Die Söhne der Flüchtlingsfamilie erzählen von ihrer Flucht aus Sri Lanka Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Eine tamilische Familie erzählt von ihrem überstüürzten Weggang aus Sri Lanka / Ständig Repressalien ausgesetzt

Von Ingrid Vögele

Sulz. "Macht hoch die Tür, die Tor macht weit", diese Zeilen des Eingangslieds gaben genau den Inhalt des Familiengottesdienstes wieder. Unter dem Adventsthema "Flucht" berichteten Flüchtlinge aus Sri Lanka von ihrer eigenen Flucht.

Wieder spielte die Orgel leise das Lied "Auf der Flucht" und Urs Thiel versammelte alle Kinder auf den Stufen zum Chorraum. Ein Kartenausschnitt auf einer Bildwand zeigte die Insel Sri Lanka, eingebettet in Fotos von Flüchtlingen. Der Kreis wurde erweitert um tamilische Flüchtlinge aus Sri Lanka. Große Kinderaugen betrachteten die Familie, insbesondere die jüngste Tochter, ein Mädchen von circa vier Jahren. Annette Kromer stellte die Familie vor, die "in Vöhringen eine Heimat gefunden hat". Zunächst suchten die Kinder auf der großen Weltkarte die Insel Sri Lanka, die den meisten als Urlaubsparadies bekannt ist.

Kromer erhellte die ethnischen Hintergründe, die immer wieder zum Bürgerkrieg führten. Als Minderheit von circa 15 Prozent waren sie ständig Repressalien ausgesetzt. In unruhigen Zeiten seien sie als Söhne immer Gefahr gelaufen, gefangen genommen zu werden. Um den Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitete der Vater zuvor schon in Saudi-Arabien. Er wagte zuerst den Schritt nach Deutschland.

Er selbst sei seit 2007 hier, denn da habe der Vater die Familie nachgeholt, erzählt ein Sohn. Viel Geld hätten sie bezahlt an die Fluchthelfer, berichtet der Vater und zeigt den Weg an der Karte. Mit dem Flieger sei es nach Singapur gegangen, dann nach Thailand. Russland und Polen waren weitere Stationen bis zur Landung in Berlin. Vöhringen war dann nach vielen Monaten Endstation. Man erfuhr von den Anfangsschwierigkeiten, aber auch von der Zuversicht, die heute die Familie zeigt. Momente des Heimwehs und der Trauer wurden in den Erzählungen über die Großeltern spürbar, die man nicht besuchen könne, wolle man nicht gekidnappt werden.

Urs Thiel griff die Erzählungen auf und "übersetzte" die Aussagen für die Kinder mit Hilfe der Bilder. Das Wort "Flucht" hatte Gestalt angenommen. Die Bildwand wurde als weitere Wand in die Behausung eingesetzt, symbolisch als Weiterbau an der Heimat für Menschen, die auf der Flucht sind. Im anschließenden Adventskaffee konnten weitere Details zur Flucht erfahren werden.