Nach dem Regen steigt im Paradies der Nebel. So könnte das Wetter tagelang andauern, sind sich Vieh und Landwirte einig. Denn wie man an den braunen Flächen sieht, ist das Gras vertrocknet. Foto: Bolkart

Grasbestände auf Weiden fast erschöpft. Landwirte müssen Futter kaufen. Kleine Quellen und Bachläufe versiegt.

Triberg/Schonach/Schönwald - Freuten sich die Landwirte der Region vor sechs Wochen noch über die problemlose, zügige Heuernte, die ihnen gute Erträge in bester Qualität einbrachte, steigt die Sorge wegen der anhaltenden Trockenheit. Die Abkühlung und der Regen der vergangenen Tage brachten keine nennenswerte Entlastung.

"Seit Mitte Juli steht das Wachstum auf den Wiesen", sagt der Ortsvereinsvorsitzende Clemens Hug des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) aus Gremmelsbach. Anhand seiner Daten von der Photovoltaikanlage hatte der Juli 2015 mehr Sonnenstunden als der Jahrhundertsommer 2003. Er verfüttert bereits die Wintervorräte an seine Milchviehherde, wie die meisten Landwirtskollegen. Die Futtersituation bezeichnet er deshalb als dramatisch, da nichts nachwächst und die Grasbestände auf den Weiden weitgehend erschöpft sind.

Das bestätigt sein Verbandskollege Bernhard Kienzler aus Nußbach. Auch dort füttern die meisten Bauern seit Wochen zu, der Weidegang an den Sommerlagen habe sich zum größten Teil komplett erübrigt. Kienzler weiß von Bauern, die ihr Vieh mittlerweile nicht mehr auf die Weide schicken können und sie im Stall füttern. "Am wichtigsten wären jetzt natürlich Niederschläge", erklärt Stefan Weiss vom Schönwälder Ortsverband. Unterschiede auf den Wiesen sieht in dieser extremen Situation der BLHV-Vorsitzende Bernhard Bolkart aus Schonach. Die intensiv bewirtschafteten Flächen halten der Trockenheit wesentlich länger Stand, während die extensiven ziemlich schnell zusammenbrachen. Für den Stallwinter werden die Bauern wohl nicht um Futterzukäufe herum kommen. Der Heupreis stieg in den vergangenen Wochen bereits um 50 Prozent, und das wird noch nicht das Ende sein, befürchtet Bernhard Bolkart.

Dabei gibt es Unterschiede auf kleinstem Raum, wie alle vier landwirtschaftlichen Berufsvertreter feststellten. Die spärlichen Niederschläge gab es offenbar immer wieder über denselben Landstrichen, die bis heute ganz ordentlich versorgt sind. Aber das sind eben nur Ausnahmen. Die Hitze wirkte sich, unabhängig von der Versorgung, ungünstig auf die Milchleistung der Kühe aus. Bernhard Kienzler schätzt, dass seine Tiere in den heißesten Wochen rund 20 Prozent weniger Milch gaben. "Ohne eine reichliche Zufütterung sind die Tiere derzeit unterernährt", analysiert Weiss nüchtern.

Die angespannte Wassersituation verschärft die Lage. Zahlreiche kleine Quellen und Bachläufe, die das Weidevieh versorgen, sind versiegt. Selbst die verhältnismäßig stabilen Hofquellen kommen an ihre Grenzen. "Bei uns wird schon Wasser gefahren, und die anderen müssen sich das gut einteilen", bestätigt dies Kienzler. "Wenn die Hausquellen versiegen, dann haben wir echt ein Problem", beobachtet das auch Clemens Hug mit großer Sorge.

Noch nicht absehbar sind die Schäden, die die Trockenheit im Wald verursachen wird. "Die werden wir erst nach dem Winter sehen", ist sich Hug sicher. Kienzler hofft, dass aufgrund der guten Wasserversorgung im ersten Halbjahr der Forst die Trockenheit vielleicht doch leichter wegstecken kann. "Die Schwankungen innerhalb kürzer werdenden Fristen sind groß", erklärt Bolkart. Für ihn sind diese Extreme Zeichen des Klimawechsels. "Da brauchen wir nicht mehr drüber diskutieren", fügt er an. Alle vier sehen die wirtschaftliche Gesamtsituation als sehr angespannt an. Das Futter wird teurer, und der Preis für Schlachtvieh sinkt bereits.