Raumschaft Triberg ist im Jahrbuch des Kreises gut vertreten / Schwarzwälder Kirschtorte gefragt

Von Karl Volk

Raumschaft Triberg. Zum 39. Mal erscheint der Almanach, das Jahrbuch des Schwarzwald-Baar-Kreises. Und es ist ein "junger" Almanach, wie Landrat Sven Hinterseh bei der Vorstellung im Landratsamt betonte. Enthalten sind erneut interessante Geschichten über Bürger und Ereignisse in der Raumschaft Triberg.

Verjüngt hat sich sichtbar das Redaktionsteam. Drei Frauen sind Mitglieder, auch darin liegt er im Trend der Zeit. Verjüngt hat sich auch in erstaunlicher Weise der Stab der Autoren, die sehr viel Sensibilität für gegenwärtige Tendenzen beweisen.

Der Heimat gilt auch dieser Almanach, von Hinterseh als "Geborgenheit und Verlässlichkeit" definiert. Begriffe in global schwieriger Zeit an Bedeutung gewinnen. Menschen kommen zu Wort. Ungewöhnlich viele, die sagen, was ihnen diese Heimat bedeutet und was sie für sie tun.

Sonst ist das Buch wieder so facettenreich wie eh und je. Orte werden gründlich und liebevoll charakterisiert, Hüfingen, Königsfeld, Schwenningen, die Sparkasse Schwarzwald-Baar wird unter dem Gesichtspunkt der Heimat gesehen.

Die Emil-Kurz-Lärche misst Umfang von drei Metern

Mit der Auflösung der französischen Garnison verliert die Heimat ein Stück Frankreich. Die vielfältige Natur tritt dem Leser vor Augen: Wildtiere kommen wieder: Luchs, Biber, Wildschwein. Vieles gilt es noch zu entdecken: Baumriesen, wie die Emil-Kurz-Lärche, unweit von Königsfeld-Neuhausen mit drei Meter Umfang und knapp 40 Meter Höhe, oder wie ein Teppich wirkender Waldboden mit Bärlauch auf der Blatthalde.

Doch keine Kulturlandschaft ohne Geschichte. Auch das "Jahrhundertthema, den Ersten Weltkrieg und das Alltagsleben damals greift der Almanach auf. Traurige Weltgeschichte: Gefallene in Triberg: 160, in Schonach: 92, in Schönwald: 78.

Hintergründe von den Fallers auf dem historischen Unterfallengrundhof in Neukirch erfahren die Freunde der SWR-Fernsehserie, die diese jetzt im 20. Jahr sehen können. Wo kann man schon zeigen, dass 18 Generationen ein Hofgut bewirtschaften? Dies ist einer der Schwerpunkte dieses Almanachs. Ein anderer ist die Gegend um den jungen Neckar. Ein dritter ist die Erfolgsgeschichte aus Triberg: die Schwarzwälder Kirschtorte.

Ist es schon allseits zur Kenntnis genommen worden, dass sie von Konditormeister Josef Keller in Radolfzell entwickelt wurde und als "nationales Kulturgut" im Haus der Geschichte in Bonn ausgestellt ist. Wahrhaft erstaunliche Dinge weiß Konditormeister Claus Schäfer über diese "Königin der Torten" zu berichten. Interessant schon die Geschichte, dass August Schäfer, der Vater von Claus, von diesem Josef Keller die Idee mitbrachte. Das Grundprinzip ist einfach: Ein Schokoladeboden, Kirschen mit Sahne darauf, ein Schuss Kirschwasser dazu und das Ganze mit Schokoladestreusel dekorieren. Im Café Schäfer wird sie immer mit frischen Zutaten gemacht, das versteht sich von selbst.

Konservieren lässt sich die Torte nicht. Sie ist inzwischen rund um den Globus bekannt. Den Beweis dafür liefern die Gäste, die weit über Europa hinaus aus Dubai, Asien und Amerika anreisen, um in Triberg die Schwarzwälder Kirschtorte zu genießen.

Starköche, Zeitungen, Magazine, Hörfunk und Fernsehen, unter ihnen die BBC stellen sich in Schäfers Backstube ein und helfen nach Kräften, diese Köstlichkeit bekannt zu machen. Von einem "Geheimtipp" kann man eigentlich nicht mehr reden.

Das Café hat noch eine zweite Spezialität: die Schwarzwald-Kirsche, von Schokolade ummantelt. Claus Schäfer verriet, wie lange sie in echtem Schwarzwälder Kirschwasser liegen muss, bis sie sich ganz vollgesogen hat, um ihr vollendetes Aroma zu bekommen: sehr lange! Auch dies eine unvergleichliche Köstlichkeit.

Ein zweites Großthema konnte in dieser Form nur durch Michael Kienzler in den Almanach kommen. Der bekannte, prämierte Sportfotograf des Schwarzwälder Boten aus Gremmelsbach war bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien dabei. Seine Eindrücke von den Weltmeisterschaftsspielen sind faszinierend, zwei Glückliche auf dem Titelfoto dieses Beitrags: Lukas Podolski und Michael Kienzler. Preisgekrönte Fotos konnte er dem Almanach zur Verfügung stellen, aber auch tolle Impressionen von Szenen außerhalb des Stadions.

Dass eine Diplomingenieurin einen Bauernhof auf moderne Art führen kann, beweist Petra Hettich auf dem Sigmundenhof in Schonach, sogar mit Begeisterung und Leidenschaft. Beides ist nötig auf einem Hof mit 30 Hektar Grünland und 15 Hektar Wald. Sie hat zusätzlich noch Zeit für vier Ferienwohnungen. In jungen Jahren studierte sie Landwirtschaft in Nürtingen und war lange Ökokontrolleurin.

Sie und ihr Mann Ralf Spadinger bauten den Hof um, der bleibt aber ein Eindachhof. Erstaunlich, woher sie die Zeit nimmt für die Tätigkeit als ehrenamtliche Richterin am Finanzgericht in Freiburg. Sie beteiligt sich am "Tag des offenen Bauerngartens" und ist Schriftführerin beim BLHV." Und einen Traum hat sie auch noch: In weiter Ferne, in Uganda, in der Landwirtschaft Entwicklungshilfe zu leisten. Einstweilen ist aber ihr liebster Platz das Schonacher "Paradies" in der Nähe.

Persönlichkeiten aus der Politik in der Raumschaft Triberg werden aus besonderem Anlass in dieser Ausgabe vorgestellt: Lukas Duffner aus Schönwald gehörte dem Kreistag 40 Jahre an. Ein Foto zeigt ihn mit den drei Landräten, die er erlebte: Rainer Gutknecht, Karl Heim und Sven Hinterseh. Karl Rombach aus Schonach wurde in diesem Jahr wieder in den Kreistag gewählt. Ein Foto zeigt zudem Landrat Hinterseh und Schonachs Bürgermeister Jörg Frey, wie sie im September den Startschuss für die Breitbandverkabelung im Skidorf und damit für das schnelle Internet geben.

Nur in Schonach nimmt die Bevölkerung noch zu

Eine der letzten Seiten des Buches gibt jeweils die Bevölkerungsentwicklung an. In der Raumschaft Triberg hat lediglich Schonach eine positive Bilanz aufzuweisen, eine Zunahme von 204 Personen (5,38 Prozent), Triberg hat acht Einwohner weniger (minus 0,17), Schönwald verlor 44 Einwohner (minus 1,85).

Der Almanach ist im Buchhandel, im Landratsamt und beim Dold-Verlag Vöhrenbach erhältlich.