Etappensieger Tony Gallopin Foto: dpa

187,5 Kilometer sind es von Besancon nach Oyonnax: Am Ende war der Franzose Tony Gallopin der Schnellste. John Degenkolb hofft bis zum Schluss, den Ausreißer noch einfangen zu können.

187,5 Kilometer sind es von Besancon nach Oyonnax: Am Ende war der Franzose Tony Gallopin der Schnellste. John Degenkolb hofft bis zum Schluss, den Ausreißer noch einfangen zu können.

Oyonnax - Sturzopfer John Degenkolb ist haarscharf am ersten Tour-Etappensieg seiner Karriere vorbeigeschrammt, stattdessen hat Tony Gallopin die Gastgeber ein weiteres Mal verzückt. Degenkolb fehlten am Ende der elften Etappe über 187,5 Kilometer von Besancon nach Oyonnax nur wenige Meter, um Ausreißer Gallopin noch abzufangen. Der Franzose, der bereits am Nationalfeiertag vor zwei Tagen das Gelbe Trikot geholt hatte, sorgte damit für den zweiten Heimsieg bei der 101. Tour de France.

Vincenzo Nibali, der Spitzenreiter und haushohe Favorit auf den Toursieg, hatte auf der Überführungsetappe keine großen Probleme, das Gelbe Trikot erfolgreich zu verteidigen. Zwei Tage vor der ersten schweren Alpenetappe mit der Bergankunft in Chamrousse am Freitag liegt der 29 Jahre alte Italiener weiter 2:23 Minuten vor dem neuen Sky-Kapitän Richie Porte aus Australien.

„Schade, es haben nur ein paar Meter gefehlt. Ich wollte heute fahren, bis die Schmerzen kommen. Sie sind nicht gekommen. Das ist ein gutes Zeichen, dass der Heilungsprozess vorangeschritten ist“, sagte Degenkolb, der bis zum Schluss hoffte, „dass wir noch an Gallopin rankommen, aber er ist ein starkes Finale gefahren“.

So wurde Degenkolb im brutalen Finale mit vier Anstiegen auf den letzten 46 Kilometern zum traurigen Helden. Vor genau einer Woche war der Klassikerspezialist auf der Arenberg-Etappe schwer gestürzt und hatte eine Muskeleinblutung am Gluteus maximus (Gesäßmuskel) erlitten. Noch am Ruhetag hatte er von großen Schmerzen berichtet: „Bei jedem anderen Rennen würde ich nach Hause fahren. Ich klammere mich an den Strohhalm und hoffe noch auf einen Etappensieg. Ich bin kein Weichei.“ Die Vorstellung am Mittwoch gibt ihm aber wieder Hoffnung auf den langersehnten Etappensieg.

Die Entscheidung fiel auf der rasanten Abfahrt über 13 Kilometer. Mit einer furiosen Fahrt holte sich Gallopin die entscheidenden Sekunden, um vor dem heranstürmenden Hauptfeld zu gewinnen. „Erst das Gelbe Trikot, dann heute die Etappe - das ist unglaublich“, sagte der neue französische Tour-Held. Talansky hatte der Ruhetag nicht viel geholfen. Der Garmin-Kapitän litt weiter an seinen Sturzverletzungen der Vortage und hatte früh sogar den Kontakt zum Hauptfeld verloren, an dessen Spitze seine Teamkollegen Tempo machten. Talansky, der über heftige Rückenschmerzen klagte, lag auf einem bereits aussichtslosen 30. Rang und war aus den Kalkulationen für einen Vorderplatz im Gesamtklassement ohnehin längst herausgefallen.

Dem Sieger der Tour-Generalprobe Critérium du Dauphiné war vor dem Tourstart ein Platz unter den ersten Fünf zugetraut worden. Sollte es für ihn in den nächsten Tagen nicht mehr weitergehen, hätte die Tour nach Chris Froome, Alberto Contador, Andy Schleck und Fabian Cancellara einen weiteren prominenten Fahrer verloren.

Ausreißerkönig Jens Voigt hatte am Morgen am Start für sein geschrumpftes Trek-Team die bedingungslose Offensive für die restlichen Tage angekündigt. In der Ausreißergruppe des Tages war der mit fast 43 Jahren älteste Tourteilnehmer allerdings nicht dabei. Sein Team verlor bisher den verletzten Toursieger von 2010, Andy Schleck, und den vierfachen Zeitfahr-Weltmeister Fabian Cancellara, der sich langfristig auf die Weltmeisterschaften im September in Ponferrada/Spanien vorbereiten will. Deshalb hatte sich der Schweizer jetzt Schonung verordnet.