Dortmund konnte das Prestige-Duell in München mit 3:0 für sich entscheiden. Foto: dpa

Borussia Dortmund hat in der Allianz-Arena den FC Bayern München mit 3:0 geschlagen. Manuel Neuer musste wegen Wadenproblemen ausgewechselt werden, Rafinha sah in der Nachspielzeit wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte.

Borussia Dortmund hat in der Allianz-Arena den FC Bayern München mit 3:0 geschlagen. Manuel Neuer musste wegen Wadenproblemen ausgewechselt werden, Rafinha sah in der Nachspielzeit wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte.

München - Bitterer Abend für den FC Bayern: Der deutsche Fußball-Meister hat im Prestigeduell mit Borussia Dortmund eine herbe 0:3 (0:1)-Pleite kassiert und auch noch Manuel Neuer angeschlagen verloren. Bei der höchsten Niederlage in der Amtszeit von Trainer Pep Guardiola („Sorry, die Bundesliga ist vorbei“) musste der Nationaltorwart zur Pause wegen Wadenproblemen ausgetauscht werden. Der Verein sprach von einer Vorsichtsmaßnahme.

Vor 71.000 verblüfften Zuschauern in der Münchner Arena, darunter auch Bundestrainer Joachim Löw, brachte Henrich Mchitarjan (20. Minute) den frechen BVB am Samstagabend in Führung. Gegen den Debütanten Lukas Raeder im Bayern-Kasten schraubten Marco Reus (49.) und Jonas Hofmann (56.) das Ergebnis in die Höhe. Rafinha sah wegen Tätlichkeit gegen Mchitarjan die Rote Karte (90.+1). Ein baldiges Wiedersehen beider Teams könnte es im Pokalfinale am 17. Mai geben; erst einmal müssen beide ihre Halbfinal-Spiele in der Woche gewinnen.

Für die Bayern ging am Samstagabend auch eine Serie zu Ende: Es war die erste Heimniederlage nach 26 Spielen und dem 1:2 am 28. Oktober 2012 gegen Bayer Leverkusen. Zuletzt hatten die Münchner zu Hause mit drei Toren Unterschied im September 2008 verloren. Für den damaligen Trainer Jürgen Klinsmann und sein Team hieß es 2:5 gegen Werder Bremen. Seit der Meisterkür am 25. März in Berlin hat Guardiolas Elf in der Bundesliga nicht mehr gewonnen.

Drei Tage vor dem Pokal-Halbfinale gegen den VfL Wolfsburg zeigte sich der BVB taktisch stark eingestellt. Der Meister von 2011 und 2012 machte die Räume eng, doppelte und störte gut. Der Bayern-Motor kam dagegen gar nicht erst auf Touren, im Aufbauspiel leistete sich der Champions-League-Halbfinalist zu viele Fehler - und nach dem Aus von Neuer ging dann gar nichts mehr. Die Münchner Liga-Gewinner von 2013 und 2014 hatten das Gipfel-Treffen unter das Motto „Willkommen beim Meister“ gestellt und marschierten zu den Klängen von „Forever Number on“ ein - aber statt als großer Champion präsentierte sich der FCB über weite Strecken ohne Leidenschaft.

Dortmund war ständig gefährlich

Wenigstens beide Trainer waren gleich auf Betriebstemperatur. Jürgen Klopp im schwarz-gelben Trainingsanzug mit Kappe gab ebenso gleich lautstark seine Kommandos von der Seitenlinie wie Guardiola in seinem feinen dunklen Zwirn. Einen Tag nach der Auslosung des Champions-League-Halbfinales gegen Real Madrid und vier Tage vor dem eigenen Pokal-Semifinale gegen Kaiserslautern schickte der Spanier eine Top-Elf ins Rennen. Er ließ aber drei DFB-Kicker draußen, Klopp verzichtete indes lange auf die Dienste des künftigen Bayern-Stürmers Robert Lewandowski.

Aber auch ohne den polnischen Weltklasse-Torjäger traf der Gast. Über Pierre-Emerick Aubameyang und Reus kam der Ball zu Mchitarjan. Der Armenier, im BVB-Viertelfinale noch als Chancentod gegen Real gescholten, verwandelte eiskalt zum siebten Saisontor.

Und die Bayern? Im fünften Pflichtspiel in Serie gerieten die Dauer-Rekordjäger in Rückstand, der Trend der vergangenen Spiele mit wenig Ideen im Offensivspiel und fehlenden Torchancen setzte sich fort. Die Münchner, bei denen Mario Götze gegen das Ex-Team abtauchte, hatten selbst nur eine zwingende Toraktion: Nach einer Flanke von Rafinha rutschte Mario Mandzukic beim Torschuss etwas weg - leichte Beute für Dortmunds Keeper Roman Weidenfeller. Dazu sorgte ein Freistoß von David Alaba (14.) in dessen 100. Bundesliga-Spiel für etwas Gefahr. Nach vorne waren die pfeilschnellen Dortmunder viel wirkungsvoller.

Je vier deutsche Nationalspieler auf beiden Seiten sah Löw als Ehrengast auf der Tribüne in den Startformationen beider Teams - nach der Halbzeitpause aber nicht mehr Neuer. Der Nationalkeeper musste mit einer Wadenverhärtung in der Kabine bleiben und bescherte Raeder das Bundesliga-Debüt.

Keine vier Minuten stand dieser im Tor, da war er schon bezwungen. Nach Ballverlust von Ribéry waren Mchitarjan und Aubameyang die Stationen, ehe der Ball zum starken Reus kam. Der Vollblut-Kicker schob am orientierungslos wirkenden Jung-Torwart zum 2:0 ein. Mit versteinerte Miene nahm Uli Hoeneß auf der Tribüne den nächsten Rückschlag seiner Bayern zur Kenntnis. Aber es kam noch bitterer: Hofmann schloss nach einem langen Ball aus der eigenen Hälfte zum 3:0 ab.

Dortmund blieb nach der Hereinnahme von Lewandowski (62.) erst recht gefährlich. Dagegen nahm Guardiola Ribéry und Robben bei klarem Rückstand vom Platz. Mandzukic (71.) und Schweinsteiger (72.) kamen dem Ehrentreffer nahe. Der Treffer von Mandzukic (83.) zählte wegen Abseits nicht.