Die Täter wollen unbeteiligte Personen erschrecken oder auch angreifen. Symbolbild. Foto: dpa

Vor Halloween werden immer mehr Passanten attackiert. Dieses Verhalten ist strafbar.

Sulz - Ein Exemplar der sogenannten "Horror-Clowns" ist in der Nacht auf Samstag jetzt auch in Sulz (Kreis Rottweil) aufgetaucht.

Ein 27-Jähriger war gegen ein Uhr auf der Stuttgarter Straße in Sulz am Neckar auf dem Nachhauseweg und wurde plötzlich von der als Clown verkleideten Person verfolgt. Der völlig verängstigte junge Mann verständigte über Notruf die Polizei.

Die polizeilichen Fahndungsmaßnahmen nach dem etwa 1,90 Meter großen, maskierten Mann führten nach Angaben der Polizei in Tuttlingen bislang nicht zum Erfolg.

Die oft in gruseligen Clown-Kostümen auftretenden Täter wollen unbeteiligte Personen erschrecken oder auch angreifen.

Sie tragen Horrormasken und Waffen und greifen vornehmlich nachts Passanten an. Wie in Sulz sind in den vergangenen Tagen bundesweit gleich mehrere Übergriffe unheimlicher Spaßvögel bekannt geworden.

Jugendlichen Angst eingejagt

Im baden-württembergischen Hockenheim (Rhein-Neckar-Kreis) stellten sich zwei sogenannte Gruselclowns in der Morgendämmerung einem 16-Jährigen in den Weg. In Leimen (Rhein-Neckar-Kreis) bauten sich gleich drei maskierte Unbekannte vor einem Zehnjährigen auf und verfolgten ihn ein Stück.

Unterdessen haben die Teilnehmer des Zombie-Walks am Samstag die Stuttgarter Innenstadt bereits zum sechsten Mal in eine Grusellandschaft verwandelt. Die Parade am Samstagabend nahm ihren Anfang in der Königstraße und dürfte mehrere Hundert Menschen angezogen haben. Die Teilnehmer waren gruselig kostümiert. Nach Einschätzung des Psychologen Jens Hoffmann könnte die Zahl der Übergriffe steigen. "Das Erschrecken hat eine lange Tradition, besonders zu Halloween. Das hat sich nun verselbstständigt, da gibt es einen Nachahmungseffekt", sagt der Leiter des Instituts Psychologie und Bedrohungsmanagement in Darmstadt.

In den USA registrieren die Behörden schon seit zwei Jahren entsprechende Vorfälle. Als Videos tauchen die makabren Streiche dann oft im Internet auf. "Für viele ist das ein Spaß, einige wenige scheinen aber eine sadistische Motivation zu haben, wenn man sich die Aggressivität einiger Taten anschaut", sagt Hoffmann. In Rostock attackierte ein Gruselclown einen 19-Jährigen mit einem Baseballschläger und verletzte ihn. In Gelsenkirchen bedrohte ein 16-Jähriger im Clownskostüm einen zwei Jahre jüngeren Bekannten mit einem Baseballschläger.

Auf der Flucht verletzte sich der 14-Jährige so schwer an der Hand, dass er operiert werden musste. Gegen den 16-Jährigen wird nun wegen Bedrohung und Körperverletzung ermittelt. "In diesem Fall wird es wohl bei Sozialstunden oder einer Ermahnung bleiben", sagt Olaf Brauweiler von der Polizei Gelsenkirchen. "Wäre der Täter volljährig, könnte das durchaus auf eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe hinauslaufen." Die Folgen für die Angreifer seien abhängig vom Einzelfall. "Doch sobald sich jemand verletzt oder der Täter sein Opfer offensichtlich bedroht, gibt es einen Straftatbestand."

Seit einiger Zeit ein Horrorwesen

Warum ist ausgerechnet der Clown so beliebt, der doch eigentlich für Spaß und Freude steht? Der Trend, Figuren, die als niedlich gelten, zu Horrorwesen zu stilisieren, sei weit verbreitet, sagt Wissenschaftler Hoffmann. "Auch in Filmen wird mit solchen Figuren immer wieder gearbeitet.“ Die Berichterstattung über entsprechende Fälle in den Medien und sozialen Netzwerken mache die Clowns noch bekannter. Der Experte geht aber davon aus, dass die Popularität bald wieder nachlässt. Hoffmann rät jedem, der auf einen Gruselclown trifft, keine Angst zu zeigen und sich nicht provozieren zu lassen. "Fordern Sie die Person deutlich auf wegzugehen, und greifen Sie notfalls zum Handy, um die Polizei zu alarmieren." Bisher haben es die Behörden vor Halloween nur mit harmloseren Späßen zu tun gehabt. Das Verkleiden als Gruselclown an sich sei nicht strafbar.

Trotz der zunehmenden Zahl von Grusel-Attacken befürchtet der Kostümgroßhändler Deiters keine größeren Umsatzeinbrüche. "Die Leute sollen sich das Feiern nicht verbieten lassen, wir verbinden Halloween immer noch stärker mit Spaß und Party, nicht so sehr mit dem Grusel", sagte Geschäftsführer Björn Lindert.