König Ludwig II. hat das Bild in Auftrag gegeben: Gustav Bauernfeind malte 1879 den prachtvollen Saal des markgräflichen Opernhauses. Die Kopie des Gemäldes befindet sich im Sulzer Bauernfeindmuseum. Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Gustav Bauernfeind hat 1879 das Innere des Markgräflichen Opernhauses gemalt / Vosseler hält Vortrag in Bayreuth

Von Marzell Steinmetz

Sulz. Wenn es um Gustav Bauernfeind geht, ist Peter Vosseler ein gefragter Referent. Am Sonntag, 14. September, hält er einen Vortag über Deutschlands "größten Orientmaler" im Rahmen der Residenztage in Bayreuth.

Peter Vosseler, Leiter des Sulzer Bauernfeindmuseums, hatte eigentlich etwas ganz anderes vor. Am 24. Dezember 2014 ist der 110. Todestag von Gustav Bauernfeind. Er starb im Alter von 56 Jahren unter dem "halb geschmückten Weihnachtsbaum" in Jerusalem.

Vosseler wollte aus diesem Anlass eine Veranstaltung organisieren. Über Ilse Schmid, Frau des verstorbenen Bauernfeind-Experten Hugo Schmid und Vosselers Vorgänger als Museumsleiter, kam ihm das Buch über das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth in die Hände. Das hat einen Bezug zu Bauernfeind: Der in Sulz gebürtige Maler hat im Auftrag des Bayern-Königs Ludwig II. den prachtvollen Saal des Gebäudes gemalt. Entstanden ist ein Meisterwerk in der Größe von 104 mal 139 Zentimetern. Eine Fotokopie befindet sich im Bauernfeindmuseum.

Vosseler hätte nun gern das Original in Sulz ausgestellt – und machte sich auf die Suche danach. Seine Recherchen führten ihn zum Schloss Nymphenburg in München. Die bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen ist hier untergebracht, und dort solle, so erfuhr Vosseler, das Bild vom Opernhaus sein. Er telefonierte mit dem Leiter der Schlösserverwaltung, Thomas Rainer. Dieser freute sich über den Anruf aus Sulz: Von Bauernfeind habe er schon etwas gehört. Er bestätigte Vosseler auch, dass sich das gesuchte Bild im Schloss Nymphenburg befinde, allerdings derzeit nicht ausgeliehen werden könne. Der Grund: Bauernfeinds Gouache-Gemälde diene als Vorlage für die Restaurierung des alten Festspielhauses in Bayreuth. Vosseler war keineswegs enttäuscht: "Da habe ich frohlockt." Zumal Rainer versprach, das Bild herauszugeben, wenn es nicht mehr benötigt werde. Vosseler erklärte sich auch auf die Bitte von Rainer im Gegenzug bereit, im Rahmen der Residenztage in Bayreuth vom 13. bis 21. September einen Vortrag über Gustav Bauernfeind zu halten.

Das Innere des Markgräflichen Opernhauses hat Bauernfeind 1879 gemalt. Für die in Tübingen geborene Kunstexpertin Petra Kühner-Versteegh, die über den Orientmaler promoviert hat, nimmt das Gemälde eine Sonderstellung ein. Sie vermutet, dass Bauernfeind, der sein Atelier damals in München hatte, den Auftrag aufgrund seiner erfolgreichen Teilnahme an einer internationalen Kunstausstellung erhalten hat. Sie schreibt zum Festspielhaus-Bild: "In ungeheurer Präzision ist von der Bühne aus gesehen die aufwendige Innengestaltung, in der Grün und Gold dominieren, festgehalten, wobei vor allem die exakte zentralspektivische Ausführung ins Auge fällt."

König Ludwig hat offenbar gut dafür bezahlt. Das Honorar, so Petra Kühner-Versteegh, "sollte den finanziellen Grundstock für die bald darauf folgende Reise in den Orient bilden. Insofern ist diesem Auftrag eine gewisse Schlüsselstellung in Bauernfeinds Leben und Werk beizumessen."

Da es mit der Ausstellung des Originals vorerst nichts wird, möchte Vosseler einen Vortrag veranstalten. Halten soll ihn Petra Kühner-Versteegh am Freitag, 28. November, um 19.30 Uhr entweder im Museum oder im Bürgersaal des Rathauses. Ihr Thema werden die Kunstmarktbewegungen der Bauernfeind-Bilder, die hoch gehandelt werden, sein. Dabei wolle sie auch auf den Orientalismus im Kunstmarkt eingehen und dabei einen aktuellen Bezug zur heutigen Situation in Damaskus und Palästina herstellen.

Dass gleichzeitig an dem Termin "Sulz erstrahlt" stattfindet, hält Vosseler für kein großes Problem, zumal der Markt im Stadtzentrum bis Vortragsbeginn fast beendet sein wird.