Im Atelier filzt Helma Mauch, strickt Christa Wöhr und webt Elke Strobel (von links). Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Im Mühlheimer Atelier wird auch gefilzt und gestrickt / Produkte aus heimischer Wolle / Direktvermarkter in Sulz

Von Ingrid Vögele

Sulz-Mühlheim. Eine Farbenpracht in Rohwolle und Garnen leuchtet dem Kunden entgegen, wenn er die "Filzweberei" in der Hindenburgstraße in Mühlheim betritt, an einem trüben Tag eine richtige Wohltat.

Und wie Bänder ziehen sich die daraus verarbeiteten Produkte in den Regalen weiter. Der Blick bleibt unwillkürlich an gefilzten Hausschuhen hängen. Farben und ausgefallene Formen lassen staunen und ganz besonders, wie kreativ der Werkstoff Filz noch verwendet wird. Taschen, Gefäße, Sitzkissen, Wohnaccessoires oder Blüten lugen aus den Fächern, und ein Hutständer mit mehreren Herren- und Damenmodellen rundet den Eindruck ab. Federleicht seien sie, trotzten jeder Witterung, ließen Regen abperlen und seien immer etwas Individuelles, erklärt Herstellerin Helma Mauch.

Ein Damenhut mit einer neuen Dekoration wartet noch auf seine Besitzerin, während eine andere Kundin begeistert probiert und sich schließlich einen bestellt. Für eine große Tasche wird nach der Wollmenge gefragt. "Ja, dann wiegen wir halt mal die da", ist nebenbei zu hören. Zu Hause, die guten Ratschläge noch im Ohr, wird das Material Wolle verarbeitet. Der Besucher erhält selbst Einblick ins Filzen und sieht aus einer Handvoll Rohwolle eine zarte Blüte entstehen, die mit anderen als Lichterkette bei "Sulz erstrahlt" ein warmes Leuchten verbreiten wird. Die Wolle stammt zum Teil von den Schafen aus der eigenen Herde ihres Mannes, dem Schäfer David Mauch. Sie werde gewaschen, selbst kardiert, also gekämmt, eventuell noch gefärbt und könne dann verfilzt werden, sagt Helma Mauch. Wird dieses Rohprodukt noch gesponnen, dann findet sie beim Weben und Stricken Verwendung. Und Weben ist die Kunst von Elke Strobel.

Im Verkaufsraum, der zugleich auch Atelier ist, kann der Kunde bei diesem Handwerk noch zusehen. Treten, schieben, anschlagen – immer im gleichen Rhythmus entsteht gerade auf einem der vier mechanischen Flachwebstühlen ein feines Baumwollgewebe, das anschließend abgeschnitten, mit Aufhänger versehen und mit eingenähten Rändern zum Verkauf angeboten wird. Daneben findet man auch feine Schals oder ärmellose Westen und alles in verschiedenen Garnen, je nach Kundenwunsch. "Weben hat etwas Meditatives, man muss selbst ganz ruhig sein, sonst reißen die Fäden oder es gibt keine glatten Ränder", beschreibt Strobel ihre Arbeit. Das wäre schon schlimm, denn was gerade so mühelos und flott vonstatten geht, verlangt einen Tag Arbeit und mehrere Helfer zum "Bäumen", das heißt zum Herrichten des Webstuhls, denn es seien zwölf Meter Fadenlänge und 600 Fäden in der Breite drauf. An einem Hochwebstuhl entsteht gerade ein Parament für eine Kirche, also ein Tuch zum Beispiel für die Kanzel, denn sie arbeitet auch für eine Paramentenwerkstatt in Backnang.

Die dritte im Bunde ist Christa Wöhr. Seit drei Jahren ist sie mit Stricken und Häkeln dabei und vervollkommnet damit das Angebot. Socken, Babyschuhe, Mützen, Stulpen, Schals oder modische Dreieckstücher sind in kreativen Designs erhältlich. Liebhaber von gegerbten Schaffellen werden ebenfalls fündig. Einem richtigen Farbtupfer gleich kommen die Mühlheimer Erzeugnisse auf den Kunsthandwerkermärkten der Umgebung. Wer selbst eines dieser Hobbys betreibt, ist mit dem Angebot inklusive Beratung der Laden-Werkstatt gut bedient, zumal man sich noch bei den drei Künstlerinnen kostenlos Anregungen holen kann.