Mit einer Ladung von über zwölf Tonnen an Hilfsgütern im Wert von umgerechnet 18 000 Euro fuhr der Triberger Rot-Kreuz-Lastkraftwagen im Mai 1997 nach Budapest. Auch diesen 14. Transport begleiteten Ursula und Jürgen Lippold. Foto: Archiv Lippold Foto: Schwarzwälder-Bote

Ungarnhilfe: DRK-Ortsverein Triberg-Schonach unterstützt Kreisverband Villingen-Schwenningen weiterhin

Dieses Jahr findet bereits der 62. Hilfsgütertransport nach Budapest durch den DRK-Kreisverband Villingen-Schwenningen statt. Unterstützt wird die soziale Aktion erneut vom Ortsverein Triberg-Schonach des Roten Kreuzes.

Triberg/Schonach. Die Vorsitzenden des DRK-Ortsvereins Triberg-Schonach, Georg Wiengarn und Dietmar Wiebel, luden den DRK-Ehrenkreisbereitschaftsführer Jürgen Lippold und dessen Frau Ursula zu einem Pressegespräch ein. Krankheitsbedingt konnte Wiebel bedauerlicherweise den Termin nicht wahrnehmen. Es galt, für den diesjährigen Materialtransport nach Ungarn die Weichen zu stellen und die Koordination zu besprechen.

Rückblick: In den Jahren 1989 und 1990 begann der Flüchtlingsstrom von DDR-Bürgern nach Ungarn und Tschechien. Tausende suchten hinter den Mauern der Botschaften Schutz und erst als Hans-Dietrich Genscher am 30. September 1989 den Menschen seinen durch frenetischem Beifall unterbrochenen Satz "Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass Ihre Ausreise genehmigt wurde" vom Balkon der Prager Botschaft rief, schien sich die Lage zu entspannen. Doch die Vielzahl der Flüchtlinge stellte beide Länder vor schier unlösbare Aufgaben, weil es mit der materiellen Versorgung nicht zum Besten stand. Es mangelte an allem Erdenklichen, so zum Beispiel an Zelten, Feldbetten, Decken, Wascheinheiten und Babynahrung.

Dieser Notstand zwang Ungarn und Tschechien seinerzeit zu einem Hilfeersuchen und so wurde über das Internationale Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) auch Baden-Württemberg um Mithilfe gebeten. Der DRK-Kreisverband Villingen-Schwenningen setzte sich deshalb mit dem Roten Kreuz in der Raumschaft Triberg in Verbindung, dessen Mithilfe von vorneherein außer Frage stand. Im Sommer 1991 trafen acht Kreisverbände mit Jürgen Lippold in Titisee-Neustadt ungarische Sekretärinnen des Roten Kreuzes zu einer konstituierenden Besprechung, wobei auch die Wunschlisten mit den notwendigsten Materialien übergeben wurden.

Erste Fahrt erfolgt im Jahr 1991 mit einem Lastwagen aus Triberg

Bevor jedoch die Hilfe aus dem Schwarzwald anlaufen konnte, war es ein langer Weg. Fast unüberbrückbare bürokratische Hindernisse versperrten den Weg. Außer logistischen Problemen, wie die aufwendigen Formalitäten an den Grenzen, fehlte es in Ungarn auch an Hilfskräften, bis endlich im Jahr 1991 die erste Fahrt mit einem Lastwagen des Ortsvereins Triberg durchgeführt werden konnte.

Einige Jahre später stellte der Kreisverband Emmendingen den Laster zur Verfügung und seit rund zehn Jahren bringt ein ungarischer Lastwagen die heiß begehrte Fracht in die Hauptstadt der Magyaren.

Ursprünglich war diese Hilfsaktion nur für einen befristeten Zeitraum vorgesehen, doch die "Ungarnfahrt" ist bis heute ein Erfolgsmodell. Jürgen Lippold war von Anfang an mit vollem Einsatz dabei und der 75-Jährige kümmert sich noch heute, zusammen mit seiner Frau Ursula, um die Abwicklung.

Das Ehepaar Lippold rührt auch weiterhin kräftig die Werbetrommel, um so an möglichst viele Sachspenden zu kommen. Das Material wird in den einzelnen Depots der Ortsverbände gesammelt und danach in die Sammelstelle St. Georgen weitergeleitet, um es für den Transport nach Ungarn aufzubereiten. Spendenwillige aus der gesamten Raumschaft können sich jederzeit an den DRK-Ortsverein Triberg-Schonach wenden.

Die Bilanz des Kreisverbands Villingen-Schwenningen kann sich sehen lassen. So wurden von 1991 bis Ende 2016 über 40 000 Euro an Bargeld gespendet und 799 Tonnen Hilfsgüter im Gesamtwert von rund 905 300 Euro nach Budapest transportiert. Auf der Sollseite entstanden Gesamtkosten für den Lastwagen von 115 000 Euro.

"Meine Frau und ich sind von Anfang an dabei. Wir haben über 60 Fahrten organisiert und davon fast alle auch persönlich begleitet", erzählt Lippold. "Wir stellen uns gern in den Dienst der guten Sache, obwohl das immer mit großen Anstrengungen verbunden ist. Deshalb wird es für uns langsam Zeit, kompetente Nachfolger zu suchen. Ich denke daran, zum Ende des nächsten Jahres das Zepter in jüngere Hände zu legen. Wir haben das Glück, bereits schon heute in den Triberger Rot-Kreuzlern Dietmar und Sonja Wiebel zwei adäquate Nachfolger gefunden zu haben", meint Lippold im Gespräch mit unserer Zeitung.