Immer noch keine befriedigende Lösung in Sachen medizinischer Versorgung gibt es vor allem in der Raumschaft Triberg. Foto: Pleul Foto: Schwarzwälder-Bote

Schonachs Bürgermeister spricht für die Raumschaft / Wörpel sieht Schönwald verhältnismäßig gut aufgestellt

Von Marc Eich

Raumschaft Triberg. Probleme bei der medizinischen Versorgung, lange Wartezeiten und wenig Zeit für die Patienten: Der Ärztemangel in der Region ist immer noch ein großes Thema.

"Die verbliebenen Arztpraxen sind restlos überfüllt, Wartezeiten bis zu drei Stunden sind die Regel. Wie soll man das als Berufstätiger schaffen? Man kann doch nicht immer einen Tag Urlaub nehmen!" Eine Leserin unserer Zeitung spricht das aus, was viele Menschen in der Region noch immer bewegt. Denn weiterhin sucht man in der gesamten Raumschaft händeringend nach Ärzten, die für eine Entlastung sorgen.

Der Erfahrung nach würden viele Patienten gar nicht zum Arzt gehen, wenn es ihnen schlecht geht, da sie die Belastung der Wartezeiten als zu groß empfinden, äußert sich die Frau in einem Brief an unsere Redaktion. Sie verteidigt dabei eindeutig die Ärzte, "aber es fehlt einfach die Zeit – wer kann schon in Ruhe arbeiten, wenn im Wartezimmer noch weitere 20 Patienten sitzen?"

Auch Schonachs Bürgermeister Jörg Frey ist mit der aktuellen Situation alles andere als zufrieden: "Das ist nach wie vor ein Trauerspiel." Verärgert ist er dabei immer noch über die Rolle der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) in der Vergangenheit. Ein junger interessierter Arzt hatte seine Absicht, in Schonach zu praktizieren, zurücknehmen müssen. Der Grund: Die KVBW hat bei der Zulassung gezögert, weil es im Schwarzwald-Baar-Kreis eine ärztliche Überversorgung gibt – dies trifft aber keinesfalls auf die Raumschaft zu (wir haben berichtet). "Es ist natürlich ärgerlich, wenn man die Aufgabe hat, eine ärztliche Versorgung sicher zu stellen und dann reglementiert wird", ist Frey über das Vorgehen der KVBW noch immer verärgert. Momentan sei es laut seinen Informationen aber so, dass der Bereich wieder für Neuzulassungen geöffnet ist.

Er ist dennoch auch vom Landkreis aufgrund der mangelnden Unterstützung enttäuscht, "außer Versprechen ist nichts passiert", äußert Frey seine Kritik. Im Herbst habe es einen weiteren interessierten Arzt gegeben, "dieser hat jedoch kurzfristig zurückgezogen", sagt der Bürgermeister. Eines sei daher klar: Die Interessenten stehen nicht Schlange. "Räumlichkeiten hätte ich bis übermorgen, aber man bräuchte ja dann auch noch die Genehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung", erklärt Frey.

Auch Schönwalds Bürgermeister ist über das Vorgehen der KVBW nicht sonderlich glücklich: "Man muss sich da schon an den Kopf greifen, wie das System funktioniert." Im Gegensatz zu seinem Kollegen in Schonach ist Christian Wörpel jedoch mit der Lage in seinem Dorf zufrieden. Der Grund hierfür ist vor allem, dass das Ehepaar Niehoff nach zweijähriger Weiterbildung bei Hans-Ulrich Jung dessen Praxis übernehmen wird.

Ursprünglich war geplant, dass Jens Westphal die Praxis übernimmt – daraus wurde aber nichts (wir berichteten). "Wir sind daher sehr froh, dass Jung bereit war, aus dem Ruhestand zurückzukehren und Hendrik Niehoff als Neurochirug die Zusatzausbildung als Allgemeinmediziner ermöglicht", so Wörpel.

Für Schönwald gehe es in diesem Fall nicht nur um die ärztliche Versorgung, sondern auch um den Status des heilklimatischen Kurorts der Extraklasse. Dafür benötige der Ort einen Badearzt, "auch diese Funktion wird Niehoff übernehmen", freut sich Wörpel. Für ihn war vor allem wichtig, dass der Nachfolger in die dörflichen Strukturen passt und von den Bewohner akzeptiert ist. "Aus meiner Sicht läuft es gut. Wir sind daher momentan sehr froh, verhältnismäßig gut versorgt zu sein."

Dieses Glück haben jedoch nicht alle Orte in der Raumschaft. "Apotheken können ohne einen ortsansässigen Arzt nur noch schwer existieren, Arbeitsplätze gehen verloren und zudem wirkt sich das auch auf die Attraktivität eines Ortes aus", fordert die Leserin auf, den Ärztemangel schnell in den Griff zu bekommen, schließlich bestehe dringender Handlungsbedarf. Eine Meinung, die sicherlich von vielen unterstützt wird.