Mit schwerem Gerät muss die Außenfassade des Stöcklewaldturms gerichtet werden. Foto: Gissler Foto: Schwarzwälder-Bote

Stöcklewaldturm: 1894 gebaut / Gebrauchter VW-Motor erzeugt Druck für Wasserpumpe / Sendeanlage für Feuerwehr

Von Hans-Jürgen Kommert

Als der Schwarzwaldverein 1883 in Freiburg beschloss, sich zukünftig in Ortsgruppen, damals noch "Sektionen" zu organisieren, war Triberg bei den ersten elf.

Triberg. Bereits bei der Gründung des Hauptvereins 1864 als Verschönerungsverein waren unter den sieben Gründungsmitgliedern zwei Triberger dabei: Posthalter und Brauereibesitzer Neef und Gastwirt Paul Wehrle vom heutigen Parkhotel.

Das ursprüngliche Anliegen dieses Vereins war die touristische Erschließung des Schwarzwalds und die Verschönerung des Landschaftsbildes, um der immer größer werdenden Schar der Touristen einen angenehmen Aufenthalt zu bieten.

Bald wurde aus diesen Anfängen ein "Verschönerungsverein" gegründet, in Triberg geschah dies 1875. Anlass war die Jahreshauptversammlung des Schwarzwaldvereins, die zwei Jahre zuvor, 1873, stattgefunden hatte. 1883 erfolgte wie in Freiburg die Umbenennung in Schwarzwaldverein.

Mit hohem Aufwand kümmerten sich die Pioniere des Tourismus um die Erschließung von Spazierwegen und bestückten diese mit Ruhebänken und Aussichtspavillons. Bald kamen Wanderwege hinzu, mit Schutzhütten und Aussichtstürmen.

1894 wurde für über 8000 Goldmark schließlich der Stöcklewaldturm aus Sandsteinen der Umgebung gebaut, mit einem Sockel und einem oberen Anschluss aus Granit. Wie fast alle Türme des Schwarzwalds, die zu jener Zeit entstanden, diente er nicht dem Ausblick auf die Schönheiten des Schwarzwaldes. Vielmehr ging es darum, von dort aus die Alpen zu bewundern. Hierzu stellten die Triberger Gastronomen dem "Galgenbauer" eine Telefonanlage zur Verfügung, damit dieser bei entsprechender Wetterlage die Hotels informieren konnte.

1951 wurde die Ortsgruppe wiedergegründet

Die Gäste wurden dann mit Kutschen zur Alpensicht gefahren. Bis in die 30er Jahre hinein war der Schwarzwald das erste deutsche Wintersportgebiet.

1951 wurde die Ortsgruppe wiedergegründet und schon bald befasste man sich mit den Plänen für ein Wanderheim, das dieses Mal beim vereinseigenen Stöcklewaldturm entstehen sollte. 1955 wurde der Bau beschlossen und der stellvertretende Vorstand Franz Göttler krempelte seine Arme hoch und scharte seine Wegebautruppe um sich. Bereits Ende 1956 war das Dach fertiggestellt, zwei Jahre später der Innenausbau abgeschlossen und zum 1. Januar 1958 wurde der erste Pachtvertrag unterzeichnet.

Fließendes Wasser gab es noch keines, dies musste mühsam über 200 Meter den Berg hinaufgetragen werden.

Beleuchtet wurde das Gebäude mit Gaslaternen. Drei Jahre später wurde mit viel Eigenarbeit eine Wasserleitung verlegt. Ein gebrauchter VW-Motor erzeugte den Druck für die Wasserpumpe. Erst im Jahre 1976 hatten Motor und Gasbeleuchtung ausgedient. Auch die erste Kläranlage wurde errichtet.

In den 80er Jahren wurden Dach und Wände isoliert und neue Fenster eingebaut. Gleichzeitig sicherte ein Vertrag mit dem Regierungspräsidium über den Betrieb einer Antennenanlage auf dem Turm dem Verein regelmäßige Einnahmen. Die Behörden für Ordnungs- und Sicherheitsaufgaben nutzen den Turm als Sendeanlage für Feuerwehr, THW, Polizeifunk und den Rettungsdienst.

Zusammen mit den Einnahmen aus dem Turmaufgang können damit die üblichen Unterhaltskosten getragen werden. Seit dem Jahr 2000 wurde das Haus stetig an die Komfortansprüche der Besucher angepasst. Eine Dusche, Zentralheizung und Warmwasserversorgung über eine Solaranlage wurden eingebaut. Es folgten eine Küche, die die Anforderungen des WKD erfüllt, sowie neue Sanitäranlagen. 2008 erfolgte als letzte Maßnahme der Anschluss an die Abwasserversorgung der Stadt Furtwangen. Seit 1997 wurden so fast 100 000 Euro investiert.

Seit 2011 ist auf dem Turm auch eine Relaisstation für den Digitalfunk in Betrieb. Im Zuge des Baus der neuen Sendeanlagen wurde die Plattform komplett erneuert und ein sicheres Geländer eingebaut.

Gesamte Wetterseite mit speziellem Mörtel neu verfugt

Im Frühjahr 2015 alarmierten Steinablösungen am Turm den Vorstand. Eine Überprüfung ergab, dass große Teile der Zementfugen lose waren. Innerhalb kurzer Zeit wurde die gesamte Wetterseite mit 29 Säcken speziellem Trassmörtel neu verfugt. Die schon beschlossene Erneuerung des 122 Jahre alten verrosteten Geländers musste um ein Jahr verschoben werden, um die Sicherheitsreserve der Finanzen nicht zu gefährden. Zu Jahresbeginn wurde nun ein Edelstahlgeländer montiert.

Im Laufe des Jahres sollen auch die Fenster erneuert und mit einer Dauerlüftung versehen werden. Auch im Gastraum gibt es Veränderungen: Eine gewerbliche Gläserspülmaschine wurde eingebaut und die Theke modernisiert. Mit Katrin Heinzmann habe man eine ausgezeichnete Wahl als Wirtin des Vesperstübles getroffen, ist sich der Vorsitzende Wolfgang Gissler sicher. Seit dem gestrigen Freitag sollen Turm und Vesperstüble wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein.