St. Sebastian verantwortlich – allerdings werden einige der Plätze derzeit von Kindern unter drei Jahren belegt – die zählen doppelt, so dass nur 20 Plätze belegbar sind – wenn Kinder unter drei Jahren kämen, entsprechend weniger. Der städtische Kindergarten in Gremmelsbach hat 25 Plätze – belegt sind aktuell zehn.