Ein Anziehungspunkt ist der idyllische Titisee, an dessen Ufern man spazieren gehen, aber auch ein Boot mieten und hinausfahren kann. Auch Ausflugsboote gibt es auf dem größten See der Region. Fotos: Kerdraon Foto: Schwarzwälder-Bote

Urlaub: Bootsverleih seit Generationen in Familienhand / Kapitän hat seltsame Zeitgenossen kenengelernt

Was wäre ein Urlaub im Schwarzwald, ohne einen Abstecher an den Titisee? Eigentlich gehört der Besuch an den bekanntesten Schwarzwaldsee schon zum angenehmen Pflichtprogramm der Millionen Touristen, die ihren Urlaub im Süden Deutschlands verbringen.

Faszination des Sees für Gäste ungebrochen

Familie Schweizer verleiht seit Generationen Boote

Titisee-Neustadt – Was wäre ein Urlaub im Schwarzwald, ohne einen Abstecher an den Titisee? Eigentlich gehört der Besuch an den bekanntesten Schwarzwaldsee schon zum angenehmen Pflichtprogramm der Millionen Touristen, die ihren Urlaub im Süden Deutschlands verbringen. "Das Bootlefahren" auf dem See, wie der Schwarzwälder gemeinhin sagt, natürlich inbegriffen. Der See bietet alles in diesem Bereich. Von größeren Passagierschiffen, die auf ihren Rundfahrten 120 Personen aufnehmen können, über das Elektroboot zum immer noch beliebten Tretboot bis hin zum romantischen Ruderboot.

"Das Rudern ist etwas für Romantiker und Liebespäärle", weiß Gerhard Schweizer, Seniorchef und Herr über die älteste Bootsflotte am Titisee. "Unseren Betrieb gibt es seit 1909, jetzt ist bereits die dritte Generation dran und die vierte sitzt auch schon im Boot", verrät er.

Der Kapitän: Um 8.30 Uhr, wenn auf den beiden Passagierschiffen Carola und Ingrid nach acht Stunden Nachtpause die fünf Tonnen schweren Batterien für den Bootsantrieb wieder voll aufgeladen sind, geht der Tag für die Schweitzers und ihre Angestellten bereits los. Nur einige Frühaufsteher-Touristen gehen auf der Seepromenade spazieren. Auf den Passagierschiffen ist bereits Bewegung, nicht nur weil die Wellen heute durch den heftigen Wind kräftiger sind als sonst. Die Schiffsböden müssen blitzblank gereinigt und die Fensterscheiben für eine gute Sicht sauber sein, bevor die ersten Passagiere eintreffen. Jetzt hat erst einmal Kapitän Armin Schweizer Dienst. In seiner ansprechenden Uniform erwartet er lächelnd die Touristen. Die freuen sich auf die Fahrt und sind schon ein wenig aufgeregt. "Ja, mit der Hochschwarzwaldcard, mit der können sie fahren", erklärt der Kapitän und scannt die bei den Touristen begehrte Card ein. Dazwischen beantwortet er gelassen die Fragen: "Wann fährt das Schiff ab und gibt es noch Platz auf dem Aussichtsdeck?". Ein Passagier aus dem Schwabenland will wissen, ob der Ein- und Ausstieg für seine rollstuhlfahrende Frau gut zu bewältigen ist. Der Seniorchef nimmt sich dem Schwaben an. "Momentan hat der See etwas wenig Wasser und deshalb geht es nicht ganz so gut", informiert er ihn. Für den besorgten Ehemann ein Grund dafür, nicht mitzufahren. Die Sonne scheint ziemlich heiß und die japanischen Touristinnen, die schnatternd den Steg entlanggehen, haben ihre Strohhüte tief ins Gesicht gezogen. "Wir sind voll", erklärt der Kapitän und sticht mit der gut besetzten Ingrid in See.

