Bei den Jostäler Freilichtspielen 2018 wird das Stück "De Glasvogt Melchior" des Autors Hubert Mauz (links) aufgeführt. Regisseurin ist Barabara Rießle. Foto: Kerdraon Foto: Schwarzwälder-Bote

Theater: 2018 Premiere bei Jostäler Freilichtspielen / Hubert Mauz schreibt neues Stück

Die Freilichtspiele Jostal, die einen historischen Hintergrund besitzen, gehören zu den Geheimtipps für Bühnenfreunde aus der Region: Im Sommer 2018 feiert das neue Stück Premiere.

Titisee-Neustadt. Für die Laienschauspieler sind die Bühnenbretter unter freiem Himmel immer wieder eine große und interessante Herausforderung. Nach zweijähriger Pause heißt es für die Schwarzwälder Theaterspieler und ihre Regisseurin Barbara Rießle im August 2018 wieder "Bühne frei" für das Schauspiel "De Glasvogt Melchior".

Ein Stück, das der Wolterdinger Autor Hubert Mauz geschrieben hat. Darin setzt sich der Geschichtenschreiber mit dem harten Alltag in den Glashütten, der Glasmacher und ihren Familien auseinander, die in den mystischen Wäldern des Schwarzwaldes ihr tägliches Brot verdienten. Mauz versucht in seinem Stück, den Zuschauern das Leben und Arbeiten eines Glasmacherdorfs hautnah zu vermitteln. "Ein Thema, das durchaus sehr aktuell ist, zumal 2016 Äule bei Schluchsee, wo auch Glasmacher am Werk waren, ein Fest unter dem Motto "300 Jahre Glasmacherei in Äule" feierten, erinnerte Mauz bei der Vorstellung des neuen Stücks.

Gespannt warteten die Mitglieder der Laienspielgruppe, Schauspieler, Sänger, Kulissenbauer und Bühnentechniker darauf, was dieses Mal das Thema ist. Eingeladen hatte Geschäftsführer Helmut Lüber, der an diesem Abend das große Geheimnis verriet. Ausgesucht haben die Verantwortlichen Hubert Mautz.

Der gebürtige Donaueschinger ist Kenner der Region und schreibt Mundartgedichte, Erzählungen und Theaterstücke. "Ich kenne den Hochschwarzwald schon ewig und weiß genau, wo jeder Schermushufen liegt und jede Schanze steht", versicherte der Baaremer, der in Wolterdingen lebt. Wolterdingen ist ein ehemaliges Glasdorf und da bot es sich für ihn natürlich an, sich genauer mit der Glasmacherei zu beschäftigen. So entstand das Stück "De Glasvogt Melchior".

Beim Einblick in sein Theaterwerk vermittelte Mautz gleichzeitig anhand von Präsentationen und Fotos, wie Glas in der Natur entsteht. Wie Menschen es zu dem verwandeln, was Glas ausmacht und was der Glasmacher alles anstellen muss, bis aus dem spröden Naturglasstein dursichtiges Glas wurde.

Im Schwarzwald wurde die Glasmacherei vor 800 Jahren heimisch, weil mit Holz und Wasser sowie Sand genügend Materialien zur Verfügung standen. Die Glasmacherei verschlang sehr viel Holz. Immerhin benötigte man damals zur Herstellung von einem Kilo Glas zehn Ster Holz. "Zu 80 Prozent wurde das geschlagene Holz für die zur Glasherstellung benötigte Pottasche verwendet und lediglich 20 Prozent für die Anfeuerung des Glasbreis", informierte der Autor. "Die Glasmacher waren eine Verschwendungsgesellschaft", definierte er den hohen Bedarf der Glasmacher an Holz.

"Ein Hafe", wie der Schwarzwälder zu einem Krug sagt, erforderte 25 Stunden Arbeit. Der Glasträger musste alles in seiner Krätze tragen, Gläser, Nachthafe, Öllampe, Stopfeier und Glasperlen, um nur einige Glasprodukte zu nennen. In den Glasmacherdörfern herrschte ein buntes Treiben, dazu gehörten die Holzfäller, der Köhler mit seinen qualmenden Kohlenmeilern, der Glasmüller, die Schürer, der Pottaschen-Sieder, die Schmelzer, der Glasbläser und der Chef des Endproduktes. Bei hohen Temperaturen und der schwierigen Arbeit stellte sich auch der Bierdurst ein, der kostenlos gestillt wurde.

Die Festspielbesucher erwartet auf dem Areal der Öhlermühle wieder ein kurzweiliges Stück Zeitgeschichte, das von Darstellern, Regisseur, Autor und allen anderen Mitwirkenden einen hohen Einsatz erfordert.