Ein schleudernder Lkw ließ bei einem Unfall auf der B10 von einem Audi nicht mehr viel übrig. Foto: Fotoagentur Stuttgart

Wie lässt sich die schwarze Serie schwerer Unfälle auf der B 10 stoppen? Immer wieder geraten Autofahrer auf die Gegenfahrbahn – zuletzt kam ein eigentlich Unbeteiligter ums Leben.

Schwieberdingen/Stuttgart - Den Rettern bietet sich auf der B 10 beim Glemstalviadukt ein schreckliches Bild: Ein Straßenreinigungs-Lkw liegt quer auf der Fahrbahn – und ein Audi liegt platt gedrückt darunter. Der Fahrer im Autowrack ist tot, die Mitfahrerinnen sind schwer verletzt. „Zunächst war völlig unklar, wie das Fahrzeug in diese Lage geriet“, sagt ein Polizeisprecher. Über die Staatsanwaltschaft wurde ein Gutachter an den Unglückort beordert.

Inzwischen ist der Ablauf des Unfalls, der sich am Donnerstag gegen 13 Uhr auf Gemarkung Schwieberdingen (Kreis Ludwigsburg) ereignete, etwas klarer. Nach Angaben der Polizei am Freitag war eine 27-jährige VW-Fahrerin von Vaihingen in Richtung Stuttgart unterwegs, als sie aus noch unbekannter Ursache auf die Gegenfahrbahn geriet. War sie von ihrem Kind abgelenkt worden? Hatte sie sich zu sehr mit einem Handy beschäftigt? „Das ist bisher alles Spekulation“, heißt es bei der Polizei.

Fatale Kettenreaktion

Laut Unfallermittlungen kam es dann zu einer fatalen Kettenreaktion. Die Ludwigsburger Golf-Fahrerin kollidierte seitlich mit einer entgegenkommenden Kehrmaschine, deren 57-jähriger Fahrer aber nicht im Einsatz war, sondern mit normaler Geschwindigkeit Richtung Vaihingen fuhr. Der Lkw kam nach dem Aufprall ins Schleudern und seinerseits auf die Gegenfahrbahn.

Dort näherte sich ein Audi-Fahrer, der hinter der Verursacherin ebenfalls in Richtung Stuttgart unterwegs war. Der Pkw-Lenker hatte keine Chance. Das Auto wurde von dem tonnenschweren Lkw förmlich zermalmt. Der 57-jährige Audi-Fahrer war offenbar sofort tot. Seine gleichaltrige Beifahrerin und eine 17-Jährige auf dem Rücksitz überlebten mit schweren Verletzungen.

B10 über Stunden gesperrt

Die VW-Fahrerin und der Lkw-Fahrer erlitten ebenfalls schwere Verletzungen. Das Kind der 27-Jährigen überstand den Unfall dagegen mit leichten Blessuren. Zur Versorgung der Verletzten waren ein Rettungshubschrauber sowie mehrere Notärzte und Rettungswagen an der Unglücksstelle, die mehrere Stunden gesperrt werden musste. Außerdem waren die Feuerwehr-Abteilungen aus Schwieberdingen, Markgröningen und Ditzingen mit insgesamt 13 Fahrzeugen und 45 Wehrleuten im Einsatz.

Die B 10 zwischen Stuttgart und Vaihingen/Enz gerät immer mehr zu einem Unfallbrennpunkt. Die traurige Bilanz der vergangenen Monate laut Unfalldatenbank unserer Zeitung: Ein Toter, 13 Schwer- und zehn Leichtverletzte. Zuletzt war Mitte April ein 50-jähriger Motorradfahrer an der Anschlussstelle Schwieberdingen-West schwer verletzt worden. Im Februar wurde ein 66-Jähriger zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Er hatte bei Korntal-Münchingen einen schweren Unfall verursacht, als er in den Gegenverkehr geriet. Ein 44-jähriger Autofahrer wurde dabei so schwer verletzt, dass er seither ein Pflegefall ist.