Beim wilden Tanz um das gleißend helle Feuer werfen die Hexen unheimliche Schatten auf den Marktplatz. Foto: Cools

Hexen strömen aus der Dunkelheit zum Feuer. Schultes wird in Hannikels Ketten gelegt. Mit Video

Sulz - Da liegt etwas in der Luft, ein Knistern, eine Anspannung – kaum greifbar. Als der Donnerschlag ertönt und dunkle Gestalten aus allen Ecken und Winkeln der Stadt kriechen und zum Marktplatz strömen, wird allen bewusst, was es ist: Die Hexen kommen.

Beim Feuer auf dem Sulzer Marktplatz wagt keiner zu sprechen, denn die Nacht gehört den Hexen. Unheimliche Klänge untermalen ihre schleichenden Schritte, während sie mit dem Besen über den Asphalt kratzen. Funken sprühen, als eine Hexe mit flatterndem Haar vom Becherberg herabgeflogen kommt. Die anderen Gestalten haben Fackeln entzündet, deren tanzende Flammen schaurige Schatten werfen. Sobald die Musik einsetzt, begeben sich die wilden Hexen in Formation. Das Feuer unter dem Kessel ist nun gleißend hell – rot und grün blendend, während die Hexen wild um den Kessel herumtanzen.

Der Schultes Gerd Hieber windet sich noch. Dabei weiß er so gut wie jeder andere Fasnetsbegeisterte, dass die Narren längst die Stadt eingenommen haben. Bevor das Stadtoberhaupt jedoch in Ketten gelegt wird, bekommt es die Gelegenheit, sich für die Verfehlungen des Jahres zu rechtfertigen und seinerseits ordentlich auszuteilen.

So ist der Stuhl des Zunftmeisters Thomas Freund beim Abstauben unter der Last dessen Lasters zusammengebrochen. Der üppige Biergenuss sei schuld, unkt der Schultes. Hätte die Wirtin ihn nicht gefangen, so ist Hieber sich sicher, "wie an Maikäfer voll Entzücka, läge der wahrscheinlich heut no uf am Rücka".

Doch auch dem Schultes mangelt’s an Sportlichkeit. Schließlich habe man ihn und Axel Blochwitz auf dem Tandem beim Neckartal-Erlebnistag anschieben müssen – "des Gleichgewicht hend ihr zwoi net gfonda". Und der Schultes muss anhand dessen gestehen, dass er das Wortgefecht und die Macht über die Stadt für fünf Tage verloren hat.