Die Überreichung des goldenen Meisterbriefs an Fotografenmeister Norbert Keßler (Mitte) durch Handwerkskammer-Präsident Gotthard Reiner (links) und Kreishandwerksmeister Bernd John. Foto: Mario Keßler Foto: Schwarzwälder-Bote

Menschen: Goldener Meisterbrief für Norbert Keßler / Inhaber von "Foto Gustav Carle" ausgezeichnet

Über eine besondere Ehrung durfte sich Fotografenmeister Norbert Keßler freuen. Dem 64-jährigen Inhaber des Fotogeschäfts "Foto Gustav Carle" in Triberg wurde von der Handwerkskammer Konstanz in einer Feierstunde der Goldene Meisterbrief für 40 Jahre Ausübung seines kreativen Berufs verliehen.

Triberg. Die Aushändigung der Urkunde dieser hohen Auszeichnung durch Handwerkskammer-Präsident Gotthard Reiner und Kreishandwerksmeister Bernd John bot Gelegenheit, sich mit dem Jubilar über Episoden und Ereignisse, die er während seines langen Berufslebens erleben durfte, ein Gespräch zu führen.

Blick auf 110 Jahre Geschäftstradition

Norbert Keßler wurde das Interesse am Erlernen des Fotografenhandwerks bereits in die Wiege gelegt, denn schon sein Großvater und Firmengründer Gustav Carle war ein Fotograf aus Leidenschaft. Nach dem Tod seines Lehrherrn Johann Karl Berberich kam Gustav Carle in den einstigen Lehrbetrieb nach Triberg zurück, da die Witwe Berberichs dringend einen Nachfolger suchte.

Carle war geradezu prädestiniert dieses Geschäft in eigener Regie zu übernehmen, denn er hatte zwischenzeitlich Studiengänge in Dresden, München und Berlin absolviert. Er war nicht nur ein exzellenter Fotograf, sondern auch ein talentierter Maler. Heute noch vorhandene Zeichnungen und Skizzen zeugen von seiner großen Begabung.

So erwarb Gustav Carle im Jahr 1907 das Atelier sowie das dazugehörige Ladengeschäft und gründete die Traditionsfirma "Foto Gustav Carle", die nun ihr 110-jähriges Bestehen feiern kann.

Von Januar 1958 bis 1980 führte Norbert Keßlers Vater Rudolf den Betrieb weiter, bis Norbert Keßler 1980 die Nachfolge antrat.

Der heutige Jubilar begann 1969 nach der Mittleren Reife seine berufliche Laufbahn bei der Firma Foto Sauer in Villingen.

Zum Ende seiner Lehrzeit im Jahr 1972 bestand Keßler seine Gesellenprüfung mit Bestnote und leistete danach seinen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr ab, um danach in einem Porträtstudio im Raum Stuttgart weitere Erfahrungen zu sammeln.

Fünf Jahre nach seiner Gesellenprüfung, nämlich 1977, durfte sich der Jubilar "Fotografenmeister" nennen, damit hatte er sein gestecktes Ziel, ein Meister seines Fachs zu werden, erreicht. Und so bestand er die Meisterprüfung an der Bundesfachschule für Fotografie in Hamburg ebenfalls mit Bravour.

Wie in jedem Beruf war es auch für Keßler unabdingbar, sich später weiterzubilden und die Schulbank zu drücken. Doch auch diese Mühen waren von Erfolg gekrönt, denn zahlreiche Preise und Ehrungen, so unter anderem auch eine Goldmedaille bei einer Porträt-Ausstellung in Willingen, wurden Keßler für seine außergewöhnlichen und kreativen Arbeiten verliehen.

Keßler hatte sich jedoch nicht nur auf Porträts, sondern auch auf Werbe- und Industriefotografie und Reportagen spezialisiert.

Die von ihm arrangierten Hochzeitsfotos sind längst über die Grenzen der Region hinaus, bekannt. Nicht umsonst lassen Brautpaare ihren "Schönsten Tag im Leben" mit einer Fotosession von "Foto Carle" krönen.

Auf die Frage nach der Zukunft seiner Branche angesprochen meint Keßler: "Alles ist im Wandel. Und so geht dieser auch an der Fotografie nicht spurlos vorbei. Allein schon das handwerkliche Knowhow spielt heutzutage längst nicht mehr diese Rolle wie bei der Gründung unseres Geschäfts. Ich weiß noch, wie sich mein Großvater mit beschichteten Glasplatten, die sehr empfindlich und teuer waren, herumschlagen musste. Ähnlich verhielt es sich dann auch mit den Roll- und auch Kleinbildfilmen. Auch hier musste sparsam gewirtschaftet werden, weil auch dieses Material sehr teuer war. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass wir bis zur Einführung der digitalen Technik ab dem Jahr 2000 für Rollfilme und Kleinbildfilme jährlich um die 20 000 DM ausgegeben haben. So wurden die Fotos immer äußerst sorgfältig vorbereitet um bereits beim ersten ›Schuss‹ eine perfekte Ablichtung zu erhalten. Heutzutage können die meisten handwerklichen Fehler durch entsprechende Bildbearbeitungs-Software verändert werden. Was aber auch nicht immer einfach ist."

Norbert Keßler beabsichtigt, sich im kommenden Jahr aus dem Geschäftsleben zurückzuziehen, um seinem 35-jährigen Sohn Mario das Zepter in die Hand zu geben.