Siegfried König betrachtet eine ältere Luftbildaufnahme von Bergfelden. Sie zeigt, wie dicht der Orbstbaumgürtel ums Dorf herum war. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Obstanbau hat in Bergfelden eine lange Tradition / Ab 1900 systematische Anpflanzungen rund ums Dorf

Von Marzell Steinmetz

Sulz-Bergfelden. Siegfried König hat das Bergfelder Archiv bestens geordnet. Ein Griff, und er zieht zwei dicke Ordner zum Thema "Gemeindeobst" aus dem Regal.

Der Bergfelder Archivar stellt zum Streuobstwiesentag am 18. Oktober in Bergfelden den geschichtlichen Hintergrund dar. In den Ordnern hat er manches Detail gefunden, das auch älteren Bergfeldern nicht mehr so bekannt sein dürfte.

Das Pflanzen von Obstbäumen hat in Bergfelden eine lange Tradition. Den ersten Hinweis darauf fand König in den Bürgerannahmeprotokollen von 1738.

Zu einem wirtschaftlichen Faktor im Dorf dürfte der Obstanbau dann im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts geworden sein. Spätestens seit 1827 werden in der Gemeinde Neubürger verpflichtet, zwei Obstbäume für die gemeindeeigenen Grundstücke zur Verfügung zu stellen.

"Es war damals nicht selbstverständlich, als Bürger angenommen zu werden", weiß Siegfried König. Wer das Bürgerrecht erwerben wollte, musste sich das etwas kosten lassen. Und da kam einiges zusammen.

Beispielsweise wurde von einem Bergfelder Bürger, der 1828 eine Frau aus dem badischen Waldkirch ehelichen wollte, verlangt, dass er neben dem Bürgergeld, Waisenhaus- und Gemeinderatsgebühren für seine Braut auch einen Simri Dinkel, ebenso viel Hafer, einen Feuereimer und obendrein zwei junge Bäume im Wert von je 15 Kreuzern liefert.

Auf diese Weise wuchs der Obstbaumgürtel ums Dorf herum. Der Bestand war schließlich so groß, dass die Gemeinde ab 1899 auf Stundenlohnbasis Jakob Beck als Baumwart beschäftigte. Sein Nachfolger von 1934 bis 1966 war Wilhelm Katz. Ab 1900 sind Obstbäume systematisch und in größerer Zahl gepflanzt worden. Aus Siegfried Königs Aufstellung geht hervor, dass von 1900 bis 1952 insgesamt 1430 Bäume gesetzt wurden, davon 865 Hochstämme ohne Sortenangabe, 360 Apfel-, 120 Birn-, 60 Kirsch- und 25 Walnussbäume.

Da kann man sich vorstellen, dass der Baumwart im Ort genug zu tun hatte mit dem Pflegeschnitt im zeitigen Frühjahr und Sommer, der Schädlingsbekämpfung durch Spritzen (was heute nicht mehr der Fall ist), mit Veredelung und Pflanzen.

Immerhin vergab der Gemeinderat das Graben der Löcher an interessierte Dorfbewohner, die sich damit ein Zubrot verdienten. Das war eine harte Arbeit. Die "Bürger für Bergfelden" haben selbst Löcher für die vorgesehene Pflanzaktion der Grundschüler während des Streuobstwiesentags ausgehoben – aber nur drei Stück und mit Hilfe eines Minibaggers. "Zweieinhalb Stunden dauerte das", sagt Siegfried König.

Bei den Pflanzaktionen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden wesentlich mehr Löcher benötigt. Die Gemeinde hatte beispielsweise allein im Jahr 1904 beim Gartenbaubetrieb Späth in Hopfau 150 Obstbäume bestellt.

Die gemeindeeigenen Baumbestände wurden verpachtet. Die Einnahmen lagen früher jährlich zwischen 250 und 300 D-Mark. Das geerntete Obst haben die Bergfelder gemostet, im Keller gelagert, in Gläsern eingemacht, gedörrt oder zum Backen verwendet.

Die Ortschaftsverwaltung vergibt gegen eine geringe Gebühr auch heute noch die Bäume auf den Streuobstwiesen. "Das wird nicht mehr so geschätzt", bedauert König.

Doch inzwischen hat sich im Ort eine Streuobstinitiative gebildet. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die vorhandenen Obstbaumbestände zu pflegen und zu ergänzen. Am 18. Oktober werden Besucher auch darüber informiert, welche ökologische Bedeutung die Streuobstwiesen haben.