Der Seniorchef: Inzwischen übernimmt an diesem Tag der Seniorchef das Passagierschiff "Carola". "Eigentlich bin ich schon Pensionär, aber ich helfe gerne aus, zumal es mir immer noch Spaß macht", erklärt der erfahrene Titisee-Kapitän. In seinem Leben hat er schon über hunderttausend Passagiere über den See geschippert und schon einiges dabei erlebt. "Einmal hat mich ein Fahrgast, der sich in der Gegend nicht so auskannte, gefragt, ob das Schiff auch in Überlingen anlegt", schmunzelt er. Schweizer, der froh ist, dass seine beiden Söhne Armin und Gerhard sowie seine Tochter Ingrid und mit ins Firmenboot eingestiegen sind, zeigt sich zufrieden mit dem Geschäft. "Die letzten beiden Jahre waren außergewöhnlich gut und dieses Jahr sind es die ständigen Gewitter und das schlechte Wetter, was sich natürlich bemerkbar macht", meint er. Vieles hat sich mit den Jahren verändert. "Die Menschen sind unfreundlicher geworden, haben nicht mehr so viel Zeit und alles soll schnell gehen", bedauert Schweitzer, der größten Wert auf die Freundlichkeit seines Personals legt. Das wissen auch seine Stammkunden zu schätzen. "Es war wirklich super schön und der Kapitän hat uns sehr viel Wissenswertes über den See und die Gegend erklärt", zeigen sich die beiden jungen Paare aus dem Norden begeistert von der Schifffahrt.

Soziales Engagement: Gerne engagieren sich die Schweizers auch sozial. "Jedes Jahr lade ich die Tschernobyl-Kinder auf mein Boot ein und die Menschen mit Handicap aus dem Caritasheim in Neustadt dürfen auch kostenlos bei uns Boot fahren", erklärt er, bevor der nächste Schwung Japaner, ein paar Franzosen und vier Engländer an Bord kommen. Er parliert in diesen Sprachen so gut es geht. Sie verstehen ihn jedenfalls.

Elektroboote und Ruderboote: Bei seiner Enkelin Bianca Bockstaller hat sich eine kleine Schlange gebildet. Ein gelber Sonnenschirm schützt sie vor der Hitze. Hinter ihrem Rücken schaukeln die kleinen Elektroboote und ein Paar hölzerne Ruderboote, die auf Passagiere warten, im Wasser. Unbeschwert gibt sie Auskunft und verkauft die Eintrittskarten. Natürlich ist die Realschülerin genauso sprachgewandt, wie ihr Opa und seine Kapitäne. "Die Elektroboote werden entweder von ganz jungen oder von ganz alten Menschen gefahren", erklärt die Ferienjobberin. "Ein Ruderboot mieten meistens ganz romantische Menschen, Verliebte und Nostalgiker", verrät sie noch über die Vorliebe der Titisee-Touristen.

Tretboote: Familien mit Kinder sind die Fans von Tretbooten. Wie die Familie aus der Nähe von Ingolstadt, die das erste Mal einen Schwarzwaldurlaub macht. Sie wird von Luca, dem Italiener, der im Winter hilft, die Flotte fürs Frühjahr herzurichten, flugs angeschoben. Und mit Papa am Steuer macht es richtig Spaß in die Pedale zu treten. Der slowakische Biologiestudent Jurei aus Bratislava gibt schon die zweite Saison die Karten aus. "Der Tag ist hart, aber mir gefällt es sehr gut hier, vor allen Dingen, der Kontakt mit Menschen", erklärt er in gutem Deutsch. Dann stehen schon wieder Leute unter seinem Schirm, die nach einer Karte verlangen, um eine gemütliche Schifffahrt auf dem Titisee zu erleben.

Hinweis auf Bilder zum Artikel: Bild 1 : hsx_19_Titisee__IMG_8751-151812.jpg BU 1 : Ein gefragter touristischer Anziehungspunkt ist der idyllisch gelegene Titisee, an dessen Ufern man gemütlich spazieren gehen, aber auch ein Boot mieten und auf den See fahren. Auch Ausflugsboote schwimmen auf dem größten See der Region. Bilder: Angele Kerdraon Bild 2 : hsx_19_Titisee__IMG_1400-151812.jpg BU 2 : In den Ferien hilft auch Enkeltochter Bianca gerne mit. Lange Warteschlangen an der Tretbootkasse bewältigt sie mit Freundlichkeit. Bild 3 : hsx_19_Titisee__IMG_1463-151812.jpg BU 3 : Die Tretboote sind äußerst begehrt bei Familien. Dabei hilft ihnen Luca gerne das Boot anzuschieben. Bild 4 : hsx_19_Titisee__IMG_1422-151812.jpg BU 4 : Wer es romantisch mag, kann sich auch ein Ruderboot mieten. Bild 5 : hsx_19_Titisee__IMG_1394-151812.jpg BU 5 : Gerhard Schweizer (links), Seniorchef des Familienunternehmens und erfahrener Kapitän ist froh, dass seine gesamte Familie mit im Boot ist. Bild 6 : hsx_19_Titisee__IMG_1382-151812.jpg BU 6 : Kapitän und Juniorchef Armin Schweizer empfängt freundlich seine Bootsgäste zur Rundfahrt auf dem Titisee.

