Ist der Fingersensor des neuen iPhone s5 einfach zu umgehen? Foto: dpa

Von wegen, die Kunden haben das Interesse am iPhone verloren: Mit den beiden neuen Modellen fuhr Apple einen Verkaufsrekord ein. Für einen Wermutstropfen könnte ein deutscher Hacker sorgen.  

Cupertino - Die neuen iPhone-Modelle haben einen Verkaufsrekord für Apple aufgestellt. Am ersten Wochenende seien neun Millionen Geräte verkauft worden, teilte der Konzern am Montag mit. Die vorherige Bestmarke gab es vor einem Jahr beim iPhone 5 mit fünf Millionen Geräten. Die zuletzt schwächelnde Aktie zog um über fünf Prozent an. Allerdings fuhr dem Konzern ein deutscher Biometrie-Experte in die Parade, der den Fingerabdruck-Scanner im neuen Top-Modell iPhone 5s mit einer selbstgemachten Nachbildung ausgetrickst haben will. Eine Reaktion von Apple dazu stand zunächst noch aus.

Apple hatte am Freitag erstmals gleich zwei neue iPhone-Modelle auf den Markt gebracht. Das teurere iPhone 5s sieht äußerlich aus wie das Vorgängermodell, hat aber einen deutlich schnelleren Chip, eine verbesserte Kamera und einen Fingerabdruck-Scanner. Das 100 Euro günstigere iPhone 5c bekam ein Gehäuse aus Plastik. In dem Gerät ist weitgehend Technik aus dem ein Jahr alten iPhone 5 zu finden. Beide Geräte unterstützten nun auch die LTE-Frequenzen der Netzbetreiber Vodafone und O2. Der Vorgänger konnte in Deutschland dagegen bei LTE nur im Netz der Deutschen Telekom funken.

In den vergangenen Wochen war viel über ein gesunkenes Interesse an den Apple-Smartphones spekuliert worden. Am Freitag war das teurere iPhone 5s schnell weitgehend ausverkauft. Nach dem Verkaufsrekord zeigte sich der Konzern auch optimistischer für das Geschäft im laufenden Quartal. Der Konzern erklärte in einer Pflichtmitteilung, der Umsatz werde am oberen Ende der angekündigten Spanne von 34 bis 37 Milliarden Dollar liegen. Dies gelte auch für die Rendite, für die 36 bis 37 Prozent veranschlagt werden. Analysten hatten sich zuletzt Sorgen gemacht, dass ein günstigeres iPhone-Modell die Profitabilität schmälern könnte.

CCC will Scanner ausgetrickst haben

Der Chaos Computer Club veröffentlichte unterdessen am Wochenende ein kurzes Video, in dem zu sehen ist, wie ein iPhone 5s mit Hilfe der Nachbildung eines Fingerabdrucks entsperrt wird. Dazu beschrieb der CCC im Internet, wie der gefälschte Abdruck hergestellt worden sei. Demnach musste zunächst der Fingerabdruck eines Benutzers mit einer besonders hohen Auflösung von 2400 dpi („dots per inch“ - Punkte pro Zoll) abfotografiert werden.

Das Foto sei anschließend am Computer bereinigt und mit einem Laserdrucker in hoher Auflösung auf eine Transparenzfolie gedruckt worden. Auf das Druckbild werde hautfarbene Latexmilch oder weißer Holzleim aufgetragen. In dem Material entstehe dann ein Fingerabdruckbild: „Nach dem Trocknen kann der gefälschte Finger abgenommen werden.“ Danach sei es gelungen, das iPhone mit der Kopie des Abdrucks auf einem anderen Finger zu entsperren, wie das Video zeigt. Dem Onlinedienst „heise“ zufolge steckt hinter der Aktion ein Biometrie-Spezialist mit dem Pseudonym „Starbug“, der seit Jahren verschiedene Fingerabdruck-Scanner austrickst.

Apple betonte bisher, das iPhone 5s erfasse für die „Touch ID“-Funktion in hoher Auflösung Teile des Fingerabdruck-Musters in tieferen Hautschichten. Es ist ein kapazitativer Sensor - das heißt, er reagiert auf das elektrische Feld des Fingers. Der Konzern selbst verglich die Sicherheit der Lösung mit der eines fünfstelligen Zahlen-Codes. Das iPhone verlässt sich nicht nur auf den Fingerabdruck, sonder lässt den Benutzer auch regelmäßig seinen Sicherheits-Code eintippen.

Im Internet war bereits ein Preis für denjenigen gestiftet worden, der als erster „Touch ID“ hereinlegen kann. Am Montag hieß es auf der Website, man warte noch auf ein Video, das den gesamten Prozess angefangen vom Abgreifen des Fingerabdrucks zeige - „zum Beispiel von einem Bierkrug“. Diesen Nachweis ist der CCC aber noch schuldig.