Tränen mit Vorurteilen werden angebracht. Foto: Vögele Foto: Schwarzwälder-Bote

Themenreihe "Flucht" wird im Familiengottesdienst fortgesetzt

Von Ingrid Vögele

Sulz. Wieder hatten sich die Kinder in St. Johann mit dem Thema "Flucht" beschäftigt. Der dritte Adventssonntag wurde mit einem Familien- und gleichzeitig Bußgottesdienst gefeiert.

Nach der Einstimmung durch das Adventslied versammelten sich wie gewohnt viele Kinder auf den Stufen zum Chorraum. In ihrer Mitte lag die dritte Bildwand. Urs Thiel erinnerte die Kinder im Gespräch an die ersten Themen – warum und wie Menschen flüchteten. Diesmal zeigte die Wand ein weinendes Kindergesicht. Dazu erzählte er, aus der Sicht der Mutter, die Geschichte eines Kindes aus einem fremden Land. Ihr lauschten nicht nur die jungen Akteure.

Eine Momentaufnahme aus einem Kinderleben zeigte, wie eine Kinderseele durch Vorurteile verletzt wurde. Da freute sich ein Junge, der zu seinem Geburtstag zehn Kinder eingeladen hatte. Aber keines kam. Hatte er einen Fehler gemacht? Die Enttäuschung stand spürbar im Raum, als nur eine Stimme gratulierte – nämlich die der Mutter. Wie fühlte sich der Junge? Dieser Frage ging Thiel mit den Kindern nach, die aus ihrer eigenen Gefühlswelt heraus antworteten und erkannten: Flüchtlinge sind keine Menschen von einem anderen Stern.

Alle Antworten fanden ihren Platz auf Tränen, die rund um das weinende Kind auf die Wand geheftet wurden. Ganz behutsam wurden die Gründe für die Zurückweisung zusammengetragen und der Begriff "Vorurteil" in einem bewegenden Moment für jeden erfahrbar gemacht. "Vorurteile führen zu Tränen, wir wollen es anders machen", führte Thiel zurück, und an der "Heimat für Fremde" wurde weitergebaut. War die Seitenwand vorher als bloßes Gestell noch wackelig, so wurde sie in Verbindung mit den andern beiden nun zu einem festen Mauerwerk, bei dem nur noch das Dach fehlt.