INFOBOX:

Familienunternehmen

Die Firma Schweizer kann auf eine lange Schifffahrts-Tradition zurückblicken. 1909 gegründet, ist es eines der ältesten Schifffahrtsunternehmen am Titisee. Neben der Bootsvermietung kümmern sich die Schweizers und ihre sechs Beschäftigten auch mit dem Rettungsboot "Lorenz" um die Rettungssituation auf dem See. In Schweizers Flotte befinden sich zwei elektrisch betriebene Passagierschiffe, 50 Tretboote, 20 Elektroboote, 15 Ruder- und fünf Badeboote. Außerdem stellen sie für Petrijünger drei Fischerboote zur Verfügung. Die Kapitäne Ralf Pfeuffer, Meinrad Profazi und die Firmenchefs Gerhard und Armin Schweizer steuern die beiden Rundfahrtboote. Zum Bootsbetrieb gehören außerdem Gastronomie und Hoteleriebetriebe. (ker)

Titisee-Neustadt. "Das Bootlefahren" auf dem See, wie der Schwarzwälder gemeinhin sagt, natürlich inbegriffen. Das Gewässer bietet alles in diesem Bereich. Von größeren Passagierschiffen, die auf ihren Rundfahrten 120 Personen aufnehmen können, über das Elektroboot zum immer noch beliebten Tretboot bis hin zum romantischen Ruderboot.

"Das Rudern ist etwas für Romantiker und Liebespärle", weiß Gerhard Schweizer, Seniorchef und Herr über die älteste Bootsflotte am Titisee. "Unseren Betrieb gibt es seit 1909, jetzt ist bereits die dritte Generation dran und die vierte sitzt auch schon im Boot", verrät er.

Um 8.30 Uhr, wenn auf den beiden Passagierschiffen Carola und Ingrid nach acht Stunden Nachtpause die fünf Tonnen schweren Batterien für den Bootsantrieb wieder voll aufgeladen sind, geht der Tag für die Schweitzers und ihre Angestellten bereits los. Nur einige Frühaufsteher-Touristen gehen auf der Seepromenade spazieren. Auf den Passagierschiffen ist bereits Bewegung, nicht nur weil die Wellen heute durch den heftigen Wind kräftiger sind als sonst. Die Schiffsböden müssen blitzblank gereinigt und die Fensterscheiben für eine gute Sicht sauber sein, bevor die ersten Passagiere eintreffen. Jetzt hat erst einmal Kapitän Armin Schweizer Dienst. In seiner ansprechenden Uniform erwartet er lächelnd die Touristen. Die freuen sich auf die Fahrt und sind schon ein wenig aufgeregt.

"Mit der Hochschwarzwaldcard, mit der können Sie fahren", erklärt der Kapitän und scannt die bei den Touristen begehrte Card ein. Dazwischen beantwortet er die Fragen: "Wann fährt das Schiff ab, gibt es noch Platz auf dem Aussichtsdeck?". Ein Passagier aus dem Schwabenland will wissen, ob der Ein- und Ausstieg für seine rollstuhlfahrende Frau gut zu bewältigen ist. Der Seniorchef nimmt sich des Schwaben an. "Momentan hat der See etwas wenig Wasser, und deshalb geht es nicht ganz so gut", informiert er ihn. Für den besorgten Ehemann ein Grund dafür, nicht mitzufahren. Die Sonne scheint ziemlich heiß, und die japanischen Touristinnen, die schnatternd den Steg entlang gehen, haben ihre Strohhüte tief ins Gesicht gezogen. "Wir sind voll", erklärt der Kapitän und sticht mit der gut besetzten Ingrid in See.

Inzwischen übernimmt an diesem Tag der Seniorchef das Passagierschiff "Carola". "Eigentlich bin ich schon Pensionär, aber ich helfe gerne aus, zumal es mir immer noch Spaß macht", erklärt der erfahrene Titisee-Kapitän. In seinem Leben hat er schon über 100 000 Passagiere über den See geschippert und einiges dabei erlebt. "Einmal hat mich ein Fahrgast, der sich in der Gegend nicht so auskannte, gefragt, ob das Schiff auch in Überlingen anlegt", schmunzelt er.

Schweizer, der froh ist, dass seine beiden Söhne Armin und Gerhard sowie seine Tochter Ingrid und mit ins Firmenboot eingestiegen sind, zeigt sich zufrieden mit dem Geschäft. "Die vergangenen zwei Jahre waren außergewöhnlich gut; und dieses Jahr sind es die ständigen Gewitter und das schlechte Wetter, was sich natürlich bemerkbar macht", meint er. Vieles hat sich mit den Jahren verändert. "Die Menschen sind unfreundlicher geworden, haben nicht mehr so viel Zeit und alles soll schnell gehen", bedauert Schweitzer, der größten Wert auf die Freundlichkeit seines Personals legt.

Das wissen auch seine Stammkunden zu schätzen. "Es war wirklich super schön und der Kapitän hat uns sehr viel Wissenswertes über den See und die Gegend erklärt", zeigen sich die beiden jungen Paare aus dem Norden begeistert von der Schifffahrt.

Gerne engagieren sich die Schweizers auch sozial. "Jedes Jahr lade ich die Tschernobyl-Kinder auf mein Boot ein und die Menschen mit Handicap aus dem Caritasheim in Neustadt dürfen auch kostenlos bei uns Boot fahren", erklärt er, bevor der nächste Schwung Japaner, ein paar Franzosen und vier Engländer an Bord kommen. Er parliert in diesen Sprachen so gut es geht. Sie verstehen ihn jedenfalls.

Bei seiner Enkelin Bianca Bockstaller hat sich eine kleine Schlange gebildet. Ein gelber Sonnenschirm schützt sie vor der Hitze. Hinter ihrem Rücken schaukeln die kleinen Elektroboote und ein Paar hölzerne Ruderboote, die auf Passagiere warten, im Wasser. Unbeschwert gibt sie Auskunft und verkauft die Eintrittskarten.

Natürlich ist die Realschülerin genauso sprachgewandt, wie ihr Opa und seine Kapitäne. "Die Elektroboote werden entweder von ganz jungen oder von ganz alten Menschen gefahren", erklärt die Ferienjobberin. "Ein Ruderboot mieten meistens ganz romantische Menschen, Verliebte und Nostalgiker", verrät sie noch über die Vorliebe der Titisee-Touristen.

Familien mit Kinder sind die Fans von Tretbooten. Wie die Familie aus der Nähe von Ingolstadt, die das erste Mal einen Schwarzwaldurlaub macht. Sie wird von Luca, dem Italiener, der im Winter hilft, die Flotte fürs Frühjahr herzurichten, flugs angeschoben. Und mit Papa am Steuer macht es richtig Spaß in die Pedale zu treten.

Der slowakische Biologiestudent Jurei aus Bratislava gibt schon die zweite Saison die Karten aus. "Der Tag ist hart, aber mir gefällt es sehr gut hier, vor allen Dingen, der Kontakt mit Menschen", erklärt er in gutem Deutsch. Dann stehen schon wieder Leute unter seinem Schirm, die nach einer Karte verlangen, um eine gemütliche Schifffahrt auf dem Titisee zu erleben.

Die Firma Schweizer kann auf eine lange Schifffahrts-Tradition zurückblicken. 1909 gegründet, ist es eines der ältesten Schifffahrtsunternehmen am Titisee. Neben der Bootsvermietung kümmern sich die Schweizers und ihre sechs Beschäftigten auch mit dem Rettungsboot "Lorenz" um die Rettungssituation auf dem See. In Schweizers Flotte befinden sich zwei elektrisch betriebene Passagierschiffe, 50 Tretboote, 20 Elektroboote, 15 Ruder- und fünf Badeboote. Außerdem stellen sie für Petrijünger drei Fischerboote zur Verfügung. Die Kapitäne Ralf Pfeuffer, Meinrad Profazi und die Firmenchefs Gerhard und Armin Schweizer steuern die beiden Rundfahrtboote. Zum Bootsbetrieb gehören außerdem Gastronomie und Hoteleriebetriebe.